Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Friedensdorf

Ortsteil · 273 m über NN
Gemeinde Dautphetal, Landkreis Marburg-Biedenkopf 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

7 km südlich Biedenkopf

Lage und Verkehrslage:

Dorf mit komplexem Grundriss in Talmündungslage

Kernbereich des Ortes geschlossene Siedlung mit regellosem Grundriss beiderseits eines in das Dautphetal einmündenden Bachlaufes

Regelhaft-linear ausgebildete Siedlungsspitze, die den Ortskern mit dem nördlich abgesetzten Bahnhof verbindet; durch moderne Bebauung hier wie auch im Süden und vor allem im Osten des Ortes verstärkter Siedlungsausbau.

Westlich des Bahnhofsgeländes Industrieanlagen.

Straße von Damshausen trifft am Bahnhof auf eine Straßenverbindung der B 62 und B 453 Straße von Allendorf/H.

Bahnhof der 1883 erbauten Eisenbahnlinie Cölbe – Bad Laasphe ("Obere Lahntalbahn"; "Lahntalbahn I") (Inbetriebnahme der Strecke 19.3.1883).

Siedlungsentwicklung:

Umlegung: 1956

Älteste Gemarkungskarte: 1826/28

In der Gemeinde: Neumühle, Ortmühle, Schmelzmühle

Auf eine wüste Hofsiedlung weist der Flurname In der Hobestatt an der nordwestlichen Gemeindegrenze bei der Ortmühle

Historische Namensformen:

  • Fridehelmisdorph (um 1220) [Mitte XIII] (Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1 Nr. 24)
  • Vredehelmestorf, de (1238)
  • Fridehelsdorf (1285)
  • Fredehelzdorf (1386)
  • Fridelhelmestorff (1430)
  • Frydolfstorf (1431)
  • Fredelmsdorff (1440)
  • Fredelinzdurff (1470)
  • Friedemsdorf (1577)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3469462, 5635175
UTM: 32 U 469400 5633361
WGS84: 50.851137° N, 8.5653° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

534007060

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 2500, davon 859 Acker (= 34.36 %), 407 Wiesen (= 16.28 %), 1074 Wald (= 42.96 %)
  • 1885 (Hektar): 625, davon 219 Acker (= 35.04 %), 101 Wiesen (= 16.16 %), 252 Holz (= 40.32 %)
  • 1885 (Hektar): 625, davon 219 Acker (= 35.04 %), 102 Wiesen (= 16.32 %), 348 Holzungen (= 55.68 %)
  • 1961 (Hektar): 625, davon 245 Wald (= 39.20 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1577: 23 Hausgesesse
  • 1630: 28 Hausgesesse (errechnet)
  • 1630: 3 dreispännige, 4 zweispännige, 11 einspännige Ackerländer, 10 Einläufige (3 Witwen)
  • 1677: 1 Freier, 31 Hausgründe, 6 Witwen, 10 ledige Personen
  • 1742: 52 Haushalte
  • 1830: 315 evangelische, 1 römisch-katholische Einwohner
  • 1867 (Erwerbspersonen): 78 Landwirtschaft, 10 Bergbau und Hüttenwesen, 1 Erziehung und Unterricht, 1 Gemeindeverwaltung
  • 1885: 455 evangelisch, 0 katholisch, 3 andere Christen
  • 1961 (Erwerbspersonen): 141 Land-und Forstwirtschaft, 331 produzierendes Gewerbe, 53 Handel und Verkehr, 58 Dienstleistungen und sonstiges
  • 1961: 1209, davon 1090 evangelisch (= 90.16 %), 116 katholisch (= 9.59 %)

Diagramme:

Friedensdorf: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1465: Amt Biedenkopf
  • 1593 und später: Gericht Dautphe im Amt Biedenkopf
  • 1821-1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Gladenbach
  • 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf (Umbenennung)
  • 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Dillenburg
  • 1933: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Biedenkopf
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf

Altkreis:

Biedenkopf

Gericht:

  • 1821: Landgericht Gladenbach
  • 1853: Landgericht Biedenkopf
  • 1867: Amtsgericht Biedenkopf

Gemeindeentwicklung:

Am 1.7.1974 wurde Friedensdorf im Zuge der hessischen Gebietsreform als Ortsteil der neu gebildeten Gemeinde Dautphetal eingegliedert.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Um 1220 vertauscht Volpert von Hatzfeld seine Güter auf der Mückeburg [Wüstung bei Kirchlothheim, Kreis Frankenberg] für andere Güter zu Friedensdorf. 1285 ertauschen die Landgrafen vom Deutschen Orden Marburg eine Hufe in Friedensdorf. 1413 verkauft Gisela von Guntershausen ihr Drittel des Hofes zu Friedensdorf an den Biedenkopfer Schöffen Werner Gise. 1435 verkaufen Lersinhenne von Friedensdorf und seine Frau ihren Teil des so genannte Lersenhofes an Gernand von Dausenbach, Rentmeister und Schultheiß zu Marburg. 1439 verkauft dieser den erworbenen Teil des Lersenhofes an Werner Gise. Ein Drittel des Hofes gelangt später durch Schenkung von Gises Frau und Stieftochter in den Besitz der Dominikaner oder Barfüßer in Marburg. 1445 verfügen die von Hohenfels über Güterbesitz in Friedensdorf von einem halben Morgen. 1460 verkaufen der Marburger Bürger Magister Ludwig Imhof genannt Rode und seine Frau Lise, geborene von Hohenfels, Gefalle aus dem Breidenbacher Hof zu Friedensdorf an Kunz Damann zu Dautphe. 1577 erhalten der Deutsche Orden Marburg, die von Breidenbach, die Döring und die Universität Marburg Gefalle aus Güterbesitz in Friedensdorf. 1362 verkauft Kraft Döring seinen Teil des Zehnten zu Friedensdorf an Johann von Breidenbach. 1395 haben die von Linne Zehntrechte in Friedensdorf als nassau-dillenburgisches Lehen. 1415 ist 1 Achtel des Zehnten landgräfliche Lehen der Hose von Ockershausen; Neubelehnung 1490. 1488 belehnen die von Hohenfels Ludwig Dönges zu Biedenkopf mit einem Teil des Zehnten zu Friedensdorf, 1550 den Frankenberger Bürger Kurt Ludwig; Neubelehnungen 1555, 1562. Nach Aussterben der von Hohenfels (1570) verkaufen die Grafen von Nassau als Lehnsherren die Hälfte eines Viertels des Zehnten an die von Hesselbach. 1577 besitzen die von Breidenbach einen Teil des Zehnten zu Friedensdorf
Kirche und Religion

Pfarrzugehörigkeit:

1495/96 und später: Filiale von Dautphe

1952 zur Pfarrei erhoben; eingepfarrt seitdem: Allendorf/H., Damshausen

1891 Bau eines Gemeindehauses für die Freie evangelische Gemeinde; 1911 Aufnahme in den Bund Freier evangelischer Gemeinden

Bekenntniswechsel:

Da Filial von Dautphe, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Dautpher Pfarrer Albanus Nepotianus ab 1529.

Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Sendbezirk Dautphe

Kultur

Schulen:

1891 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Wirtschaft:

Anfang 16. Jahrhundert wurde in Friedensdorf nach Kupfererz geschürft; vgl. auch Schmelzmühle

Fabrikation von Stahlbadewannen seit 1933

Eisengießerei 1956-1967

Seit 1970: Fabrikation von Spielplatzgeräten

Betonwerk 1929-1967

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Friedensdorf, Landkreis Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/9477> (Stand: 10.5.2023)