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Regesten der Landgrafen von Hessen

1476 März 15

Heinrich III. bestätigt Schenkungen des Heinrich Imhof gen. Rode

Regest-Nr. 9854

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Abschriften: Universitätsarchiv Gießen, Kopialbuch, fol. 59 ff..
Drucke: Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 2, S. 373 f. Nr. Ia (zu Regest Nr. 341); Koch, Beurkundete Nachricht Schiffenberg 1, Beilage Nr. 156.
Regesten: Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 2, S. 167 f. Nr. 341.
Regest
Landgraf Heinrich bestätigt die Schenkung von Behausungen, Höfen und Gärten oberhalb der Bafüßerpforte der von der Rabenau (Rabenauwe) Hofreite, Burgsitz und Geseß und später noch zu übergebenden Gütern durch seinen Rat Meister Heinrich Imhof gen. Rode und seine Ehefrau Elisabeth an Priester, Kleriker und Brüder des Lebens gleich denen, die sein Vater Ludwig (I.) zu Kassel im Weißenhof (wyssenhobe) bei der alten Pforte im Bruel gen. aufgenommen hatte. Er gewährt den Brüdern mit ihrem Hausgesinde in jenen Häusern und Höfen zu Marburg Freiheit und besonderen Schutz gleich seinen anderen Priestern, Klöstern, Brüdern und Schwestern in seiner Stadt Marburg. Sie sollen nicht vor die Landgerichte gezogen werden, soweit die landgräflichen Räte und Amtleute ihrer mächtig seien. Bei ihren Schuldklagen sollen sie ohne längeren Verzug amtliche Hilfe finden. Für die dienst- und bedepflichtigen Güter, die sie ferner von Meister Heinrich und anderen erhalten, sollen sie die Lasten weiter tragen, solange sie dafür nicht eine neue besondere Freiheit erhalten. Ihre Werbungen außerhalb des Fürstentums wolle er fördern und schützen nach Vermögen, wofür diese täglich für seine Voreltern, Eltern und die Seinen beten und sie in ihre geistlichen Übungen, Disziplinen und Werke einschließen sollen. Lasse die Zucht unter den Brüdern nach, so behalte er sich und seinen Erben das Recht vor, ihren Besitz an andere Geistlichkeit ihres Ordens und ihrer Observanz in Hessen zu verteilen, doch unter dem Beirat des Abts von Bursfelde und des Priors von Johannisberg Karthäuserordens, die die Aufsicht über sie führen und sie nach Bedürfnis visitieren und reformieren sollen. Die Stiftung soll ganz bleiben, und die Priester usw. dürfen davon keine Güter veräußern, wie das in päpstlichen Bullen, Konfirmanzien und ihren eigenen Statuten darüber festgesetzt ist.
Siegler: der Aussteller.
Gegeben (..) uff frytag nach dem sontage reminiscere a.d. 1476.
Originaltext
Wir Heinrich von gotis gnaden lantgrave zu Hessen, grave zu Ziegenhayn und zu Nidde, bekennen vor uns, unser erben und nachkomen uffentlich myt diesem brieve und thun kunt allermeniglichen, das wir myt zietlichem und gutem vorraite dem almechtigen gote und allem hiemelischen behir zu eren und lobe, auch allen gleubigen sielen zu heyle und troist solich stiftunge, fundacien und gifte, als der kunstiger und erbar unser raite und lieber getruer meister Heinrich im Hobe gnant Rode und Elizabeth, syne eliche husfrauwe, semptlich myt iren husungen, hoeben und garten, darynne sie itzund wonen und in irem besesse und nutzlichen gebruche hain, pober der Barfußenpforten zu Marpurg, under der von der Rabenauwe Hobereyde, burgses und gesesse gelegen, und anders etlichen guteren, sie hernach ubergeben und ufflaißen werden myt allen yren zugehorungen und gerechtikeiten by guter vernunft, fryem willen und luterlich umb gotis willen den geistlichen und ersamen priesteren, clerikern und bruderen des lebens, staits und wesens glich, so unser lieber herre und vater seliger gedechnis, landgrave Lodewig, dem god gnade, zu Cassel in dem Wyssenhobe by der alden pforten, in dem Bruel gnant, vormals und etwan auch derglichen gestiftet und gemacht hait, wie und in was maißen sie solichs desglichen auch gesaczt, bestalt, begiftiget und in ere gotis allen gleubigen sielen zu heile und troist also gemacht, instauriret und gestiftet haben, solichs wir in maißen ehirgedaicht zugelaißen, bestetig und mechtiglich bewilliget hain, bewilligen, bestetigen und laißen das auch zu geinwertiglich in craft dieses offen brieves, also das wir, unser erben und nachkomen den mergemelten priesteren, clerikern und bruderen myt ireme hußgesinde, in den egenanten husern und hoeben zu Marpurg wonende, dieselben ire husere und hoebe myt iglichen und allen yren in- und zugehorungen guteren und gerechtikeiten erblich und ewiglich gefrihet haym und fryen yne die geinwertlich inne und myt craft dieses brieves: Also das die gedachten husere und hoebe, wie vorgeruert, die priester, cleriken, brueder und ire gesynde, darynne wonhaftig, myt dem yren, geistliche und werntlich fryheit haben und sych der gebruchen sollen und mogen sonder hynder und intrag unser, unser erben und nachkomen und der unseren, alles ane geverde. Wyr wullen auch dieselben priester, cleriken, bruder und yre hußgesynde hanthaben, schuren, verteidigen und beschirmen und ire gut und habe begnadigen und fryen, begnadiget und gefryhet haben glich anderen unseren priesteren, cloesteren, sammenungen, geistlichen begeben bruderen und susteren, in unser staid Marpurg wonhaftig. Es sal auch nyemant von den unseren die gelachten priester, cleriken und brueder noch die yren inne und an yren guteren und habe hyndernys, beswerunge oder bedrangk thun in keyne wyse.
