Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe
Wahl des 32. Landtages im Großherzogtum Hessen, 8. November 1902
Bei der Wahl des 32. Landtages im Großherzogtum Hessen werden 25 Abgeordnete neu gewählt. Es ergibt sich folgende Mandatsverteilung:
Bauernbund: 5 Abgeordnete
Zentrum: 2 Abgeordnete
Freisinnige Volkspartei: 5 Abgeordnete
Nationalliberale: 7 Abgeordnete
Sozialdemokratische Partei: 4 Abgeordnete
Parteilos: 2 Abgeordnete
Wahlergebnisse in den Provinzen und einzelnen Wahlkreisen1
Provinz Starkenburg
Die Nationalliberale Partei konnte mit vier Wahlkreisen die meisten Abgeordneten erringen: Michelstadt, Wald-Michelbach, Reinheim und Lampertheim. Das Zentrum konnte in keinem Wahlkreis gewinnen, alle anderen Parteien konnten je zwei Wahlkreise erringen. Der Bauernbund in Groß-Umstadt und Grießheim, die Freisinnige Volkspartei beide Mandate in Darmstadt sowie sie Sozialdemokratie in Offenbach und Offenbach-Land.
Im Wahlkreis Michelstadt gewann der Nationalliberale Friedrich Lang mit 21 Stimmen gegen acht bzw. sechs Stimmen der Gegenkandidaten. In Wald-Michelbach gewann die Nationalliberale Partei mit 19 Stimmen gegen 16 Stimmen für das Zentrum.
Im Wahlkreis Groß-Umstadt erlangte das Zentrum 16 Stimmen, die Freisinnige Volkspartei 13 Stimmen und der Bauernbund 9 Stimmen. Es folgte eine Stichwahl zwischen Zentrum und Bauernbund, da die Freisinnigen einstimmig für den Kandidaten des Bauernbunds stimmten. In der Stichwahl gewann der Bauernbund mit 22 Stimmen gegen 16 Stimmen für das Zentrum.
Im Wahlkreis Lampertheim wurde der nationalliberale Kandidat einstimmig mit 41 Stimmen gewählt.
Im Wahlkreis Offenbach-Land gewann das Mandat die Sozialdemokratie, nachdem es am 13. November zu Neuwahlen kam. Am eigentlichen Wahltag blieb die Wahl ohne Resultat da alle Wahlmänner der bürgerlichen Parteien nicht zur Wahl erschienen waren und laut Wahlverordnung mindestens 2/3 der Wahlmänner anwesend sein mussten.
Provinz Oberhessen
Die Freisinnige Volkspartei konnte drei Wahlkreise in den freien Städten Gießen, Alsfeld und Friedberg gewinnen, der Bauernbund genauso viele Wahlkreise: Grünberg, Herbstein und Laubach. Die restlichen Parteien Zentrum, Nationalliberale und die Sozialdemokratie gingen ohne Mandat aus, in Lauterbach und Butzbach gewannen zwei fraktionslose Kandidaten.
In den freien Städten wurden alle Mandate einstimmig vergeben. In Butzbach gewann der parteilose Joutz mit 19 zu 12 Stimmen gegen den Bauernbundler Wilhelm Fenchel. Mit geringem Vorsprung gewann im Wahlkreis Grünberg der Bauernbund mit 17 Stimmen gegen die Freisinnige Volkspartei mit einer Stimme weniger. Wesentlich eindeutiger gewann der Bauernbund in Herbstein mit 30 Stimmen gegen 4 Stimmen für die Nationalliberalen. In Lauterbach entschied über das Mandat das Losverfahren, da die beiden Kandidaten im ersten Wahlvorgang beide 16 Stimmen erhielten. Der parteilose Alexander Stöpler gewann.
Provinz Rheinhessen
In Rheinhessen erlangte die Nationalliberale Partei in drei Wahlkreisen das Mandat: Worms, Pfeddersheim und Oppenheim. Die Zentrumspartei und die Sozialdemokratie erhielten jeweils zwei Wahlkreise: Bingen und Ober-Ingelheim gingen an das Zentrum, die beiden Mandate der Stadt Mainz fielen auf die Sozialdemokraten. Der Bauernbund sowie die Freisinnigen konnten keinen Wahlkreis für sich beanspruchen.
