Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

1479 Mai 22

Heinrich III. schlichtet einen Streit um ein Pferd

Regest-Nr. 9933

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: Staatsarchiv Marburg, Kloster Haina.
Stückbeschreibung: Pergament.
Siegel: Anhängendes rundes Schüsselsiegel des Landgrafen aus rotem Wachs.
Abschriften: Staatsarchiv Marburg, Kopiar K 234 b (D 42), Nr. 462.
Regesten: Franz, Kloster Haina 2, S. 437 - 439 Nr. 1090.
Regest
Landgraf Heinrich zu Hessen bekundet, daß er den zwischen Abt Johann und dem Konvent zu Haina (Heyne) und Tiele Wolf von Gudenburg (-borg) und dessen Söhne entstandenen Streit über ein Pferd, das Tieles Sohn Tiele d.J. dem Abt genommen hatte, und verschiedenen Klagen des Abtes über Wildseile, Jagd usw. als Landesfürst an sich gezogen und durch eine besiegelte Urkunde unter dem Datum uff fritag nach Dionisii a.d. 1476 (Oktober 11) dahin entschieden hat, daß Tiele d.Ä. das Pferd bis Martini an den Abt zurückgegeben oder mit einem von den landgräflichen Räten festzusetzenden Preis bezahlen sollte, daß weiter beide Parteien auf ihrem Eigentum ungehindert jagen sollen und Tiele die dem Abt an der Hecke vor dem Geismarberge (Geiß-) zwischen Quernhorst (-harst) und Bodenscheid (-de) weggenommenen Wildseile unverzüglich zurückzuschicken habe. Tiele und seine Söhne haben sich laut Bericht des Klosters nicht an den Spruch gehalten, sondern das Kloster wider Recht und Billigkeit noch stärker in seinen Gütern, Zehnten und Waldmedem, den Fischereien an der Eder und dem sog. Hochwald (Hochgewelde) bedrängt. Auf Bitten des Abts hat der Landgraf die Wölfe in mehreren Schreiben aufgefordert, das Kloster in Ruhe zu lassen und Pferd und Wildseile zurückzuschicken oder aber für das Pferd 48 Gulden zu bezahlen; er hat weiterhin seinen Rat Johann schenk, Amtmann zu Battenberg, und Hermann Hune zu Ellershausen zu ihnen geschickt, um sie zu bereden, jedoch ohne Erfolg. Auf drei auf Anrufen des Klosters anberaumten Gerichtstagen im Jahre 1478, Dienstag nach Urbani (Mai 26), Dienstag nach Bonifacii (Juni 9) und Mittwoch nach Peter und Paul (Juli 1), sind die Wölfe ausgeblieben, während der Abt gehorsam erschien. Da die Wölfe auch dem vierten Termin am Mittwoch vor Estomihi 1479 (Feb. ?) fernblieben, hat der Abt seine Klage unter Vorlage von Urkunden allein vorgetragen: die Wölfe hätten dem früheren Entscheid über Pferd, Jagd und Wildseile in keinem Teil entsprochen. Sie hätten das Kloster in seinen alteigenen und erblichen Gütern, großen und kleinen Zehnten, Waldmeden und Eigenleuten, den Fischereien in der Eder von Herzhausen ederaufwärts, den Hochwald genannten Wäldern und Herrlichkeiten bei, in und um Altenlotheim (Aldenloitheim), Mengershausen, Schmittlotheim (Smede-), Hoflotheim (Hobe-), Kirchlotheim, Herzhausen (Hertzhusen), Bringhausen (Brunig-) und um den Hessenstein, den Rottzehnten und Rottmedem in den Rodungen der Wälder, Zehnten, Gütern und Eigentum zu Harbshausen (Harptz-) sowie Gütern und Eigentum zu Vöhl (Foile) unrechtmäßig bedrängt und geschädigt. Die Wölfe hätten an diesen Gütern, Zehnten, Fischereien und Wäldern keinerlei Eigentums- und sonstige Rechte, hätten vielmehr widerrechtlich versucht, dem Kloster Wildbann und Jagd auf seinem Eigengut zu entfremden, es aus seinen Rechten zu verdrängen. Sie hätten weiter im Jahre 1478 einigen Landsiedeln des Klosters zu Schmittlotheim, weil sie an Haina Zins, Pacht und Zehnten gegeben hätten, mit gewaffneter Hand das Ihre genommen, nämlich 1 Pferd von Siegfried Gyper, das mit 1 Mark Korbacher Währung ausgelöst werden mußte, je 1 Pferd von Konz Hoelen und Kurt Hoelen, ausgelöst für 3 1/2 bzw. 2 Gulden sowie 1 Pferd von Hermann Arnsperg, das sie behalten haben; die Männer fordern Schadenersatz vom Kloster, das sich dazu nicht verpflichtet glaubt. Tiele Wolf d.J. habe weiter 1479 Januar 12 (in profesto octave epiphanie) mit einigen Itter'schen Männern aus dem Kirchspiel Eimelrod (Eymgeraide) den Hainaer Landsiedeln in den Lotheimen mit Gewalt an 25 Mött Frucht Frankenberger Maß aus ihren Behältnissen genommen, nach Aussage der Landsiedel um das Kloster zu treffen. Er habe weiter unrechtmäßig einige Hainaer Gärten, Wiesen, Äcker, Güter und Gewässer in und bei den genannten Dörfern gegen den Willen des Klosters neuverliehen. Der Abt hat dazu eine Reihe wohlversiegelter und unverletzter Urkunden vorgelegt: die Urkunde der Brüder Heinemann und Adolf von Itter von 1349 (Juni 23), das Instrument des Notars Heinrich von Röddenau (Ruddene) aus Frankenberg von 1359 (April 4), die Urkunde Erzbischof Gerlachs von Mainz von 1358 (Dezember 6) und zahlreiche andere Urkunden von Mainzer Erzbischöfen, den Landgrafen von Hessen, Grafen von Nassau und Herren von Itter, den von Bischofshausen und von Westerburg u.a., die über Eigentum, Zehnten, Fischereien und Wälder des Klosters aussagen. Landgraf Heinrich und seine Räte haben Tiele Wolf und seinen Söhnen zur Widerlegung der Klage des Abtes nochmals drei Fristen von je 15 Tagen (drie tage und drie virtzehin tage) gesetzt, auf den Donnerstag nach Reminiscere (März 11), den Freitag nach Marie Verkündigung (März 26) und den Oster-Sonnabend 1479 (April 10). Da die Widerlegung nicht erfolgt ist, entscheidet der Landgraf auf erneutem Antrag des Abts gemäß der hinreichend belegten Klage des Kloster und dem früheren Rechtsspruch, die beide von den Wölfen nicht widerlegt worden sind, daß Tiele Wolf und seine Söhne das Kloster in seinen in der Klage genannten Gütern, Herrlichkeiten und Gerechtigkeiten nicht weiter bedrängen und behindern, Pferd und Wildseile zurückgeben oder bezahlen und alle entsandenen Kosten und Schäden ersetzen sollen.
Siegler: der Landgraf.

