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Regesten der Landgrafen von Hessen

1508 Januar 29

Testament Landgraf Wilhelms II.

Regest-Nr. 8801

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: Staatsarchiv Darmstadt, Best. B 1, Nr. 30.
Stückbeschreibung: Pergamentlibell, mit den Unterschriften.
Siegel: Angehängtes Siegel Landgraf Wilhelms II.
Drucke: Schenk zu Schweinsberg, Testament Wilhelm II., S. 43-67.
Regesten: Wolf, Abteilung A 6 Staatsverträge, S. 9; Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 3, 1, S. 878 Nr. 1415.
Regest
Testament Landgraf Wilhelms II. von Hessen. - Unterschrifts- und Siegelankündigung des Ausstellers und Siegelbitte an den Komtur des Deutschen Hauses zu Marburg, Dietrich von Kleen, sowie die Räte Apel von Grüßen und Peter von Treisbach.
Siegelankündigung des Ausstellers und der Zeugen.

Wortlaut der Datierung

sonnobinde nach sant Pawels bekerunge.

Originaltext
(Auf der Vorderseite des äußeren Blattes befindet sich folgende Aufschrift:)
Disz ist unnser von gots gnaden Wilhelms Langraven zcu Hessen Graven zcu Kazenelnbogen zcu Dietz zcu Cziegenhain und zcu Nidde etc. Testament selgeret und lesten willens Ordenunge, dasselb sal die Unnserm leben nicht geoffenet, Sonder nach Unserm totlichen abgange, den der almechtig got nach sinem gotlichen willen gerat zcubefristen Zcustunt der Hochgebornnen Furstin Frawen Annen gebornn Herzcogin zcu Mecklenborg etc. Lantgrafin zcu Hessen etc. unnser herzlieben gemahlen, In biesein unnser Rethe zcu Iren Handen bracht unnd gelibbert darnach durch Ire liebe unnd sust Nymand anders usgetan unnd gelesen werdenn.
(Blatt 2, Seite 1)
1.
Inn namen der heyligen driefaltigkeit des vatters des Soens unnd des heiligen geistes amen. Nachdem nicht gewissers ist dan der toet. auch nicht ungewissers wan die stunde unnd zcyt des tots. das haben wir von gots gnaden Wilhelm Lantgrave zcu Hessen Grave zcu kazenelnbogen zcu Dietz zcu Cziegenhain und zcu Nidde etc. gesundes lyebes und vernunfft angesehin: Mentscliche gebrechlichkeit irer wandelbaren natur. in uns als andern lewten erkennende. Begernn heyls und auch der wolfarunge unser selen nach dem ende unsers lebens und dar zcu des fridden unser underthan des Furstenthums zcu Hessen unnd anderer unser Herschaften. mit hilff Gots. In dießer gegenwertigen unsers lesten willens Ordennungen odir selgerets: vorzufeinde Sezcen und machen uffinbar dieße nachgeschribben Ordenunge und selgeret nach loblicher und bestetigter gewonde und rechte. Doch mit solicher protestacion und bezceugunge Ob das nit genugsam were odir nicht nach rechte eines testamennts So wullen wir das es tuge und craft haben sol nach rechte einer schrifft unsers lesten willens daruf wir offintlich protestiren
W L h sst
2.
Zcum ersten nachdem wir nicht edelers haben wan die sele von got dem almechtigen geschaffen: So befelhen wir dieselben in die barmherzcigkeit des almchtigen gots. In den verdienst des bittern leydens unsers Hern Jhesu cristi und vorbet der benedigeten Jungfrawen marien unsers Engels. Aposteln Sant Johans unnd heubtfrawen Sant Elizabeten Sant Wilhelms Sant Cristoffers Sant Georgen Sant Sebastians Sant Niclaus
(Seite 2)
Sant Wulfgans Sant Valentins Sant Sygemunds der heyligen drie konige Sant kathrin Sant barbaren Sant Annen und anderer lieben heiligen unser selen gnade und trost zu erwerben, das wir von grunde unsers herzcens andechtiglich begeren Willich gemelten lieben heiligen wir als zcu unsern patron sonderlich in zcyt unsers lebens. geeret in unserm gebet gehabt und ußerwelt haben.
W L h sst
3.
Zcum andern Unsern lychnam in begrebnis da unser voraltern. ire grafft bisher gehabt han. Nemlich in das Monster Sant Elizabethen unser heubtfrawen zcu Marpurg
W L h sst
4.
Zcum dritten wullen wir vor allen dingen das man nach unserm totlichen abschit den got der almechtig nach sinem gotlichenn willen zcu langwertiger zcyt. gerait zcubefristen uf das aller forderlichst so das gescheen mag ein begegnis mit vigilien und selenmessen gehalten werden sal doch nicht nach gewonheiten als Fursten begengnis mit heyschun anderer Fursten odir irer Rethe. sonder mit geistlichen personen unsers furstenthumbs und herschefte die man dar zcu bequemlich erheyschen mag. odir sunst ungeheyschen kommen werden. und denselben sal man kein kost Sonder die presenz dester hocher geben damit und ufdas in ubunge gotlicher dinste durch das essen und trincken zcu der zcyt kein zcerstorunge odir misbrauch geschee und auch got dem allmechtigen ungefallens, dis alles sal gescheen in biewesen der hochgebornnen Furstin Frawen Annen geborn herczogin zcu Mecklenborg etc. Lantgrafin zcu Hessen etc. unser herzlieben gemaheln, Rethe, und Hofgesinde, und auch almusen umb gots willen gegeben werden
W L h sst
(Seite 3)
5. Man sal auch mit unserm hoefgesinde zcustunt und uss allersonderlichst nach dem begegnis Rechen, und was wir ine schuldig blibben sein. gutlich entrichten und ine darnach erleuben
W L h sst
6. Zcum vierden sezen wir und bescheiden unsern harnasch baner und die besten drie unser hengste gecleit wie sich das geburt in Sant Elizabethen Monster zcu Marpurg, So unser begegnis da geschicht, und unser beste gulden stucke zcu einer kaseln. auch ein gulden stucke in unsern Stifft Sant Mertins kirchen zcu Cassel, und was dan further von unsern schuben und rocken von gulden stucken und Sydengewande erfunden werden. sal man teilen und geben in kirchen und Closter wo das unser selgereter und Executores gut und am bequemlichsten beducken wirdet
W L h sst
7.
