Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

1444 August 29

Antwort Einbecks auf die Vorwürfe Ludwig I.

Regest-Nr. 9160

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: Stadtarchiv Göttingen, Urkunden, Nr. 1234. Siegelspur unter Schrift. Wasserzeichen: Rind.
Regesten: Armbrust, Göttingens Beziehungen , S. 125 f. Nr. 170.
Regest
Der Rat der Stadt Einbeck antwortet dem Göttinger Rate auf die Beschuldigungen und Ansprüche des Landgrafen Ludwig:
1) Diejenigen, welche Heinrich Mangnu^es fing, und denen er die Pferde wegnahm, waren Einbecker Bürger, die aus Münden kamen. Der Einbecker Hauptmann habe deshalb Mangnu^es, der kein Botenabzeichen trug, noch sonst als landgräflicher Diener kenntlich war, gefangen genommen. Sobald die Einbecker durch den Bischof von Hildesheim und den Landgrafen aufgeklärt wären, hätten sie Mangnu^es wieder freigegeben. Von einer Beleidigung des Landgrafen (to smaheit, hone eder injurien) könne also keine Rede sein, ebenso wenig seien sie ihm zu Recht, zu Kosten oder Schadensersatz verpflichtet. Auch entbehre der Landgraf der Vollmacht, wie ein Prokurator die Ansprüche des Heinrich Mangnu^es zu verfechten. Dieser habe die Einbecker wegen aller Ansprüche aus seiner Gefangenschaft losgesprochen. Mit der Fehde könne er entschuldigt werden; denn Fehde sei neyn recht noch wonheit, sunder eyn corruptele unde vorkeringe des rechten tegen god unde alle redelicheit unde vil mer gewalt.
Der freundliche Brief, den der Landgraf nach Heinrichs Gefangennahme an Einbeck gesandt, beweise, daß dem Fürsten der Gedanke an Verhöhnung fern gelegen habe.
2) Auch wegen Hans Beckers und seiner Frau fehle dem Landgrafen die Vollmacht zur Klage. Übrigens schwebe die Sache beim kaiserlichen Hofgerichte. Die Ehefrau sei bei Lebzeiten ihres ersten Mannes mir der Verfügung über das Vermögen einverstanden gewesen und habe ihren Teil angenommen, wie aus Briefen und Urkunden hervorgehe. Das Testament entspreche der Gewohnheit der Stadt und setze die beiden genannten Einbecker Bürger zu Vollstreckern ein.
3) Ludwig Reutemeister sei zur Zeit des Überfalls weder landgräflicher Knecht gewesen, noch habe er sonst irgend etwas mit diesem Fürsten zu tun gehabt. Der Landgraf bedürfe also der Vollmacht zur Klage. Übrigens habe sich der braunschweigische Rat über Beschädigungen auf freien Reichsstraßen beschwert und zur Verfolgung solcher Beschädiger die Erlaubnis der Einbecker erlangt. Darauf sei der Bote der Braunschweiger nach Einbeck gesandt und habe den Reutemeister geschlagen und verwundet. Den damaligen Bürgermeister Detlef Hardenberch und den Rat treffe keine Schuld.
Der Einbecker Rat überläßt über alle diese Dinge den Göttingern die Entscheidung binnen vier Wochen.
Unde hebben dusß to tuge unser stad ingesegel nedene uppe spacium dusser scrift gedruckt heiten.
Datum anno domini millesimo quadringentesimo quadragesimo quarto ipso die decollacionis beati Johannis baptiste.
Nachweise

Weitere Personen

Hessen, Landgrafen, Ludwig I. · Magnusß, Heinrich, landgräflicher Knecht · Mainz, Erzbischöfe, Dietrich Schenk von Erbach · Hildesheim, Bischöfe, Magnus von Sachsen-Lauenburg · Mynningerade, Hans von, Hauptmann · Becker, Hans, Bürger in Witzenhausen · Becker, Metel, Frau des Hans, Witwe des Heinrich Meyger · Meyger, Heinrich · Stalman, Heinrich, Bürger in Einbeck · Berndes, Tile, Bürger in Einbeck · Reutmeister, Ludwig · Hartlieb, Dietlieb, Bürgermeister in Einbeck

Weitere Orte

Einbeck, Rat · Einbeck, Stadt · Göttingen, Rat · Einbeck, Bürger · Münden · Einbeck, Hauptmann · Hildesheim, Bischöfe · Braunschweig, Rat

Sachbegriffe

Räte · Beschuldigungen, Rückweisen von · Pferde, Diebstahl von · Fehden · Bürger · Hauptmänner · Boten, Kennzeichnung von · Diener, landgräfliche · Gefangene · Gefangene, Fürsprache für · Verleumdungsklagen · Straßen, Sicherheit auf · Bischöfe · Fehden · Ehefrauen · Testamente · Erbe, Vorenthalten von · Hofgerichte, kaiserliche · Gerichte, Zuständigkeit von · Vollmachten, fehlende · Urkunden, als Beweismittel · Überfälle · Bürgermeister · Boten

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Armbrust, Göttingens Beziehungen

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 9160 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/9160> (Stand: 20.04.2024)