Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

1446 Mai 12

Zunftbrief der Schuhmacher in Eschwege

Regest-Nr. 9187

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Abschriften: Staatsarchiv Marburg, Zünfte, 16. Jahrhundert, Papier, 4 Bl. (Rechtschreibung stark vereinfacht).
Drucke: Eckhardt, Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Witzenhausen, S. 186-188 Nr. 191.
Regest
Landgraf Ludwig I. von Hessen gibt den Schuhmachern und Lohgerbern zu Eschwege einen Zunftbrief.

Wortlaut der Datierung

Anno domini milesimo quadringentesimo quadragesimo sexto feria proxima post dominicam Jubilate.

Originaltext
Wir Ludwig von Gots gnaden landgrave zu Heßen bekennen vor uns und unsere erben offentlich in diesem brieve, das wir unsern lieben getrewen burgern und handwerk den schuchwarten und lobern gemeinlich zu Eschwege eine bruderschaft und inung gegeben han und geben in craft dieses brieves in aller maßen, als hernach geschrieben stehet also:
1. Wer sich ihres handwerks und bruderschaft geprauchen will, der soll ein ingeseßener burger zu Eschwege sein oder soll zu srund da burger werden und sall ein recht ehekind sein und seine ere wolverwart han und sol lsein handwerk wol konnen und sall die bruderschaft und innung keufen umb sechs gulden, die uns und unsern erben halb, unser stad Eschwege ein virteil zu irem bawe und dem handwerk ein virteil gefallen solln, und er soll darzu geben zwene zöber biers dem handwerk, ein pfund waxes zu irem geluchte und den meistern ein stöbichen weins und irem knechte sechs pfennig und soll die unnung keufen und gewinnen zu den handwerksmeistern, wenn sie beyeinander sein, und zu niemand mehr.
2. Vortme ensall niemant mer schu oder lerßen zu Eschwege tragen oder feilhaben, die er verkeufen wolle, er sey dann in irer bruderschaft und inung, es enwere dann ein gemein frey jarmarkt. Allermeniglich, wer es darboben tete, der soll es verbußen mit dreien schillingen heßischer pfenning, die uns halb, unser stad Eschwege ein virdenteil und dem handwerk ein virdenteil gefallen sollen. Und die meister sollen die schu und lerßen ufnemen und wann der markt vergangen, so sollen sie ime seine schu und lerßen widergeben und ine damit gehen laßen.
3. Es soll auch kein ußman in der ehegenanten stad leder zuschneiden an solen oder an stucke, das er verkaufen wölle, sondern er soll es ganz verkeufen oder hinweg pringen, wie ime das eben. Wer das verbröche, der soll verbußen mit zwölf schillingen, uns, unser stad Eschwege und dem handwerk iglichem seinen teil, als vor underscheiden ist.
4. Es soll auch kein altbußer newe werk machen, er habe dann die innung oder tu es mit gunst der schuchwarten.
5. Vortmer wer den ehegenenten schuchwarten ire schuch dieplich entruge, dem möchten sie die schu wider nehmen inwendig iren benken und mochten in schlagen mit feusten und mit schuen under den benken, das er kaum genesen.
6. Und wir inen die gnade getan, das sie jedes jars newe meister under inen kießen sollen, der soll einer ein schuchwert und der ander ein löber sein, und dieselben meister sollen ides jars einen aus den schuchwarten und einen us den löbern zu inen kiesen und sollen die vier alle Sonnabend ihre leder und schu besehen, one geverde zu halten. Und als manch par schu und stuck leders sie wandelbar finden, als manchen schilling pfenning sollen sie geben, uns halb, unserer stadt Eschwege einen vierdenteil und dem handwerk einen vierdenteil.
7. Auch soll niemant von den schuchwarten, löbern oder riemenschneidern oder die in ir handwerk gehören heude, sie seien gros oder kleine, uf den lebendigen nößern kaufen. Wer das verbröche, der sollte das verbußen von einem iden stuck zwölf schilling heßsischer pfenning, die uns, unser stad Eschwege und dem handwerk iglichem seinen teil, als vorgeschrieben stehet, gefallen sollen.