Czum Funften sezen und Ordenen wir und wullen das eyn ewige Singemesse tegelich zcuhalten in die ere des bittern lydens cristi unsers heren. zcu Merrhusen im Closter usgericht und gestiftet werden sal, doch also ob solich messe uff die hoeche feste zcu halten sich nicht wolt geboren. so salman die nachgelassen messe uf andere nachfulgende tage lesen und halten und dar in sal kein ander begengnis odir selgeret geczogen werden. Sonder allein diese messe unser und der verstorben Fursten und furstin zcu Hessen. auch unser gemaheln und erben dar zcu unser diener selen so in unserm dienste verstorben sein odir noch werdenn zcu heil und trost gestiftet sein. Es wer dan sache, das wir solich Stiftunge und entrichtunge dißs nachfulgenden artikels in zcyt unsers lebens dem Claster Merrhusen selbs getann hetten.
W L h sst
(Seite 4)
8. Zcum Sechsten sezen und bescheyden demselben Closter und Convente zcu Merrhusen da solich messe usgericht werden sal ufdas sie derhalb nicht beswernis tragen. ein almusen Nemlich Siebenhundert gulden damit dieselben brudern des Convents gedachten Clasters. an einer gewissen stedde ierlich zcinse darumb erkeuffen sollen die demselbigen Closter ewiglich zcu bleiben.
W L h sst
9.
Unnd ufdas nu dieße vorigen und andere nachfulgende artikel nach ordenünge disses unsers lesten willens. so viel dester statlicher ufgericht unnd verfulgt werden muge: So sezen und ordenenn wir derselben unsers lesten willens ordenungen und selgerets zcu Executores und usrichtern die Hochgeborne Furstin unser herzliebe gemahel Fraw Annen geborn Herczogin zcu mecklenborg. Lantgrafin zcu Hessen etc. obgemelt Als obirsten vormunden alle dieweil ire liebe ihres witwenstuls unverruckt bleibt, uf die trew, damit sie uns verpflicht ist, Und beneben Irer liebe, den erenwirdigsten In got. Hochgebornen fursten, Hern Herman Erzbyschoffen zcu Collen etc. Churfursten, Unsern freuntlichen lieben hern vettern und gefattern, unnd dar zcu unser Rete lieben andechtigen und getruen Conraten von Mansbach ritter Herman Riteseln, Doctor Henrichen Rulant, und petern von Treisbach.
(Fassung von 1506:
unser Räthe und lieben Getrewen Conraden von Wallenstein unsern Hofmeistern Friedrich trotten unsern Marschalk, Ludewigen von Boyneburg unsern Stadthaltern an der Loena, Conraden von Manspach Ritter, unsern Ambtman zu Bache und Rudolffen von Weybelingen unsern Cammermeister, dar zu ordnen wir denselbigen unsern Räthen, auch zu unsern lieben andechtigen Rath und getrwen Doctor Rulanden Dachandt unsers Stiffts Sanct Mertens Kirche zu Caßell als vor einen mitexecutor in geistlichen Sachen dies testament berüren.)
Geben den gegenwirtigklich In craft disser unser Ordenunge unsers lesten willens in der allerbesten form maß und gestalt wie das von rechtswegen bescheen sal oder mag. In sampt und ir iglichem In sonderheyt, vorteil mach crafft und gewalt disse ordenunge. so es uß gots verhengknis zcum fal unsers totlichen anschits kommen wurde zcu sich zcunemen zcu uffenen zculesen unnd sich der Inhalt zcuhalten In allermaß wie wir Inn das befolhen und zcu tun des unser vertruen gesezt habenn.
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(Seite 5)
10. Doch ob kriegshandelung. zcufielen in dem sal gehandelt und zcu Rath geczogen werden auch mit wissen gedachten unsers hern vettern und gefattern, dye hochgebornen fursten hern friederichen Churfursten. und hern Georien. gefettern herczogen. zcu Sachsen unser lieben Ohem tochterman und Sweher darczu ganzce unser lantschaft. Grafen ritterschaft und Stett,
(Das Testament von 1506 enthält statt dessen folgenden wichtigen Schlussartikel:
Undt nachdem vorige und diese unser ordenunge unser lesten willens in der Ale durch unß geszt undt gemacht worden, das vergessen ist: an wilchem ortt von menniglichen undt nach notthurfft des Fürstenthumbs undt landtschafften sachen am fordersten undt ehersten angesucht sal werden, so wullen wier undt ordenen hiemit, daß die Canzley an dem ortt da unser hoffmeister alß durch unß geordnet, sinen ansiz haben, sol auch daselbs das ansuchen gescheen undt die sachen verfertigt werden, undt der Hofmeister die anderen zu bescheiden haben nach gelegenheit undt nothurfft der sachen, undt wilchen unter den anderen etwas fürfiele Ine das auch unverzüglich wissen zu lassen, und sonderlich sal dieß sein undt gemeint In grosen schweren schaden doran unsern landen undt leuten gelegen were.)
W L h sst
11.
Wir wullen auch uß gantzer ernstlicher meynunge das die obgenannten unsers lesten willens ordenunge Executores odir ußrichter sollen auch sein Vormunden und vorweser des Hochgebornen Fursten unsers lieben Bruders Lantgrafen Wilhelms des eltern unnd unser beder kinder
(1506: der Hochgebornen Fürstin Frawen Annen geborn Herzogen von Mecklenburg etc. Landgräfin zu Hessen unser lieben gemahlin, Auch unsers lieben Bruders seiner Gemahlin frawen Annen unser lieben Schwägerin und unser beeder Kinder,)
doch iglichem zcu seinen gerechtigkeit uffs getrewlichst, als wir des zcu gedachtem unserm hern vettern und gefattern, von Collen. zcuversicht und des den andern uff ire sele ere. unnd eyde uns getan. befolhen han in allen iren sachen behulffen und beraten zcusein des gleichen unserenn landen und lewten getrewlich vorczustehin, und sollen die gemelten. unser liebe gemahel, und vier unser Rethe, nach unserm totlichen abgange, sich aller zcinse rente gefelle unnd gerechtigkeit alles inkomens wie solichs namen haben magk und sal nichts davon usgescheyden unsers furstenthumbs herschaften und Grafschaften kazenelnbogen Dietz Cziegenhain unnd Nidde, underwinden damit unsern kindern und erben auch dem furstenthumb zcu gute getrewlich handeln.
(Das Testament von 1506 enthält noch folgende wichtige nähere Bestimmung:
