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Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Konkurs der Darmstädter Volksbank e. G., 24. August 1931

Die in Darmstadt ansässige genossenschaftliche Darmstädter Volksbank muss aufgrund eines Verlusts von drei Millionen Reichsmark Konkurs anmelden. Damit treffen die wirtschaftlichen Auswirkungen der in Deutschland seit einigen Wochen vorherrschenden Bankenkrise, insbesondere der vollständige Verlust der Einlagen der Bankkunden, auch dieses eher kleine Institut, dessen Direktor Georg Weiler unter Anklage gestellt und abgesetzt worden ist, schwer. Der Bank Run war im vorangegangenen Juli durch den Zusammenbruch der Darmstädter und Nationalbank KGaA (kurz: Danat-Bank) ausgelöst worden, der das Übergreifen der Weltwirtschaftskrise auf Deutschland signalisierte und das Vertrauen in das gesamte deutsche Bankensystem erschütterte. Die Zahlungsunfähigkeit der in Berlin beheimateten Danat Bank, der zweitgrößten Bank Deutschlands, löste eine Abhebe-Welle auf Konten aller anderen deutschen Kreditinstitute (Höhepunkt am 13. Juli) und die Deutsche Bankenkrise aus. Der Ansturm auf die Bankhäuser und die in kurzer Folge insbesondere von allen namhaften Großbanken verkündete Illiquidität zwang die Reichsregierung für den 14. und 15. Juli allgemeine Bankfeiertage zu verkünden und den Zahlungsverkehr durch mehrere Notverordnungen stark einzuschränken.

Die Volksbank Darmstadt ist eine der ersten in Deutschland gegründeten Banken in der Rechtsform der eingetragenen Genossenschaft (Genossenschaftsbanken). Der in Darmstadt seit 1852 bestehende „Darlehensverein für Darmstadt und Bessungen“ (eine Aktiengesellschaft) wandelte sich am 14. August 1862 in eine Genossenschaft nach Rechtsgrundsätzen der Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung um, die Mitte des 19. Jahrhunderts von den deutschen Sozialreformern und Politikern Franz Hermann Schulze-Delitzsch (1808–1883) und Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818–1888) als Leitsätze für die Gründung von genossenschaftlichen Kreditinstitutionen aufgestellt worden waren.1 Zunächst unter der Bezeichnung „Vorschußverein für Darmstadt“ firmierend, nannte sich das Unternehmen ab 1870 „Darmstädter Volksbank eingetragene Genossenschaft“.2 Nach Durchführung eines Vergleichsverfahrens (Erstattung von 85 % der Gläubigerforderungen innerhalb von drei Jahren) gelingt dem Unternehmen im Verlauf der 1930er Jahre eine weitgehende Konsolidierung seiner betriebswirtschaftlichen Grundlagen.
(KU)


  1. Der Grund für die Umwandlung der Rechtsform bestand hauptsächlich darin, dass es der bestehenden Aktiengesellschaft nicht in zufriedenstellender Weise gelang, ihren Gründungszweck – der Kreditvergabe besonders an kleinere und mittlere Betriebe – zu erfüllen. Vgl. HWA Darmstadt: Unternehmen: Bestand Abt. 124 – Volksbank Darmstadt.
  2. Vgl. ebd.; vgl. Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen 15 (1962), S. 873 f.
Belege
Weiterführende Informationen
Hebis-Klassifikation
545640 ,Volksbank
Hebis-Schlagwort
Darmstadt ; Volksbank
Empfohlene Zitierweise
„Konkurs der Darmstädter Volksbank e. G., 24. August 1931“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/690> (Stand: 9.12.2022)
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