Sie sullen auch an unseren gerichten nit furgenommen, geheischt noch gedrungen werden, soferne wyr unser erbarn rete und ambtlute yrer zu glich und recht mechtig syn, ane geverde; und ob yne etliche der unsern ich pflichtig wurden iaregulte, bekentlicher oder kuntlicher schult halben, darumme ine uns und unser amblute zu ersuchen noit were oder wurde, darumb sal yne bynnen eyner zeymlichen ziit ußrichtunge und begnugunge myt betzalunge oder gnuglichen pfanden sonder wiiter noitrecht von den gemelten unseren ambtluten und knechten nach billichkeit ane lengeren uffzogk gedyhen und verholfen werden. Was auch der genante meister Heinrich und Elizabeth, syn eliche hußfrauwe, itzunt denselben priestern, cleriken und bruderen dinsthaftiger und betehaftiger gutere, in unser bete gehoryg, geben oder sie selbs hynworter oder ire nachkommen derglichen gutere ehyrbenante an sie langen komen und die also in erbkoufs-, versaczs- oder ander wiise, in was maiße, gestalt und forme das geschege, an sich bryngen wurden, die sullen sie, wilcherlei beswerunge ehyr und darvor uff denselben und zukomenden guteren gewest weren und gestanden hetten, auch also naichmails davon, solange sie die in hebendigem, nutzlichem gebruche besessen und innhetten, lyden, thun und tragen ane geverde, so das sie deser begnadigunge, gunst und fryheit halber solchs davon uns zu thun nit vorlaißen syn sullen; es were danne, das sie von nuwem deshalb fryheit und gnade daruber von uns, unseren erben oder nachkommen erlangen oder sych solicher guter gentzlich ußeren und die ledig von yme verlaißen wurden. Wyr hain ine auch die gnade in sunderheit gethain, wes sie bußen unserem furstenthumb reddelicher und ehaftiger sachen zu thund hetten oder gewunnen wullen, wie ine vermyttelst unsern schriften und furbeten zu yrem rechten gunstigk, furderlich und beholfen syn und sie, ire nachkommen und das yre glich anderen unsern capellanen und geistlichen undersaißen in unsern und unser erben versproch, schutzunge, verteyding und beschirmunge nehmen und haben, ane alles geverde. Hyrumb sie und ire nachkommen got den almechtigen tegelich in yrem ankerenden, hoen flies myt iren ynnigen gebeten vor unser voralderen, alderen, uns, unsere erben und die unseren stetiglich bydden, in yren memoiren halten und uns aller yrer geistlichen ubunge, disciplinen und guten wercke teylhaftig machen sullen. Wer es auch, das in kunftigen ziiden solich erbar, zuchtig geistlich furnemmen der obgemelten priester, cleriken und brueder uber kortz oder langk abnemen, in gebrechen fallen und nicht stanthaftig verblyben wurde, das got der almechtige eyn merer aller gutes furkommen und im besten verhalden wulle, alsdann behalten wir, lantgrave Heinrich obgenant, uns, unsern erben und nachkommen hierynne fur, das wyr und doch myt hulfe, raite und anwysunge der geistlichen und wirdigen herren und vetere, nemlich eyns abts zu Burßfelde und eyns priors zu sant Iohannisberge Karthuser ordins, willich die zu ziiten weren, die danne eyn ufsehin uff solich sammenunge haben und sie, so dicke des noit is, visitiren, reformiren und an geistliche leben wissen und halten sullen, alle und igliche gutere, habe, rente und gefelle, keynerlei ußgescheiden, an ander geistlichkeit, die yren orden und observancien heilden und trugen, in unserem furstenthumb an und zu gotes ere, heyle und troyst allen gleubigen selen, sonderlich, von den solichs komen, gegeben und verlaßen were, uff das nutzlichst und fruchtbarlichst zu keren und zu wenden, so das solichs alles und iglichs by der geistlichkeit zu dinst, lobe und ere gotis und der seilen heile unverußert, unabgetzogen und ungesmelet angelaicht werde. Die vielgemelten priester, cleriker und brueder sullen auch keyn gewalt oder macht haben, eynicherlei von solichen ine gegeben guteren zu verußeren, zu verkeufen oder entfrembden in keyne wyse, sondern das by der obgemelten stiftunge und instauracien genczlich und ane abbroch zu verbliben laißen, so dann solichs in bestlichen romischen bullen, confirmacien und yren statuten daruber gesaczt, ußgedrucket, eigentlich underscheiden, und befestiget ist. Und uff das solchs alles erlanget, gegeben und iglichs, wie obgescreben, steet, vest, unverrucket und unverbrochlich in allen puncten, stucken und articulen gehalten werde, so hain wir, lantgrave Heinrich obgenant, unser ingesigel, solchs alles zu bestetigen, wissentlich vor uns, unser erben und nahckommen an diesen brief thun hencken, der gegeben ist uff frytag nach dem sontage reminiscere anno domini M° CCCC° septuagesimo sexto.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Weitere Personen