und wie wohl gedachter Rudolff von Weyblingen us unserm Fürstenthumb und Land nicht gebohrn ist, So haben wir ihne doch als mit Vormunden und Vorweßern zu dieser unser ordnung geszt und erwehlt, angesehen seinen getrewen Dienst, Befehlen darumb und wollen das er nach unserm totlichen abgange am Cammermeister ambt dieweil er das usrichten kann und doran nicht argwohnig funden würdet, soll behalten werden, auch wie im fordern artickel angereget wurdet, das die Vormunden alle gefelle ufheben sollten, das soll also verstanden werden, das genanter Rudolff ein einiger ufheber und furter usgegeben werde nach ordnung, wie ietz am hoffe und befelln den zur zeit der mit vormunden.)
Auch davon alle jar rechentschaft thun, vor zcwelffen vierenn geistlichen uß den prelaten vieren uß der Ritterschaft uß dem Furstenthumb zcu Hessen geborn und vieren uß den Stetten Nemlich sollen die vier prelaten sein die wirdigen geistlichen unser lieben andechtigen Eyn abt zcu breydenawe Eyn abt, zcu Heyne Eyn Com=
(Seite 6)
mendator des huses teutschordens zcu Marpurg und ein preceptor des huses Sant Anthonien zu Grunberg die viere von der Ritterschaft, George von Hotzfelt, Wilhelm von Dornberg, Tyle Wulff unnd jost von Boymbach
(1506: Herman Rytesel unser Erbmarschal Johan von der rabenaw Ritter Joest von Baumbach und Peter von Treysbach,)
und die vier von Stetten. Eyn burgermeister zcu Cassel. eyn burgermeister zcu Marpurg. Ein burgermeister zcu Eschwege und ein burgermeister zcu Gyszen, unnd wo es die notdorft erfordert so sal unserm hern vettern und gefattern von Collen solich rechnunge auch angetragen werden.
W L H sst
12.
Und so es geschee das der virer vom adel eine adir mehir im nehisten artikel gemelt totshalb abgehin wurde. So sal der wolgeborn unser lieber Neve rath und getruer Philips Grave zcu Waldeck odir wo der nicht noch am leben were. Grave Henrich von Waldeck andern bequemlich an der verstorben stat. dar zcu zcuerwelen macht han. doch das allewegen zcwen an der loene und zcwen dersyt spißs da Cassel gelegin ist, dar zcu genummen unnd geszt werden. Wo die gedachten unser Executores nit eynmutig andere dar zcu erwelten odir ein mehrers machten
W L H sst
13.
Ob auch der vierer vom adel einer odir mehir sust ewig gebrechlich wurde, So sol auch an des odir der stat dan erwlunge gescheen wir im nehisten artikel gemelt stet
W L H sst
14. Unnd wan soliche rechenschaft y zcu zceyten gescheen sein So sal man dan die Register widder hinder sich legen in gewarsam des Sloßs Spangenberg, und des gleich ob y zcu zceiten etwas an der jerlichen Rechenunge. erobert were odir wurde, an gelde. dar zcu sal die gemelte unser liebe gemahel einen schlußel haben und die vier Rethe irer liebe zcu mit vormunden gesezt, wie obgemelt, den andern schlusel haben und also in verwarunge behalten werden
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(Seite 7)
15.
Es sollen die Zcwelff vor den die Rechnunge also geschicht den gnanten unsern geszten Executores vormunden unnd vorwesern. geloben und sweren zcu got und sinen heiligen einen eyt wie sich das einem iglichem geburt zcu uber zceyt der rechenunge was sie in odir von den Rechnungen horen nicht zu offinberen ymands. odir auch von dem ufheben und den gefellen, anders dan wo untrewlicher mangel im innemen odir ußgeben odir sust gebrech in den Rechenschaften in einem odir mehren artikeln wurden funden, Dan solichs an gedachte unser liebe gemahel und unsern hern vettern und gefattern Hern Hermann Ertzbyschoffen zcu Collen Ritterschafte und lantschafte gelangen zculaßen und ihres rats dagegen haben und gebrauchen
W L H sst
16.
Es ist auch unser meynunge das disse unser ordenunge unnd lester wille, so balde die nach unser totlichen hinfurt, eruffnit wirdet, des die durch gnante unser vormunden vorweser und ußrichter, sol gelesen und geoffenbert werden unsern Grafen Ritterschaft unnd Lantschaft, einem teyl am spiß und dem andern zcu Buzbach, odir sie allesampt gein Marpurg zcusamen bescheiden wie das zcur Zceyt unsers totlichen abschits, sich am bequemlichsten und bestenn fugenn will,
W L H sst
17.
Unnd wir obgnanter Lantgrave wilhelm heyßen unnd gebieten uss aller hoechst wir das thun sollen und mugenn
(Seite 8)
itzt und dan als itzt: mit craft dißs briefs lestenwillens und ordenunge alle unser Grafen Ritterschaft amptlewte Lantschafte undertan und verwanten uf die eyde und pflicht damit uns ein yder zcu disser zceyt zcugetan ist So es zcum falle unsers totlichen abgangs durch schickunge des allmechtigen sich wurde begeben den vielgemelten vormunden und vorwesern, auch iren nachkomen an ire stat gesezt dieweyl ire vormuntschaft weret in handeln und gescheften dießer unser ordenunge, unserenn erben unnd furstenthumb zcu eren notz und gut, one weigern gehorsam und gewertig zcusein und sollen darnach auch dieselben unser Executores vormunden und vorweser zcustunt etlich uß ine verordneten, die disse unser geszten Ordenunge unsern Hern und frunden Nemlich unserm her vettern und gefattern den Erzbyschoffen zu Collen Hern Friderichen unnd hern Johansen gebrudern und auch hern Georgen Herczogen zcu Sachssen
(Fassung von 1506: Unserm herrn und Oheimb herrn Jacoben Erzbischoffen zu Trier und unserm Oheimb und Schwehir herzogen Georgen von Sachsen)
etc. als Hanthebern dißs unsers lesten willens ordenung, furtragen unnd eroffnen und ire liebden von unserwegen uss fleissigst bitten, Solichs anczunemen und so den gemelten unsern gesezten Executores und vorwesern dißs unsers lesten willens in irer vormuntschaft, eyncher mangel odir anstoes ufstehin und begegen wurde, unen dar inne hilff rath und biebestand zcuthun als ir yder in gliechem fall. wolt gern gethan haben
W L H sst
18.
Nachdem aber die obgnanten unser Executores vormunden und
(Seite 9)
vorweser gleich als ander menschen sterblich sein und in dem fall ir einer odir meher totshalber auch abgehin wurde So sollen die andern die am leben bleiben in des odir der verstorben stedde einen adir mehir zcu vormunden uß dem furstenthumb zcu Hessen odir ingeschloßen grafschaften geborn luts disser ordenunge machthaben zcuerwelen,
