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Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Eröffnung der „Akademie der Arbeit“ in Frankfurt, 2. Mai 1921

Im Festsaal des Senckenberg-Museums in Frankfurt am Main wird die „Akademie der Arbeit“ in der Universität Frankfurt am Main offiziell eröffnet. Die Bildungsinstitution, deren Angebot sich überwiegend an Interessenten wendet, die bereits im Beruf stehen, war am 3. März 1921 als „erste deutsche Hochschule für das Volk der Arbeit“ gegründet worden. Die Errichtung des Bildungsinstituts steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der 1914 eröffneten Stiftungsuniversität in Frankfurt. Die finanzielle Unterstützung für die nach der Revolution von 1918/19 auf staatliche Hilfen angewiesene Frankfurter Universität war vom Land Preußen und der Stadt Frankfurt von der Einrichtung einer ihr angegliederten „Arbeiterakademie“ abhängig gemacht worden.

Berufsbildung als Vorbereitung für gehobene Stellen in Betrieben und öffentlicher Verwaltung

Nach der Idee ihrer Gründer, sollen in der Akademie der Arbeit Studierende, die eine betrieblichen Ausbildung abgeschlossen haben, aber keine akademische Vorbildung besitzen, eine erweiternde Bildungserfahrung mit Schwerpunkten in den Wissensgebieten Sozialpolitik, Wirtschaft und Arbeitsrecht erhalten. Es ist das erklärte Ziel der Akademie der Arbeit, ihren Absolventen das nötige Rüstzeug zu vermitteln, um „demokratische Mitwirkungsrechte in Staat, Gesellschaft und Unternehmen im Interesse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wahrzunehmen“.1 Arbeitern, Angestellten und Beamten steht die Akademie der Arbeit damit als Institution staatlich geförderter gewerkschaftlicher Bildungsarbeit offen.

Beitrag zur Integration der Arbeiterschaft in Staat und Gesellschaft der Republik von Weimar

Initiatoren der Akademie der Arbeit sind unter anderem der deutsche Rechtswissenschaftler und SPD-Politiker Hugo Sinzheimer (1875–1945; seit 1920 Honorarprofessor für Arbeitsrecht und Rechtssoziologie an der Universität Frankfurt) und der Professor für Betriebswirtschaft Ernst Pape (1876–1945), die Anfang 1920 eine Denkschrift für die sozialdemokratische Fraktion der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung mit dem Titel „Eine Arbeiter-Akademie in Frankfurt am Main“ verfassten, sowie der Gewerkschafter Theodor Thomas (1876–1955; seit 1916 Erster Vorsitzender des Zentralverbandes der Dachdecker und SPD-Stadtverordneter in Frankfurt am Main). Die von Sinzheimer und Pape vorgelegte Denkschrift verlieh der von der Frankfurter SPD unterstützten Absicht Ausdruck, die Ausbildung für Tätigkeiten in der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Selbstverwaltung als öffentliche Aufgabe anzusehen. Mit Blick auf die von den Absolventen zu besetzenden Funktionsstellen in Wirtschaft und Verwaltung leistet die „Akademie der Arbeit“ einen wichtigen Beitrag zur Integration der Arbeiterschaft in die Gesellschaft der Weimarer Republik.2 Zum Pflichtkanon des an der Akademie angebotenen Ausbildungsgangs zählen die Fächer Arbeitsrecht, Betriebs- und Volkswirtschaft, Unternehmensorganisation und Gesellschaftsrecht, „Presse und Schrifttum“, Psychologie, (Human-) Biologie/Hygiene, Grundlagen geistiger Arbeit und Bildung über „Theorien und Weltanschauung“.3 Finanziell wird die Einrichtung gemeinsam vom Deutschen Reich, der Stadt Frankfurt und der Universität getragen. Mit der heutigen offiziellen Eröffnungsfeier nimmt die Akademie ihren Lehrbetrieb auf.
(KU)


  1. Vgl. Europäische Akademie der Arbeit in der Universität Frankfurt am Main: Die Europäische Akademie der Arbeit in der Universität Frankfurt am Main – ein geschichtlicher Abriss (eingesehen am 2.5.2020).
  2. Von Borries-Pusback, Keine Hochschule für den Sozialismus, S. 141.
  3. Vgl. Olbrich, Geschichte der Erwachsenenbildung, S. 188.
Belege
Weiterführende Informationen
Hebis-Schlagwort
Erwachsenenbildung;
Empfohlene Zitierweise
„Eröffnung der „Akademie der Arbeit“ in Frankfurt, 2. Mai 1921“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/537> (Stand: 26.11.2022)
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