Hessen, Landgrafen, Heinrich III. · Im Hofe gen. Rode, Heinrich · Im Hofe gen. Rode, Elisabeth, Frau Heinrichs, geb. von Treisbach · Hessen, Landgrafen, Ludwig I.

Weitere Orte

Marburg, Barfüßerpforte · Rebenau · Kassel, Weißenhof · Kassel, alte Pforte im Bruel · Marburg · Bursfelde, Kloster · Johannisberg, Karthäuser

Sachbegriffe

Schenkungen · Seelstiftungen · Höfe · Gärten · Flurnamen · Hofraiten · Burgsitze · Gesesse · Räte · Ehefrauen · Priester · Kleriker · Hausgesinde · Gesinde · Privilegien, gerichtliche · Gerichte, weltliche · Gerichte, geistliche · Landgerichte · Klöster · Mönche · Nonnen · Amtleute · Schulden, Einklagen vor Gericht · Güter, dienstpflichtige · Güter, bedepflichtige · Visitationen · Observanten · Äbte · Priore · Kartäuser · Klöster, Kartäuser · Stiftungen, geistliche · Bullen, päpstliche

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Eckhardt, Klosterarchive 2

Original

Eckhardt, Klosterarchive 2

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 9854 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/9854> (Stand: 19.04.2024)