(das testamen von 1506 enthält noch die Worte: doch Hermann RydtEsell zuvor einen andern wo der am leben ist)
der odir die dan auch mit eyden und gelubden disse unser ordenunge zcu handhaben und zcuhalten sich verpflichten sollen
W L H sst
19.
Und ob es geschee das die vormunden und vorweser in der wale eins andern zcweyleuftig wurden, So sal der vom großern teil erwelt stathaben Wo aber kein großer wale were, wilchem teyl dan der wolgeborn unser Oheym Rath und getruer Phylips Grave zcu waldeck obgnant odir so derselb nicht an leben were Grafe Heinrich von Waldecke, zcufall thun wurde da bie sol es bleiben, doch so underscheydenlich, die von ungnaden von uns gescheyden und bie unserm leben nicht widder zcu gnaden kommen weren. sollen luts disser unser Ordenunge zcu vormunden vorwesern odir anders zcu nicht erwelet noch angenumen werden
W L H sst
20.
Ob unser liebe gemahel obgnant, nach unserm totlichen abgange sich widderumb Ehelich verandern wurde, so sal auch an irer liebe stat dan ein ander zcu vormunden gesazt unnd erwelet werden. Inmaßen obgemelt stehet
W L H sst
(Seite 10)
21.
Und Ob sich hieneben erfunden eynche usrichtige schuldverschreibung odir zcusage, damit wir zcur beczalunge verhaft weren odir die wir getan hetten, sal gehalten gegulden uss trewlichst und forderlichst vergnugt und bezcalt werden
W L H sst
22.
Wan sal nach unsern totlichen abschit den obgnanten Conraten von Mansbache Ritter Herman Rietesel, Doctor Rulanden unnd petern von Treisbache die wir wie gemelt zcu mitexecutores vormunden und vorwesern gesezt han lut disses unsers lesten willens dwyl ire vormuntschaft weret ein zcymlichen jarfolt uß der Cammern Cassel odir marpurg, zcuordnen und geben daruber sollen sie sich auch anderer fursten und hern dinst und Rat gelts entschalen unnd auch kein geschencke noch vererunge von den underthan unnd verwanthen des furstenthumbs zcu Hessen noch auch sust von Nymands, ine zcu gute nehmen odir nehmen lassen, in keinen weg, in sachen unser kinder und erben das ire oder die iren, odir das recht belangend. und deshalb ir eide und gelobde thun, gedachter unser lieben gemaheln und ganzer unser Lantschaft
(1506: Es sollen auch die fünf Vormünder und vorweser von den unterthan unser Fürstenthumb und Herrschaft noch niemands anders kein geschenk noch verehrung nehmen noch ihne zu gute nehmen lassen in einig weg, wie iemand gefehrlicher weiße erdenken möchte, in sachen unser erben fürstenthumb Lande, leuthe, Unterthanen und verwandten belangende auch sie mit keiner gewalt ihrenthalb beschwehren und wo dieselben Vormunden und vorweser oder ihre nachkommen von andern Fürsten Graven herrn oder iemandts anders rath oder dienstgelt verschrieben hatten, das sollen Sie uf und abschreiben auch in mitler Zeit dieser Vormundtschaft nit anemen. Das wir ihne in ihre Seele ere und aide befehlen und gehabt haben wollen, Und uf das und damit dannach sie sich zu erhalten und ihre entpfelln laut dieser ordnunge ihne beschehen, so viel trewlicher williger und statlicher zu wilfüren haben, So bescheyden wir Ihn ierdem zu und uber ihre ambtspflicht zweyhundert gulden, Welches aus den Cammern der heuser Cassel oder Marpurg zu bezahlen, damit sie sich begnügen lassen und frembdes Soldes noch geschenks nit nothdürfftig seyn dörffen, Auch Mittler Zeit dieser Vormundschafft frembde Solde, dienstgelt oder belohnunge von niemands anemen, oder in Zeit der Vormundschafft das vor gedunge machen, zu usgang der Vormundschafft das wartende zu seyn, doch ob ihr einer von frembden gereiten rat oder dienstgelt hette, lassen wir das er das behalten, doch also wo er sust oder die das dienstgeld geben oder besoldung sin ufin brieff gebe, das er solchs fry stünde zu handeln als ob das nit zu gegen wehre, was diese anordnung betrifft)
W L H sst
(Seite 11)
23.
Wir wollen auch unnd begern uss aller ernstlichst als wir ummer mogen hiemit befelhende. das unser Executores ußrichter und befelhaber dißs unsers lesten willens und ordenunge in allen trewen ufsehins haben und mit hochstem fleis doran sein wullen, das die angefangen fruntschaft zcuschen gedachtem unserm Ohem und Sweher Herzcogen Georgen von Sachssen uns und unser beder kindern usgericht, So balde die ire Jahre und alter erreichen. nach vermuge der verschreibung dar uber sagende und nach ordenunge der heiligen cristlichen kirchen an eynchen ufzcug uss forderlichst fullenstregt werde unnd geschee das auch solichs in keinenn wegk abe odir zcuruck gehe.
W L H sst
24.
Wir bescheyden und ordenen das unser Executores sollen von unserwegen geben Hundert gulden den Observanten closter zcu Marpurg barfußer orden und die iren procuratoren libbern und sollen dieselbigen geistlichen herren unser selen zcu heyl und trost, got andechtiglich vor uns bitten mit selemessen vigilien und andern gots dienste got dem almechtigen zcu lob und eren
W L H sst
25.
Wir bescheyden auch iglichen Jungfern wilche zcu der zceyt unsers abgangs an unserm Hofe unbestat funden werden zweyhundert gulden und der hofemeisterin auch hundert gulden
(1506: zweyhundert)
W L H sst
(Seite 12)
26.
Es sollen auch unser executores zcustunt nach unsern totlichen abgange tausent gulden umb gots willen, im furstenthumb zcu hessen und in den Obern und Niddern Grafschaften kazenelnbogen hußarmen notdurftigen lewten geben und teylen also das der Sechshundert gulden ins furstenthumb und vierhunder in die zcwo grafschafte obgemelt kommen
W L H sst
27.
Unnser Executores vormunden und vorweser: sollen auch geben in iglichs reformirt closter in unserm furstenthumb und lantschaften. zcwenzig gulden und darumb salman zcustunt nach unserm totlichen abgange in iglichem derselbigen Closter uns unser selen zcu heyl und trost mit vigilien und selenmessen, auch andern gots dienste andechtiglich begehin und ierlich unser gedechtnis. mit vigilien und selemessen.