8. Es soll auch kein ußmann ruchleder keufen, das hie in unserm schloß gefelt. Wer das verbreche, der solte es verbußen von jedem stuck zwölf schilling pfennig, uns, der stad Eschwege und dem handwerk iglichem seinen teil, als vor underscheiden ist, ausgescheiden die in unserm hobe gefallen.
9. Auch ensollen sie niemant, der in der vorgenanten inung nicht ist, heude löben umb gelt, ußgescheiden hette ein burger oder inwoner zu Eschwege zu löbende des jars eine haud oder zwe, der er bedurfte in seinem hauße, die sollen sie ime löben umb sein gelt, als möglich were, und anders niemand. Wer es dabober tete, der soll das verbußen je von der haud zwölf schilling pfenning, uns halb, unser stad einen vierteil und dem handwerk ein virteil, als vorgeschrieben stehet.
10. Wilcher under dem handwerk setzet und nimbt einen lehrjungen, der lehrjunge soll geben von stund einen gulden, der uns und unsern erben halb, der stad ein virteil und dem handwerk ein virteil gefallen söllen nach vorgeschriebener weiße, einen zober biers dem handwerk und ein pfund wachses zu iren liechten.
11. Auch was sie guter gewonheit oder gebot undereinander setzten, die wider uns, unser stad Eschwege nicht sein, die sollen sie undereinander halten. Und welcher sich dawider setzten, die solten das verbußen mit solcher buße, als sie darauf setzten, und die buße solte uns, unser stad Eschwege und dem handwerk gefallen, als vor underscheiden ist. Und davor solte in unser amptman und rat helfen pfenden, als dicke des not geschee.
12. Diese bruderschaft und inung sollen alle ihre söhne, die kinder sein, zumal mit inen gespruchen gleicher weiße als sie, also das sie stadtrecht tun.
13. Neme auch einer, were der were, eins meisters dochter von den handwerkern vorgenant und wollte sich der handwerk geprauchen und antreiben, der solte die bruderschaft halp kaufen als vorgeschriben stehet, und das ander halbe teil haben von der tochter.
14. Sturbe auch der meister einer vorgenant und neme seine frawe einen andern mann, der in der bruderschaft nicht were, der die handwerk uben wollte, der soll die bruderschaft und inung halb keufen, als vorgeschrieben stehet, und das ander halbe teil von der frawe han.
15. Es ensoll auch kein schuchwird oder löber gestolen oder geraubet gut, wilcherley das ist, keufen. Wer es dabober tete mit wißen, der sol les verbußen mit einem pfund pfennige, das uns und unsern erben halb, unser stad Eschwege ein virteil zu irem bawe und den handwerkern ein virtel gefallen soll. Keufte er es aber wißens oder unwißens und queme die, der es gewest were, den sollte er es widergeben vor den pfenning, als er es gekeuft hette, ane widerrede.
16. Storbe auch einer von den handwerkern, so mag sich sein hausfrawe ein gantz jar nach seinem tode der inung geprauchen.
Dießes zu urkunt han wir unser ingesigel an dießen brief tun hangen. Anno domini milesimo quadringentesimo quadragesimo sexto feria proxima post dominicam Jubilate.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Aussteller

Hessen, Landgrafen, Ludwig I.

Empfänger

Eschwege, Schuhmacher

Siegler

Hessen, Landgrafen, Ludwig I.

Weitere Orte

Eschwege (Werra-Meißner-Kreis)

Sachbegriffe

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Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Eckhardt, Rechtsquellen

Original

Eckhardt, Rechtsquellen

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 9187 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/9187> (Stand: 19.04.2024)