Wortlaut der Datierung

Gegeben (...) uff sonnabint nach ascensionis domini a. eiusdem 1479.

Nachweise

Aussteller

Hessen, Landgrafen, Heinrich III.

Empfänger

Haina, Äbte, Johann von Fischbach · Wolff von Gudenberg, Thiele [V.]

Siegler

Hessen, Landgrafen, Heinrich III.

Weitere Personen

Wolff von Gudenberg zu Itter, Thiele · Gyper, Siegfried, Landsiedel des Kloster Haina · Hoelen, Konz · Hoelen, Kurt · Arnsperg, Hermann · Itter, Heinemann III. von · Itter, Adolf von · Röddenau, Heinrich von · Mainz, Erzbischöfe, Gerlach von Nassau · Schenk zu Schweinsberg, Johann d.Ä. · Huhn von Ellershausen, Hermann · Bischofshausen, die von · Westerburg, die von

Weitere Orte

Haina, Äbte · Haina, Konvent · Gudenburg · Geismarberg · Quernhorst · Bodenscheid · Eder, Fischerei auf der · Hochwald · Battenberg/Eder, Amtmänner · Ellerhausen · Herzhausen · Altenlotheim (Gem. Frankenau) · Mengershausen · Schmittlotheim · Hoflotheim · Kirchlotheim · Bringhausen · Hessenstein · Harbshausen · Vöhl · Korbach, Währung · Eimelrod, Kirchspiel · Frankenberg, Maß · Frankenberg · Mainz, Erzbischöfe · Nassau, Grafen · Itter, Herren

Sachbegriffe

Äbte · Konvente · Söhne · Verwandte · Streitigkeiten · Pferde, Diebstahl von · Jagdrechte · Jagdgeräte, Wildseile · Wildseile · Räte · Pferde, Wert von · Urteile, nicht befolgte · Güter · Zehnte · Waldmede · Fischereien · Wälder · Amtmänner · Klöster · Gerichtstermine, nicht eingehaltene · Güter, erbliche · Eigengüter · Rottzehnte · Rottmede · Rodungen · Zehnte · Güter, geschädigte · Wildbänne · Landsiedel · Zinsen · Pachten · Währungen, Korbacher · Schadensersatzleistungen · Kirchspiele · Fruchtdiebstähle · Fehden, landwirtschaftlicher Schaden bei · Gärten · Wiesen · Äcker · Dörfer · Belehnungen, ungerechtfertigte · Urkunden, als Beweismittel · Notare · Erzbischöfe · Grafen · Klagen, Widerlegen von

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Franz, Kloster Haina 2

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 9933 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/9933> (Stand: 25.04.2024)