W L H sst
28.
Dieselbigen unser Executores sollen auch geben zcu Cassel uff den Stifft Sent Mertinskirchen zcwanzig gulden und dieselben Stiftshern sollen zcustunt nach unserm totlichen abgange uns, auch unser selen zcu trost und heyl. mit vigilien und selemessen, begehen und also dan auch ierlich mit vigilien und selemessen unser gedechtnis halten got dem almechtigen czu lob und eren
W L H sst
29.
Wir ordnen und bescheyden der hochgebornnen Furstin unnser herzlieben gemaheln Annen geborn herzcogin zcu Meckelnborg
(Seite 13)
Lantgrefin zcu Hessen etc. obgnant. Nach unserm totlichen abgange unsern gulden halsbant ringk mit dem torkes robin und perlin und unser gulden halsbant mit den zcacken, und zcwey gulden gewercke tucher so wir zcu Collen uf dem Reichstage gekauft han. das ire lybe unser daby in freuntlichem gedencken habe.
W L H sst
30.
Es sollen von unsern vormunden vorwesern und Executores keine amptlewte odir amptknechte angenommen werdenn sie haben dan zcuvoran ire eyde und pflicht getan inmaßen der vormunder eyt obangezceyt verlut und uf sich hat
W L H sst
31.
Auch wullen wir uss hoechst mit disser unser ordenunge unsers lesten willens befolhen und beschlossen haben, das mit flies darnach getracht werden und gescheen sal, das alle Closter in unserm Furstenthumb Graffschaften und herschaften, sollen zcu der Reformacion bracht werden und Ob doran zcymlicher almusen gebreche, die sol man von unsern nachgelassen gutern. got dem almechtigen zcu lob und eren dar zcu strecken und geben
W L H sst
32.
Unnser beger und befehl ist auch hiemit ernstlicher meynunge das die vormunden vorweser und Executores zcustunt nach unserm totlichen abschyt, unser sele zcu hilff und trost sollen ordenen und bestellen gehalten und gelesen zcu werden, so viel und als manche messe als tag ist und sein in funff Jahren
W L H sst
(An dieser Stelle enthält das Testament von 1506 noch folgenden Absatz:
Es ist auch kuntlich und offenbahr, das wir in irrung stehen mit Unserm Schwager herzogen Johann von Cleve, und Grave Johanne von Naßaw dan wir an unsern lebtagen des rechten nit weigerung gethan noch vorgegangen haben, So ist des unser hochste wille und meynunge, das denselben uf ihre ansprüche rechts nach Kayserlichen rechten und des Richs ordnunge wiederfahre gedin und geschee ungeweigert und unverzöglich.)
(Seite 14)
33.
Wurde auch uffundig das die unserm Regiment von uns odir von unserm befelh ymant ubernummen were. unverorsacht und widder recht davor wirs doch nicht achten odir halten, So befelhen wir den gedachten unser herzlyben gemahel und den vier unsern Rethen irer liebe zcu mitvormunden wie obstet zcugeordnet, in ire sele, unnd eyde, die sachen zcuverhoren. so sich ymands des verclagen wurde also von unns beswert, alsdan uss best zcuhandeln und nach irem erkentniß, den beswerten erstattung zcuthun,
W L H sst
34.
Wir haben auch befunden das in fordern jaren mancherley beswerniß, durch gunstige orteyl uß den Cantzleyn erlangt unnsern underthan begegnet sein. und darumb. mit zceytigem Rathe ein Hofgericht zcu Marpurg verordnet, doch noch nicht dasselb so statlich mit solichen personen und sonderlich gelerten, als wir in willen geweist sein zcuthun. und ist darumb unser ganzer wille befehl und ernstlich meynunge, das durch die Executores vormunden und vorweser in dem kein sperrung gemacht werde Sonder mit fleis darob zcu sein. das es unverruckt fur und fur in bleiblichem wesenon eynich abgehin, gehalten und auch mit den geschickten personen die man dar zcu bekommen mag, besezt und bestalt werde damit dasselb dweyl das furstenthumb unverteilt ist in langwirigen zceyten. unverruckt bestentlich unnd statlich bleibe. Da durch das strack recht, den armen als den reichen nach igliches sachen wirde muge widderfaren
W L H sst
(Seite 15)
35.
So es geschen, das wir nach unserm totlichen abschit eyn odir meher manlich kind fursten zcu Hessen hinder uns lyßen wan dan der einer odir mehir zcu iren Sechszehin jaren kommen, so sol man sie zcu Rathe und handelunge zcyhen in des Furstenthumbs sachen und so dan ir einer achtzehin Jar alt wirdet dem das Regiment ubergeben und sollen dan die vormunden und vorweser von der vormuntschaft tretten, Lyßen wir aber keynn manlich kinder Fursten zcu Hessen hinder uns So sal es mit unsers bruders manlichen kindern die Fursten zcu Hessen weren Ob sein liebe der hette und verlyße also auch gehalten werdenn.
W L H sst
(Das Testament von 1506 enthält hier noch folgenden Absatz:
Wir befehlen auch unsern Canzlar Doctor Johan Engelender am Canzlar ambt und ander unser Amthaber an Ambten zu behalten, dwyl sie daran zu bleiben vermugen, tugelich und geneigt seyn, Und doch auch also das sie sich daran halten als ihnen zustehet und gebühret an welchen enden man Ambtleuthe oder Knecht nottürftig ist und haben will.)
36.
Damit auch wir von unsern geordneten hanthebern disser unser Ordenunge den Fursten unsern lieben hern Vettern gefattern Ohem tochtermann und Sweher, in langwirigem freutnlichem gedencken gehabt und gehalten werden. Auch das sie unser bitlichs begeren dester gutwilliger ire hanthabunge zcuvolnstrecken anemen, nit die gabe, sonder unsern gneigten guten freuntlichen willen, so wir zcu ine zcüvor andernn tragen. ansehen, So ordenen und bescheyden wir irer iglichem einen unser besten silbern ubergulten Schawer nach unserm totlichen abgange zcuwerden und zcugeben
W L H sst
37.
Unnd sobalde die gedachten unser Executores vormunden unnd vorweser disse unsers lesten willens ordenunge nach unserm totlichen
(Seite 16)
