Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Gründungsversammlung eines Landesverbands des „antimarxistischen Kampfbundes“ „Erste Legion“ in Rüdesheim, 2. Juni 1951

In Rüdesheim wird der Landesverband der sich selbst in seiner Satzung als „Kampfbund gegen Marxismus und Nihilismus und für ein christliches Abendland“ bezeichnenden deutsch-nationalen „Ersten Legion“ gegründet. Der Gründungskader der erstmals zur Jahreswende 1950/51 ins Rampenlicht der Öffentlichkeit getretenen Organisation rekrutierte sich auf Bundesebene hauptsächlich aus ehemaligen Stabsoffizieren der Wehrmacht, und vor allem aus den Reihen hoher CDU-Funktionäre.1

Auf dem Landesparteitag am 5. April 1950 hatte die Landesversammlung der CDU ein ausdrückliches Verbot der Doppelmitgliedschaft in der „Ersten Legion“ und in der Jungen Union (JU) bzw. in der CDU beschlossen. Der sich trotz dieses Verbots für die elitäre, dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnende Gruppierung engagierende JU-Landesreferent für Wirtschaftspolitik Gerhard Märten teilte im Vorfeld der Gründungsversammlung dem Rüdesheimer Landrat in einem Telefongespräch mit, dass die durch Kooptation rekrutierten und sich zur „Kameradschaft, Lauterkeit, Selbstverantwortung und Treue“ verpflichtenden „Legionäre“ in Hessen den Beschluss des Darmstädter Parteitages als ungültig betrachteten, weil „insbesondere der Bundeskanzler der Ersten Legion gegenüber positiv eingestellt sei“2 Tatsächlich sprach sich Konrad Adenauer auf der Bundesvorstandsversammlung der CDU am 5. Dezember 1950 gegen allzu große Bedenken gegenüber der „Ersten Legion“ aus. Man solle diese Organisation erst einmal auf ihre Entwicklung beobachten. Es seien auch sehr gute Leute darin.3
(KU)


  1. Eine ganze Anzahl prominenter Politiker der Bonner Regierungskoalition sind oder waren Angehörige der „Legion“ oder stehen ihre nahe. So gehören bzw. gehörten zum Beispiel Georg Kiesinger (CDU; Kiesinger kehrte der „Legion“ nach kurzer Zeit offiziell wieder den Rücken), Erich Mende (FDP) und Hans-Joachim von Merkatz (DP) zum „Direktorium“ der Gruppe. Andere – unter ihnen Heinrich Böx (CDU), früher Chef des Bundespresse- und Informationsamts, Erich Schmalz (CDU), Amtsgerichtsrat und einer der Referenten des Bundeskanzlers und Adolf Dedekind, persönlicher Referent des Bundesminister für Angelegenheiten des Bundesrates Heinrich Peter Hellwege, bilden gegenwärtig den „Führungsstab“ der sich entschieden für eine bundesdeutsche Wiederbewaffnung und gegen „Parteiegoismus“ und „mechanische Demokratie“ aussprechenden Gruppe.
  2. Neitzke, Die CDU Hessen 1950–1967. Politikentwicklung und Organisationsstrukturen, Wiesbaden 2010, S. 25.
  3. Vgl. das entsprechende Protokoll der Sitzung vom 5. Dezember 1950, in: Christlich-Demokratische Union Deutschlands (hrsg. Körperschaft) / Buchstab, Günter (Bearb.): Adenauer: „Es musste alles neu gemacht werden“. Die Protokolle des CDU-Bundesvorstandes 1950–1953, bearbeitet von Günter Buchstab (Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte; 8), 2. Aufl., Stuttgart 1986, S. 12.
Belege
Weiterführende Informationen
Hebis-Schlagwort
Deutschland, Bundesrepublik ; Deutschland / Wehrmacht ; Berufssoldat ; Rehabilitation ; Geschichte 1945-1955
Empfohlene Zitierweise
„Gründungsversammlung eines Landesverbands des „antimarxistischen Kampfbundes“ „Erste Legion“ in Rüdesheim, 2. Juni 1951“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4724> (Stand: 2.6.2023)
Ereignisse im Mai 1951 | Juni 1951 | Juli 1951
Fr.Sa.So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30