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Regesten der Landgrafen von Hessen

1445 Juli 24

Vergleich im Erbstreit zwischen den Grafen von Henneberg

Regest-Nr. 9177

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Drucke: Hennebergisches UB 7, S. 175 f. Nr. 219.
Regest
Schleusingen. - Die Herzöge Friedrich und Wilhelm von Sachsen, Markgraf Albrecht zu Brandenburg und Landgraf Ludwig zu Hessen errichten zwischen dem Grafen Heinrich zu Henneberg und dessen jungen Neffen einen Vertrag, wonach jenem Kaltennordheim (Stadt und Amt) nebst einer Jahresrente von 350 Golgülden als Erbtheil zugesprochen wird.
Originaltext
Wir von gotes gnaden Frijderich vnd Wilhelm, gebrudere, Herczogen zcu Sachssen, Landgrauen in Dorengen vnd marggrauen zcu Meissen, Albrecht, marggraffe zcu Brandenburg vnd Burggraffe zcu Nureinberg, vnd Ludewig, lantgraue zu Hessen, Bekennen vnd thun kunt mit dissem offen briue allen leuten, die jn sehen oder horen lesen, als jrthum, gespanne, zweitracht, fede vnd vnwillen aufferstanden sein zwuschen den edeln vnd wolgebornen hern Heinrichen auff ein vnd Wilhelmen synen brudern, allen Grauen vnd herren zu Henneberg auff die andern seiten, vnsere lieben ohemen antreffende lande, leute, manschaffte, lehin geistliche vnd werltlichen vnd die graffschafft zu Henberg, darvmb sie dann vormals zu fristtagen gewest vnd auff sollichen tagen zu schulden vnd antworten komen vnd rechtspruche zwuschen yn gescheen vnd sie doch sollicher sachen vnd gebrechen zu keynem gantzen ende kommen sein vnd nachdem vns nw sollichen sachen serr bewegit vnd hochlichen zu herzen gehen, want wir verderben derselben Graffschafft, jr lande, leute vnd manschafft, besorgen, vnd darvmb haben wir gethan als diejenen, den sollichs leyt were, vnd haben zwuschen denselben Grauen von Henneberg von allen seytin mit yrer beyder seyt guten willen vnd wissen berett vnd betedingt vnd bereden vnd betedingen lassen also, daz vnsere jungen ohemen von Hennberg dem obgenanten vnserm ohemen Grauen Heinrich von Hennberg jn gutlichen fruntlichen dingen geben, auflassen vnd verandelagen sollen Kaldennortheym, slosse vnd dorffer mit allen vnd iglichen synen zugehorungen, es sy an leuten, gutern, gerichten, nutzen, gefellen, wassern, weyden, wiltpanen, fischerey, Renten, gulten, zinsen vnd dinsten, wie vnd welcherley die oder welchs namen die genant sein, besucht vnd vnbesucht, keins vszgescheiden, jn aller massen, als vff diese zeit herbracht ist, also daz derselbe vnsere oheme Graue Heinrich von Hennberg solche slosz vnd dorff mit allem vnd ytlichen synem zcugehorungen, wie dann vorgerurt ist, syn lebtage vnd zcu synem libe jnhaben, sich dez mit allem synem nutze, huszgerete vnd burggezuge, daz daruff ist vnd zu der herschafft von Hennberg gehoret ongeuerde, gebruchen vnd alle nutze, gulde, Rente vnd zinse darvon vffheben vnd der doch nicht versetzen, verkouffen oder verbrengen noch mit andern sachen besweren jn kein wise. Vnd wen derselbe Graue Heinrich, vnser oheme, von todes wegen abgegangen vnd nicht lenger am leben ist, daz got noch synen willen verhaltt, alszdann sal solch slosz vnd dorff mit allen synen zugehorungen, jn massen wie vorgenant ist, wider vff vnsere jungen ohemen von Hennberg vnd jr erben ersterben vnd gefallen on jntrag vnd hindernisz eines ytlichen on alle geuerde. Vnd vff daz sich nw der genant vnser ohem Graue Heinrich desterbasz gebergen vnd behelffen moge, so haben wir obgenanten fursten furter betedingt vnd durch die vnsern betedingen lassen, daz die egenanten vnsere jungen ohemen von Henneberg dem egenanten Grauen Heinrich, jrem vetter, alle jare reichen, geben vnd bezalen sollen zu dem obgenanten slosz vnd synen zugehorungen virdehalb hundert gut Rynische gulden frangfurter were, gut von golde vnd muntze vnd swere genug von gewicht, vnd jm die jerlichen halb bezalen vff sant Mertins tag vnd halb vff sant Walpurgen tag vnd die weren vnd bezalen zcu Kaldennordheim jn synen sicher behalt fri, ledig vnd losz, onbekommert, onbesatzt vnd ongehemt, jm darmit ouch nit sewmen vnd die somme jm bestellen vnd verschriben ongeuerlichen. Auch ist von vns fursten vnd von vnsern wegen berett vnd betedingt, daz die obgemelten vnsere jungen ohemen Grauen Heinrichen, vmserm ohemen, von Hennberg vor syn versessen pension, die jm vorgezciten verschriben seint, geben vnd bezalen sollen sechs hundert gulden der egenanten were on allen jntrag vnd jm der vszrichtunge thun on langen verzug nach laut vnd wise jrs brieffs, den sie jm darvber geben sollen, vnd jn des verwaren, daz er der sicher vnd habendig werde on alle geuerde vnd alle arglist.
Vnd hiemit sal dann der egenant Graue Heinrich eyne vollen vnd gantzen abscheit an der Graffschafft vnd herschafft von Henberg vnd jren landen, leuten, manschafft vnd zcubehorunge von samt thun vnd kein macht mer daran haben, clein oder grosz, wenig oder vil anders, dann vorgeschriben ist vnd auch gantze vnd volle verzicht vor sich vnd syne erben darvff thun jn synen offen versigelten brieffen als eyn mundiger vnd verstendiger, der zu den jaren dez rechten verstentnusz kommen ist, vnd darjnne ouch verzihen aller zuflucht geisltichs oder wertlichs rechten, die derselbe Graue Heinrich, vnser ohem, vor sich stellen mocht von betrigung oder furcht wegen, mit welchen stocken er sich wider die verzicht jn eincher wise behelffen oder beschuren mocht, sunderlich dez rechten, daz do spricht, daz die verzicht, die do geschicht ehe dem anefale vnd zugange dez erbes nicht tugen solle auch nymmer ansprach oder forderunge darvmb an die jungen vnsere ohemen von Hennberg oder anders