abgange geoffenet und angeczeigt Unnser lantschaft furgehalten und lesen laßen haben, sollen sie und zcustunt und sonderlich genante unser liebe gemahel bie iren furstlichen eren und wirden und die andern viere unser Rethe irer liebe zcu mitformunden wie gemelt geszt, unser lantschaft zcusagen, geloben, zcu got und seinen heyligen einen eyt wie sich geburt mit lyblichen ufgeragten fingern, sweren disse unsir Ordenunge unnd selgeret unsers lesten willens wie vor und nachgemelt stet, getrwlich zcuhalten alle und yde puncte unnd artikel auch die zcuhanthaben den nachzcugehin unnd zcugeleben sonder alle geverde wie mentschen synne die erdencken konten odir mochten
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38.
Es sollen auch Conrat von Mansbach Ritter unnd herman Ritesel obgnant, stets, am hoge sein. bie gedachter unser lieben gemaheln
(1506:
Und sollen die obgemelten Vormunden und vorweser ihre sieze und wohnunge haben, Sonderlich Welcher unter ihnen zur Zeit unsers tötlichen abgangs an unserm hoffmeister ambt ist, zu Cassel uf dem Schloß, Friedrich Trodt, zu Rüßelsheimb als ein OberAmbtman daselbst Ludwig von Boyneburg uf dem Schlos zu Marpurg, Conrad von Manspach ritter in der Nidder graffschaft als Oberamtman und Rudolff von Weiblingen zu felsberg oder wo es zum Falle kommen würde zu Homberg in Heßen uf dem Schloß,
Und wo Conrad von Wallenstein iez unser hoffmeister in zyt unsers todtlichen abschiedts nit unser hofmeister ist, so soll derselb seinen Siez zu Eschwege uf dem Schlos haben,)
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39.
Ob aber der berurten unser geszten Executores vormunden und vorweser einer odir meher disse unser ordenunge und lesten willen zcuvollenstrecken anzcunemen oder der zcuschicken zcu haben in weigerung stunde, so sollen die andern die solichs anemenn gewalt unnd macht haben. Andere an ir stat uß den vieren der Ritterschaft die die rechnunge mitzcuhoren verordenet sein wie gemelt zcu erwelen
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40. Wir wollen auch unnd begern hiemit ernstlicher meynunge das nach unsern totlichen abschit unser Executores vormunden und vorweser, in zcyt irer vormundschaft der Romischen koniglichen odir keyserlichen Mt. uff ir erfordern und begeren, in sachen des heylig Romisch Reich und den cristen glauben betreffen So viel solichs nach zcymlichen anschlage unser erben und das Furstenthumb betreffen und beruren mag, gehorsam leysten unnd gewertig sein sollen, Inmassen wir in Zeyt unsers lebens seiner kon Mt. allewege willig gneigt und gehorsam geweist sein
(das Testamen von 1506 bedenkt den römischen König mit einem braunen reichgesattelten Hengst, einem goldenen St. Georgen mit Edeösteinen besezt und Joachim den Narren und spricht dabei die Bitte aus:
unser da by gnädigem gedenken zu haben, auch unser Seelen guts nach zu thun zu verschaffen undt Irer Kö. Mayt. Unser weib undt Kinder Ire Lande undt Leute darzu Ire Vormunden von Unß befohlen seyn zu laßen und des abschieds zu Cölln gnädiglich zu seyn.)
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41.
Unnd wo nach unserm totlichen abgange die Oberampte in unser Obern und Niddern Grafschaft kazenelnbogen sollten verandert werden und mit oberamptmennern besezt, So befelhen wir und begern ernstlich nach gelegenheit derselben das durch unser Executores vormunden und vorweser, die mit treffenlichen tugelichen frommen personen uß dem Furstenthumb zcu Hessen geborn unnd dar inne gesezen, odir die sich in zcyt unsers lebens, zcu uns und unserm furstenthumb getan han und noch thun werden also das sie vorbleiblich dabie angesehen sein So offt und dicke, das in Zceyt irer vormuntschaft die notdorft erfordert, bestalt und beszt werden sollen
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42.
Unnd nachdem wir glaubhaftig verstanden das zcu Jherusalem die Observanten, so das heilig Grab unsers hern Jhesu cristi in
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Verwarunge, ein gotlich reddelich fromlich reformirt leben und wesen, die ordenunge und gewonheit haben. das sie frembdenn notdurftigen pilgerinnen die umb gotswillen das heilig besuchen, ire almusen, mildiglich mitteilen, So sezcen und bescheyden wir mit craft gegenwirtigen unsers lestenn willens Ordenunge das denselben Observanten und brudern zcu Jherusalem, nach unserm tot, unser Executores vormunden unnd vorweser, auch unser erben, fur und fur. alle Jahre hundert gulden von unserwegen, gewislich, durch bestendige unnd gewisse wechssel, zcuwerden verschaffen und es also bestellenn unnd machen sollen, das doran nunmeher eyncher gebroch odir underlaß geschee. durch eynchen weg, Dwyl wir auch verstehen das sie die brudere gedachter Observanten zcu zcyten mangel leyden, unnd diß sal also durch unser erben erbnemen und besizeer des Furstenthumbs zcu Hessen, die zcyt solich Closter und Observancien zcu Jherusalem in berurtem wesen stent, verfertigt und verschafft werden, wo anders wir inn zcyt unsers lebens solichs selbs nit verfertigen und noitdurftige versicherunge machenn
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43.
Und dwyl Reinhart von Boeneborg seliger. der zcu Furstenck gewonet hat, und am lesten unser amptman zcu liechtenberg geweist, in unserm dienste vor Omstat verwunt und totbliben ist, dem wir zcugesagt haben seinen Soen gnant Rabe. gnediglich zcuversehin und zuversorgen damit sich derselb ane schaden adir abbruch siner geswister. zcuerhalten haben solt
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so ist unser wille unnd ernst befelh unser Executores vormunden und vorweser, daß sie nach unserm totlichen abgange demselbigen Raben von Boenebord, Reinharts seligen soen vonn unsern gewunnen und eroberten gutern sollen geben und zuordnen wo anders wir in zcyt unsers lebens solichs selbs nit ußgericht hetten, So viel das vierdehalbtusent gulden wert sey damit wir ine izt begiftigen und begiftigt haben wullen
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44.