Im Wahlkreis Oppenheim wurde mit 27 Stimmen die Nationalliberale Partei gewählt, die Gegenkandidaten erhielten lediglich 3 bzw. 1 Stimme, es gab eine Enthaltung. In Ober-Ingelheim gewann das Zentrum mit 25 Stimmen, die Freisinnigen bekamen 14, der Bauernbund 4 Stimmen. In den freien Städten Mainz (Sozialdemokratisch), Bingen (Zentrum) und Worms (Nationalliberal) wurden die Kandidaten einstimmig gewählt.
Gewählte Abgeordnete
Bauernbund
Hauck, Georg (1854–1921; Landwirt; Wahlkreis Groß-Umstadt)
Hirschel, Otto (1862–1919; Redakteur, Grünberg)
Senssfelder, Adam (1848–1924; Bürgermeister, Griesheim)
Zentrum
Frenay, Ignaz (1858–1912; Rechtsanwalt, Ober-Ingelheim)
Pennrich, Jakob (1849–1911; Landtagsabgeordneter, Bingen)
Freisinnige Volkspartei
Damm, Carl (1857–1926; Beigeordneter, Friedberg)
Gutfleisch, Edgid (1844–1914; Justizrat, Gießen)
Langenbach, Wilhelm (1841–1911; Fabrikant, Darmstadt)
Reh, Heinrich (1860–1946; Rechtsanwalt, Alsfeld)
Saeng, Ludwig d.Ä. (1848–1931; Buchhändler, Offenbach)
Schmalbach, Heinrich (1838-1909; Bürgermeister, Herbstein)
Weidner, Sebastian (1850-1904; Bürgermeister, Laubach)
Nationalliberale
Braun, Friedrich (1849-1935; Bürgermeister, Oppenheim)
Heidenreich, August (1846-1913; Ageordneter, Wald-Michelbach)
Lang, Friedrich (1855-1932; Gastwirt, Michelstadt)
Möllinger, Johann Albert (1823-1906; Gutsbesitzer, Pfeddersheim)
Reinhardt, Nikolaus (1841-1910; Fabrikant, Worms)
Schönberger, Georg (1838-1923; Bierbrauereibesitzer, Reinheim)
Seelinger, Adam (1848-1919; Bürgermeister, Lampertheim)
Sozialdemokratische Partei
David, Eduard (1863-1930; Schriftsteller, Mainz)
Haas, Philipp (1854-1903; Redakteur, Mainz)
Orb, Johannes (1854-1911; Parteisekretär, Offenbach-Land)
Ulrich, Carl (1853-1933; Buchdruckereibesitzer, Offenbach)
(SGr)
- Die detaillierten Wahlergebnisse für jeden einzelnen Wahlkreis liegen nur lückenhaft vor, sie wurden sofern möglich dargestellt. ↑
- Belege
- Darmstädter Zeitung, Nr. 526, 8.11.1902, Online-Ausgabe: Ergebnis der Wahlen von Abgeordneten zum 32. Landtag am 8. November 1902
- Darmstädter Zeitung, Nr. 527, 10.11.1902, Online-Ausgabe: Ergebnis der Wahlen von Abgeordneten zum 32. Landtag am 8. November 1902
- Darmstädter Zeitung, Nr. 528, 10.11.1902, Online-Ausgabe: Einzelheiten von Ergebnissen der Landtagsersatzwahl am 8. November 1902
- Darmstädter Zeitung, Nr. 534, 13.11.1902, Online-Ausgabe: Großherzogtum Hessen
- Empfohlene Zitierweise
- „Wahl des 32. Landtages im Großherzogtum Hessen, 8. November 1902“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/5593> (Stand: 8.11.2022)
- Ereignisse im Oktober 1902 | November 1902 | Dezember 1902
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