von keynerleye sache wegen, es sey vmb vetterlich oder mutterlich erbe, gut vnd angefalle, vszgescheiden der jm von tots wegen vnser jungen ohemen von Hennberg, ab sy an leibserben abgingen, daz got versehe, zcuvile. Es sal auch der ytzunt genant Graue Heinrich alle manschafft, burger vnd gebuer vnd vndersassen der herschafft vnd graffschafft von Hennberg aller eyde vnd gelobe, waz sie jm der gethan haben oder jn keyner wise pflichtig weren, ledig vnd losz sagen vnd sich der eussern jn synen offen verzichtesbrieffen vnd sie darmit wissen an vnsere jungen ohemen von Henberg vnd jre erben, uszgescheiden Kaldennortheim mit syner zugehorunge, daz er syn lebtage jnne haben sal vnd die menner darjnne darzu auch holden thun sollen zu synem libe ongeuerde, vnd sich furter auch nicht annemen, vnterzihen noch vnterwinden eyncherley slossere, stete, gerichte, gebite, lande, leute oder zugehorunge der herschafft von Hennberg anders, dann vorgeschriben stet. Was auch vnser ohem Graue Heinrich lehen gelihen hette, sie weren geistlichen oder wertlichen jn der zeit des vnwillen vnd zweitracht, als die bezeichnet sein nach laut eyner ziteln, daz ahn beide parthie an vns Lodewig, lantgraue zu Hessen gestalt. Wie wir sie darvmb scheiden vnd setzen daby sal es bliben. Wer auch derselbe Graue Heinrich huszgerett, burggezeug, schlosz, armebrust, bussen vnd pulver, briue vnd breuelegia vf dem slosz zu Smalkalden, do er daz inname, funden hett, daz sal alle mit den brieffen, darjnne jm vor zeiten pension von der herschafft von Hennberg vorschriben weren oder gegeben, welcherley die sein vnsern jungen ohemen widergeben vnd verandelacht werden, welche briue wir auch crafftlosz vnd machtlosz jn gutlichkeit sprechen. So ensollen sich auch vnser jungen ohemen von Henberg Grauen Heinrichs, vnsers ohem, schult, die er pflichtig ist vnd schuldig, nicht toden jn keiner wise, es sy an Grauen Heinrichs, vnsers ohem, lebtage oder tode, daz got lange verhalt. Ab ouch derselbe Graue Heinrich oder ouch vnsere jungen ohemen von Hennberg disz, wie vorgeschriben ist, so nicht hilden, sundern daz verbrechen, welche parthie dann daz verbreche vnd vngehorsam were, sollen vnd wollen wir fursten vire der andern gehorsam parthie wider die vngehorsam parthie beholffig vnd bystendig sein, sie daran zu halten vnd darzu zcu brengen, solchem nachgehen vnd zu folgen jnmassen, als wir dann ytzunt zwuschen jn betedingt haben vnd disser brieff darvon jnnehelt vnd vszwiszt, als wir dez von beiden obgenanten parthien gebeten vnd geheissen worden sein on alle geuerde. Vnd hirvff sal alle jrrthum, zweitracht vnd onwille, die zwuschen beiden parthien vnd jrn helffern, gonnern, bystendern vnd zulegern gescheen ist, gentzlich by vnd abe sein vnd kein parthie die furter vffrucken mit rache, vordachte, rate, wort oder werck jn keyner wise on alle geuerde, vnd ein parthie sich widder die andern gunstlich vnd gultich bewisen glicher wise, ab disser onwille nye vfferstanden were. Ab auch disse parthie hirjnne stossig worden, daz doch nicht sein sal, solchs dann zu erkennen, sollen vnd wollen wir fursten von Sachsen, von Brandenburg vnd von Hessen vnser ytlicher zwene der synen darzu schicken on gelegenliche stete vnd die lassen erkennen, wann wir darzu vermant werden, an welcher parthie der gebruch sy. Mochten wir auch Albrecht marggraue zu Brandenburg nicht darby gesenden odergeschicken vmb ongelegenlichkeit willen, so sollen doch die vier, die von vnsere ohemen wegen von Sachsen vnd von Hessen darby komen, solchs vnter sich erkennen, an weme der gebruch ist on alle geuerde.
Alle disse stucke, punckt vnd artikel hie vor geschriben vnd ytlichen besundern als die jn gutlichkeit beredt vnd betedingt von den hochgebornen vire fursten von Sachsen, von Brandenburg vnd von Hessen, Reden wir Graue Heinrich vor vns vnd vnser erben stete, vest vnd onuerbruchlichen zu halden vnd haben darvff vnser hant jn hant hern Burgkart von Kolmetze, Ritter, gelegt vnd dem an der vier fursten stat dissen gutlichen scheid vnd voreynung gelobt vnd geredt an eydes stat zu folgen vnd nicht wider zü kommen jn keyner wise. Des zu bekentnusz haben wir vnser jnsigel an dissen brieff thun hencken. So haben wir auch Wilhelme, Graue zu Hennberg, vor vns vnd vnser bruder vnser jnsigel an dissen brieff thun hangen. So reden wir auch, daz wir disse stucke, pungt vnd artikeln, als die verteidingt sein von den vier fursten, vnsern lieben ohemen vnd hern, stet, vest vnd onuerbrochlichen zu halden on alle geuerde, darwidder nicht zu thun oder zu kommen jn keyner wise, als wir daz Wilhelm vor vns vnd vnsere brudere mit hant hern Burgkart von Colmetze, Ritter, an der vier fursten stat an eydes stat gelobt vnd geredt haben vnd daz gethan mit wissen vnd willen vnser formunde, nemlich der wolgeborne Graue Heinrich von Swartburg, herre zu Arstet vnd Sundershusen, vnd Reinharts, grauen vnd herren zu Hanawe. Dez wir ytzunt genanten formunder also bekennen, daz solchs mit vnserm wissen vnd willen gescheen ist. Dez zu bekentnusze haben wir vnser ytlicher sin jngesigel an dissen brieff gehangen. So haben wir herzog Wilhelm obgenanter vnser jnsigel vor vnsern obgenanten lieben bruder vnd vor vns vnd wir marggraffe Albrecht vnd wir lantgraue Lodewig obgenanten vnser ytlicher sin eygen jnsigel zu Bekentnusz disser schidunge auch an diessen brieff thun hengen. Geschehen vnd geben zu Slusungen nach Christi vnsers hern geburt virczehenhundert vnd darnach in dem funff vnd virtczigisten jare vff sant Jacobs obent dez heiligen zwilffboten.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Weitere Personen