Wir wullen auch das unserm totlichen abgange derselbe knabe Rabe von Boeneburg in Dienst behalten, und mit unserm soene Lantgrafen philipsen, zcum besten uferzcogen werden sal, unser Executores sollen auch seine vormunden sein. in Zceit seiner unmundigen Jahre und ime getrewlich mit berurter begnadigung vorstehen und so er zcu seinen mundigen Jahre kompt, sollen sie ime die berurten gegeben guter zcustellen, soch sal er die zcu lehen haben und tragen von den Fursten und furstenthumb zcu hessen, und sollen ime auch alle ufgehaben nptzunge, zcum besten angelegt werden
(Das Testament von 1506 enthält außer diesem Legat noch eine Reihe von anderen ähnlichen Onhalts für den Herzog Heinrich den älteren zu Braunschweig und Lüneburg, Adelige und Beamte. Darunter auch die interessante Notiz, daß Georg Nußbicker Schultheiß zu Cassel 100 Gulden erhalten solle, da er das Testament sammt Nachtrag geschrieben habe.)
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45.
Den Steyn gelegen bie worms am Reyn den wir haben in vergangenen kriegsleuften erobert, der dan halb pfalzgraflich und halb des byschofs vonn worms gewesen ist, Sezen orden und bescheiden wir und wullen mit dissem unserm lesten willen das berurten unser Executores vormunden und vorweser,
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so balde wir von disser welt verscheiden sein, als mir, zcu got, wo uns y sein almechtigkeit davon haben wil, mit gnaden zcugescheen bitten, zcu gnantem Byschoff von worms, sich fugen. und ime seinen teil wie er den vor gehabt hat mit alle seiner zcugehorunge widder geben. Doch also und mit versorknis, das dem Furstenthumb zcu Hessen, von gedachtem byschoff seinen nachkomen und den seinen, zcu dem andern teil kein schade odir hinderniß geschee.
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46.
Wir wullen und sezen das dieße unser gesazte Executores vormunden und vorweser, disses unsers lesten willens unser, unsers bruder und kinder Lande lewte und underthan in keinen weg entsezt odir von den unsern zcuwidder gelebt werden soll, Es were dan sach das unser gemalh iren witwenstul verrucken und sich verandern wurde odir das ire liebe und gedachter unser herre vetter und gefatter der Erzbyschoff zcu Collen, die anderen iren liebden zcugeordenten mit Executores vormunden und vorweser on uffinliche untrew erkennen und befunden wurden, Alsdann sol es gescheen mit rath und wissen unseres Oheyms und swehers herczogen Georgens von Sachssen obgemelt, wo der am leben were unnd unser gemeine Lantschaft, das den dan nach irem verdienst belonunge geschee, wilchs wir also himit befolhen haben wullen
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47.
Wo die obgenante unser liebe gemahel sich verheiraten, odir sterblich abgehen wurde. so solt an irer liebe stat gedachter unser Oheim und Sweher Herzcog George zcu vormunden, und vorweser lut
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disser unser ordenunge erwelet werden Begeben sich auch die dinge also daß wir unser erben unser bruder oder seins lybserben, sonder manserben abgehen und totlichen verscheiden wurden, das der almechtig got zcum besten verhute, So wysen wir die vorgnanten unsere Executores vormunden und vorweser, an die hochgeborn Fursten unser Ohem, die Herzcogen von Sachsen Lantgrafen in Doringen und Marggrafen zu Meyßen
(1506:
und sonderlich das sie unsern Oheim und Schweher herzogen Geörgen zum ersten zu ersuchen als zu dem wir besondern vertrawen glauben haben und tragen,)
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48.
Und zcu beschluß disses unsers lesten willens und ordenunge die wir unverbrochlich auch unwidderruflich wullenn gehalten han. So ist uss hoechst unser befelh beger und wille an gedachten unser Executores vormunden unnd vorweser unser nachgelaßen kinder lande und lewte Ob aber wir kein kinder hinder uns verlyßen unsern bruder unnd seine kinder in zcyt der vormundschaft gutlich eynniglich und sich freuntlichs willens gegenenander zcu befleißigen, zcu behalten, unnd das ir keins dem andern zcu widder handel, sondern sich eynmutiglich miteinander schließen und handeln so viel ummer mugelich sein will
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des alles zcu woren orkunde, han wir obgnanter Lantgrave wilhelm alle unnd einen yden artikel in disser ordenunge begriffen
(1506: eigentlich ubersehen gelesen und iglichen articul und punct)
mit unser eigen hande underschribben auch unser Macestatt Ingesigel doran wissentlich thun hencken unnd darzcu zcu gezcugenn die beschließunge dißs unsers lesten willens, doch ine unwissende des inhalds,
(1506:
Damit auch das die gemelten unser gesezten Executores und Vormunden hievor und dieser unser ordenunge kein verdacht argwohn oder wieder willen mögen haben bey unsern herrn und freunden, auch unsern Underthan und das die ihnen desto gutwilliger seyn, So bezeigen wir hiermit der Wahrheit, das dieselben unser gesezten Executores Vormunden und Vorweser wir nie keinen hierzu zu rath genommen, dan sie vor oder nach ihrer versiegelung hievon auch kein wißénschafft gehabt, Sondern dieße unser ordnunge und lezten willen also unwißende uf trewen und glauben, so sie und gestelt, versiegelt haben)
gebeten. unser rethe unnd lieben getruen, den Compter des teutschen Huses zcu Marpurg dieterichen von Clee. Apeln von Grußen unnd petern von Treysbach, ire ingesigell hieran auch zcuhangen, des wir gedachten Compter Apel von Grußen unnd peter von Treysbach umb gemelten unnsers gnedigenn hern und Fursten beger willen. also getan bekennen unser Sigill hieran gehangen haben, doch uns unnsern nachkomen unnd erben an schaden Gescheen und beschloßen am Sonnobinde nach Sant pawels bekerunge tag Anno domini Millesimo Quingentesimo Octavo.
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Nachweise

