Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

1444 September 8

Urteil im Streit zwischen Einbeck und Landgraf Ludwig I.

Regest-Nr. 9161

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: Stadtarchiv Göttingen, Urkunden, Nr. 1234. Wasserzeichen: Traube.
Regesten: Armbrust, Göttingens Beziehungen , S. 126 f. Nr. 171.
Regest
Schiedsspruch des Göttinger Rates in dem Streite des Landgrafen Ludwig mit der Stadt Einbeck. Wegen der Gewährleistung (were), die die von Einbeck vor ihrer Antwort verlangen (modende sin), weisen die Göttinger für Recht, daß der Landgraf zur Gewährleistung nach Landesgewohnheit verpflichtet ist, da seine Beschuldigungen und Ansprüche unrechte Gewalt und Ehre betreffen.
1) Über die Gefangennahme des Heinrich Magnuß lautet der Spruch: Bewiese der Landgraf, daß die Behandlung dieses Knechtes ihm (dem Fürsten) zur Verhöhnung (to smaheid, hone unde injurien) geschehen wäre, und daß die Einbecker gewußt hätten, Magnuß sei landgräflicher Knecht, und sie wollten diesen Beweis zugeben, so schuldeten sie dem Landgrafen Genugtuung. Wollten aber die Einbecker den Beweis nicht leiden, oder der Fürst ihn nicht antreten, so müßten zwei Einbecker Ratsherren im Namen ihrer Genossen beschwören, daß Magnuß nicht zur Beleidigung des Landgraf gefangen genommen und auch nicht als landgräflicher Knecht erkannt wäre. Dieser Eid befreie sie dann von jeder Genugtuung, die Verweigerung des Schwures dagegen verpflichte sie zum Schadensersatze über dessen Höhe sich die Göttinger erst später aussprechen wollen. Beweisen aber die Einbecker, daß Magnuß sie von allen Ansprüchen aus seiner Gefangennahme losgesagt hätte, so wäre die Sache damit erledigt.
Über die Sache der Einbecker Bürger Heinrich Stalmans und Tile Berndis könnten die Göttinger keinen Schiedsspruch fällen, da die Sache nach der Antwort der Einbecker dem Schiedsgericht entzogen sei.
Würden inbetreff Ludwig Retemesters zwei Einbecker Ratsmitglieder die Unschuld des Bürgermeisters Hardenbergh beschwören, so seien sie in dieser Angelegenheit zu nichts verpflichtet.
Dat we uff dusse vorschrevene schulde unde antworde nicht rechters belard sin unde auch sulver uff diitmal nicht rechters weten, des hebben we dusse schrift vorsegilt laten met unser stad secrete hiir an gedrugkt.
Datum anno domini millesimo cccc°xl quarto in festo nativitatis Marie.
Hinter das Datum des ersten Entwurfs hat ein Zeitgenosse, der mit dem Schiedsspruche nicht zufrieden war, geschrieben: to smaheid, hone unde injurien.
Nachweise

Weitere Personen

Hessen, Landgrafen, Ludwig I. · Magnusß, Heinrich, landgräflicher Knecht · Mainz, Erzbischöfe, Dietrich Schenk von Erbach · Hildesheim, Bischöfe, Magnus von Sachsen-Lauenburg · Mynningerade, Hans von, Hauptmann · Becker, Hans, Bürger in Witzenhausen · Becker, Metel, Frau des Hans, Witwe des Heinrich Meyger · Meyger, Heinrich · Stalman, Heinrich, Bürger in Einbeck · Berndes, Tile, Bürger in Einbeck · Reutmeister, Ludwig · Hartlieb, Dietlieb, Bürgermeister in Einbeck

Weitere Orte

Göttingen, Rat · Einbeck, Stadt · Einbeck, Ratsherren · Einbeck, Bürger · Einbeck, Bürgermeister

Sachbegriffe

Schiedssprüche · Räte · Streitigkeiten, Vermitteln in · Städte · Gewährleistungen, in einem Streit · Landesgewohnheiten · Gefangene · Knechte · Verleumdungsstrafen · Ratsherren · Eide · Schadensersatzleistungen · Urfehden · Bürger · Schiedsgerichte · Gerichte, Zuständigkeit von · Bürgermeister

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Armbrust, Göttingens Beziehungen

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 9161 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/9161> (Stand: 16.04.2024)