Sachsen, Kurfürsten, Friedrich II. der Sanftmütige · Thüringen, Landgrafen, Wilhelm II. der Tapfere · Brandenburg, Kurfürsten, Albrecht III. Achilles · Hessen, Landgrafen, Ludwig I. · Henneberg-Schleusingen, Grafen, Heinrich, Sohn Wilhelms I. · Kolmatsch, Burkhard [I.] von · Schwarzburg-Sondershausen, Grafen, Heinrich XXIV. · Hanau, Grafen, Reinhard II. · Henneberg-Schleusingen, Grafen, Wilhelm III.

Weitere Orte

Schleusingen · Sachsen, Herzöge · Brandenburg, Markgrafen · Kaltennordheim, Amt · Kaltennordheim, Stadt · Thüringen, Landgrafen, Meißen, Markgrafen · Nürnberg, Burggrafen · Arnstadt (Ilmkreis/Thüringen) · Sondershausen · Hanau, Grafen · Frankfurt, Währung · Schmalkalden, Burg

Sachbegriffe

Herzöge · Markgrafen · Erbschaftsstreitigkeiten · Streitigkeiten, Vermitteln in · Verträge · Erbteile · Städte · Ämter · Neffen · Jahresrenten · Burggrafen · Fehden · Ritter · Vormünder · Schlösser · Dörfer · Nutzungsrechte · Gefälle · Wasser · Weiden · Wildbänne · Fischweiden · Renten · Gülten · Zinsen · Dienste · Hausgeräte · Burggezeug · Währungen, Frankfurter · Währungen, Rheinische Gulden · Goldgulden · Gold · Gulden, Rheinische · Pensionen · Verschreibungen · Gerichte, geistliche · Erbe, väterliches · Erbe, mütterliches · Armbrüste · Büchsen · Pulver · Burgen, Einkünfte aus · Hilfe, militärische

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Hennebergisches UB 7

Original

Hennebergisches UB 7

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 9177 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/9177> (Stand: 19.04.2024)