Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Großer Flugtag zum Auftakt der Prinz-Heinrich-Fluges auf dem Darmstädter Exerzierplatz, 17. Mai 1914

Auf dem Exerzierplatz in der großherzoglichen Residenzstadt Darmstadt beginnen die mehrtägigen Veranstaltungen des seit 1911 jährlich ausgetragenen Zuverlässigkeitswettbewerb für deutsche Flugzeuge („Prinz-Heinrich-Flug“). Schirmherr (und Namengeber) des Flugwettbewerbs ist seit dem vergangenen Jahr Prinz Heinrich von Preußen (1862–1929), der Bruder Kaiser Wilhelms II., selbst ein begeisterter Flieger. Der vorwiegend vor dem Hintergrund des militärischen Interesses an der Luftfahrt ausgetragene Wettbewerb dient zur Erprobung der neuesten Flugzeugmodelle aus deutscher Fertigung. Im Rahmen eines sich über mehrere Etappen erstreckenden Flugversuchs, der in diesem Jahr von den teilnehmenden Fliegern in fünf Etappen und über eine Gesamtentfernung von 2.600 Kilometern auszuführen ist, sind Luftaufklärungsübungen durchzuführen. Sieger des Wettbewerbs ist derjenige Pilot, dem die Bewältigung der Strecke in der kürzesten Zeit gelingt. Ausgehend von Darmstadt umfassen die Etappenziele die Orte Frankfurt am Main (zu erreichen in einem Streckenflug über die Kontrollstationen Mannheim, Pforzheim und Straßburg, woran sich ein zusätzlicher Rundflug von Frankfurt über Koblenz und Köln und zurück nach Frankfurt anschließt), Hamburg (als Streckenflug von Frankfurt aus anzusteuern über Kassel und Braunschweig sowie zusätzlich als Rundflug ab Hamburg über Hannover, Münster, Bremen und zurück nach Hamburg) sowie Köln, das als letzter Zielort von Hamburg aus erreicht werden muß. Teilnahmeberechtigt sind Offiziere des deutschen Heeres und der Kaiserlichen Marine, die, anders als zu Beginn der jährlichen Austragung des Wettbewerbs im jahre 1911, mittlerweile die Mehrheit der Teilnehmer stellen. Zusätzlich sind auch deutsche zivile Piloten zugelassen, die jedoch von einem im Deutschen Luftfahrt-Verband organisierten Verein vorgeschlagen werden müssen. Unter den teilnehmenden Flugzeugführern treten allein 20 von der bayrischen und der preußischen Heeresverwaltung gemeldete Offiziere an. Die am diesjährigen „Prinz-Heinrich-Flug“ beteiligten Flugzeugfabrikanten stellten vor Meldeschluss des Wettbewerbs 34 Flugzeuge; die Gesamtzahl der teilnehmenden Maschinen erhöht sich nach Meldeschluss auf 40.

In den Städten der Etappenziele und Zwischenstationen werden die Piloten und ihre Maschinen von zahlreichen Schaulustigen erwartet. Begleitveranstaltungen und Unterhaltung rahmen vielerorts das Ereignis volksfestartig ein. Der umfangreiche Etappenflug wird allerdings von zahlreichen Unfällen begleitet, die für einige Piloten tödlich enden. Bis zur Beendigung des Wettbewerbs lassen insgesamt vier Offiziere ihr Leben; unter den zivilen Teilnehmern sind keine Todesfälle zu beklagen. Der Militärpilot Rudolf von Thüna (1887–1936) und sein Bord-Beobachter Diether-Dennies von Kleist (1890–1971) gehen mit einem Doppeldecker des in Berlin ansässigen Flugzeugbauunternehmens „Luftverkehrsgesellschaft“ (LVG) als Sieger aus der Flug-„Rally“ hervor.
(OV/KU)

Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Großer Flugtag zum Auftakt der Prinz-Heinrich-Fluges auf dem Darmstädter Exerzierplatz, 17. Mai 1914“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/449> (Stand: 26.11.2022)
Ereignisse im April 1914 | Mai 1914 | Juni 1914
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