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Bericht des SS-Sicherheitsdienstes über große Schwierigkeiten im Paketverkehr, 29. November 1943

Der Sicherheitsdienst der SS beschäftigt sich in seinem Bericht zu Inlandsfragen mit den Meldungen über die Schwierigkeiten im Paketverkehr. Aus allen Teilen des Reiches werde berichtet, dass der Paketverkehr der Reichspost in den letzten Wochen und Monaten einen überdurchschnittlich großen Umfang angenommen habe und aus verschiedenen Gründen nicht mehr reibungslos bewältigt werden könne. Daraus habe sich ein großer Paketstau an vielen Stellen im Reich ergeben.

Bei der Frage zu den Ursachen dieser Schwierigkeiten kommt der Bericht zu dem Ergebnis, dass die Zunahme im Paketverkehr im wesentlichen kriegsbedingt sei und eine durch Umfang und Auswirkung des Luftkrieges bedingte Erscheinung. Durch Evakuierungen aufgrund des Luftkrieges und wegen der Verlagerung von Industriebetrieben und Verwaltungen seien ganz erhebliche Güterbewegungen ausgelöst worden. Darüber hinaus würden aus den Luftnotgebieten von vielen Volksgenossen Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände in weniger gefährdete Gebiete verschickt und evakuierten Personen Kleidungs- und Haushaltsgegenstände nachgesandt. Hinzu komme ein ständig wachsender Paketverkehr der ausländischen Arbeiter, die aus ihren Heimatländern mit Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen versorgt würden, sowie ein starker Obstversand. So komme es zu Paketlaufzeiten von sechs bis acht, gelegentlich sogar zehn Wochen.

Ein wesentlicher Faktor dieser Probleme seien die kriegsbedingt zunehmenden betriebstechnischen und personellen Schwierigkeiten. Die großen Postumschlagplätze in Nord- und Westdeutschand, darunter in Kassel, seien durch den Luftkrieg in den betrieblichen Anlagen schwer getroffen, außerdem sei auch das rollende Material aller Art im größtem Umfang vernichtet worden. Es komme deshalb beispielsweise vor, dass beladene Postwagen zum Entladen zwangsläufig von einem Bahnhof zum anderen geschoben würden. So sind z. B. Postwagen von Kassel nach Frankfurt/Main, von da nach Mannheim, von dort zurück nach Kassel und zuletzt nach Goslar/Harz gerollt worden, um dort entladen zu werden. Die Schwierigkeiten würden durch den Ausfall der großen Umschlagstationen Hannover und Kassel sowie durch die starken personellen Probleme noch vermehrt.
(OV)

Belege
Empfohlene Zitierweise
„Bericht des SS-Sicherheitsdienstes über große Schwierigkeiten im Paketverkehr, 29. November 1943“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4739> (Stand: 29.11.2020)
Ereignisse im Oktober 1943 | November 1943 | Dezember 1943
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