Aussteller

Hessen, Landgrafen, Wilhelm II.

Siegler

Hessen, Landgrafen, Wilhelm II.

Weitere Personen

Cleen, Dietrich von · Grüßen, Apel von · Grüßen, Peter von · Hessen, Landgrafen, Anna, Frau Wilhelms II., geb. Herzogin von Mecklenburg · Köln, Erzbischöfe, Hermann IV. von Hessen · Mansbach, Konrad von · Riedesel zu Eisenbach, Hermann IV. · Ruland, Heinrich · Treisbach, Peter von · Sachsen, Kurfürsten, Friedrich III. der Weise · Sachsen, Herzöge, Georg der Bärtige · Hessen, Landgrafen, Wilhelm I. · Hatzfeld, Georg von · Dörnberg, Wilhelm [III.] von · Wolff von Gudenberg zu Itter, Thiele · Baumbach, Jost von · Waldeck-Eisenberg, Grafen, Philipp II. · Waldeck-Wildungen, Grafen, Heinrich VIII. · Sachsen, Herzöge, Johann, Sohn Georg des Bärtigen · Boyneburg, Reinhard d.J. von · Boyneburg, Rabe [IV.] von · Hessen, Landgrafen, Philipp der Großmütige

Weitere Orte

Hessen, Landgrafschaft, Räte · Katzenelnbogen, Grafen · Diez, Grafen · Nidda, Grafen · Mecklenburg, Herzöge · Ziegenhain, Grafen · Marburg, Elisabethkirche · Kassel, St. Martinskirche · Merxhausen, Kloster · Köln, Erzbischöfe · Sachsen, Herzöge · Marburg, Deutscher Orden · Breidenau, Äbte · Haina, Äbte · Grünberg, Antoniter · Kassel, Bürgermeister · Marburg, Bürgermeister · Eschwege, Bürgermeister · Gießen, Bürgermeister · Waldeck, Grafen · Lahn · Spangenberg, Burg · Butzbach · Kassel, Kammer · Marburg, Kammer · Marburg, Observanten Kloster · Marburg, Barfüßer · Köln, Reichstag · Marburg, Hofgericht · Jerusalem · Fürsteneck · Lichtenberg, Amtmänner · Umstadt · Worms · Worms, Bischöfe · Pfalz, Kurfürsten · Thüringen, Landgrafen · Meißen, Markgrafen

Sachbegriffe

Testamente · Siegelbitten · Räte, landgräfliche · Grafen · Seelstiftungen · Herzöge · Ehefrauen · Heilige, Maria · Heilige, Johannes · Heilige, Elisabeth · Heilige, Christopherus · Heilige, Georg · Heilige, Sebastian · Heilige, Nikolaus · Heilige, Wolfgang · Heilige, Valentin · Heilige, Siegmund · Heilige, drei Könige · Heilige, Katharina · Heilige, Anna · Begräbnisse · Grabstellen · Jahrgedächtnisse · Totengedenken · Seelmessen · Hofgesinde · Almosen · Gesinde, Bezahlung nach Tod des Dienstherren · Harnische · Pferde, vererben von · Banner · Begräbniskosten · Kasel · Seidengewänder · Kleidung, aus Seide · Messen, ewige · Klöster · Diener, im Dienst verstorbene · Zinsen · Ehefrauen, als Vormund · Vormünder · Testamentsvollstrecker · Witwen, erneute Heirat von · Erzbischöfe · Kurfürsten · Ritter · Doktoren · Kriege · Schwiegersöhne · Schwäger · Vettern · Ritterschaften · Städte · Brüder · Kranke, Vormundschaft über · Vormünder, für Kranke · Eide · Befehle, landgräfliche · Renten · Gefälle · Erben · Vormundschaften, Rechnung über · Vormünder, Ehefrau als · Äbte · Komture · Deutscher Orden · Prälate · Antoniter · Mönche, Antoniter · Bürgermeister · Rechnungen, Prüfen von · Urkunden, Aufbewahren von · Burgen · Schlösser · Schlüssel · Schweigepflichten · Finanzen, landgräfliche · Amtleute · Untertaneneide · Vormünder, Wahl von · Schulden · Schuldverschreibungen · Vormünder, Verbot von weiteren Einkünften · Bestechungen, Vorbeugen von · Volljährigkeit · Mönche, Observanten · Observanten · Mönche, Barfüßer · Barfüßer · Hofmeisterinnen · Gesinde, Ausstattung des weiblichen · Arme, Almosen bei Todesfall · Klöster, Reform von · Stiftsherren · Kleinodien · Schmuckstücke · Reichstage · Tücher, goldgewirkte · Amtknechte · Kanzleien · Hofgerichte, Einrichten von · Erben, männliche · Residenzpflicht · Vormünder, Residenzpflicht von · Könige · Kaiser · Oberämter · Oberamtmänner · Pilgerinnen · Lehen · Belehnungen · Güter, eroberte · Bischöfe · Pfalzgrafen

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Repertorium StA Darmstadt (HADIS)

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 8801 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/8801> (Stand: 19.04.2024)