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Regesten der Landgrafen von Hessen

1328 November 8

Einigung Erzbischof Balduins und Landgraf Heinrichs über friedlichen Austrag

Regest-Nr. 855

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: Staatsarchiv Marburg, Hessen, Verträge mit Mainz.
Abschriften: Murhardsche und Landesbibliothek Kassel Ms. iur. fol. 202a, Nr. 204 (Überschrift: Compromissio Teutonica).
Drucke: Wenck, Hessische Landesgeschichte 2, UB Nr. 305, S. 310-312.
Regesten: Scriba, Regesten Urkunden Hessen 3, Nr. 2605; Urkundliche Geschichte Hanstein 1 S. 84, Nr. 15; Stengel, Nova Alamanniae 1, S. 113, Nr. 204; Regesten der Erzbischöfe von Mainz 1,2, S. 12 Nr. 2977.
Regest
Erzbischof Balduin von Trier, Verweser des Erzstifts Mainz, und Landgraf Heinrich II. von Hessen, einigen sich über einen friedlichen Austrag ihrer Streitigkeiten und wählen König Johann von Böhmen zum Obmann.
Originaltext
Wir Heinrich von Gots Gnaden Lantgraff und Herre des Lands zu Hessen bekennen offentlich und tun kunt allen den, die diesen geinwirtigen Brieff ansehen ader horen lesen, das wir umb so gethanen Krieg, als zuschen dem Erwirdigen Herrn etwan Ertzbischoff Mathias von Mentze, und dem Erwirdigen Herrn Herrn Baldewyn Ertzbischoff von Trier, zu eynem Herrn und Beschirmer des heyligen Stuls zu Mentze eindrechtiglich genommen, und syme Stifft zu Mentze uff eyn Syten und zuschen Lantgraff Otten seligen unßme Vatter, us und unße Brudern, und unße Lantgraff Heinrichs Erben uff die ander Syten ist gewest, eyn Sune eynmudiglich genommen han, und der gegangen sin mit unser Bruder und Erben Rathe und Willen an den Erwirdigen Herrn Ludwigen Bischoffen zu Mu^enster, unse Vettern, und unser vorgenante Herre von Mentze an Graffen Gerlachen von Nassauw, Ratheluthe daruber erkorn, und uff beyde Syten an den hochgelobten Herrn Fursten Herrn Johan Ko^enig zu Beheym, also daß die vorgenante Rathelude des Kriegs zcuschen hie und Ostern die nehstkommen, eyn Ende eynmudiglich geben sollen; geschee aber des nit in der Zyt, uff weliche Syten dan der Konig von Beheym vellet, ader as er sprichet alleyn [Edition S. 310/311] inn derselben Zyt, das sal Macht haben, und das sollen wir uff beyde Syten stete halten. Spreche aber der Konig inn der Zyt nit, so sollen die vorgenanten Rathelude Ein Mann sin, und sollen acht Tag nach Ostern inneryden inn die Burg zu Friedberg, ader inn die Stadt zu Myntzenberg, inn welicher der Bischoff von Monster will, und Ende geben darnach inn dem nehsten Monat; und das han sie zu den Heyligen gesworn, und das sollen wir stete halden als hienach geschrieben steet von Stucken zu Stucken, und ist geredt, das sie inn aller der Wyse, als die Sune vor geworben und geredt ist uff beyden Syten von unße Frunden, die Sumen des Gelts zu mehren ader zu mynnern, als zu Ysenach benant wart, und auch ander Stuck, als da zu Ysenach auchgeredt, und mit Teydingen begrieffen wart, sunder Lande und Luthe, die Sune enden und besagen sollen ane Geverde uff iren Eyde. Uff diese Sune sollen alle Gefangen Frist und Tag haben uff beyde Syten, weliche man uff beyde Syten wyder gewynnen mag, und Macht haben mag biß uff den nehsten Sontag nach Pfingsten, ane den Probst von Rabensberg, der mit Namen ußgescheyden und ußgenommen ist; welichen man aber nit gewynnen ader gehaben mag, des Schatzung sollen wir uff beyde Syten ußrichten, als uns die vorgenante Rathelute heyssen uff iren Eyde, ane Geverde. Es sall auch mit Namen Johann von Saldern und sin Geselle, der von Wildensteyn, und der Bos Fusch und Lupold von Hanesteyne umb sin Schatzung Frist und Tag haben uff die vorgenante Sune und Zyt; uff die sal auch Lupold von Hanensteyn sin zwen Gefangen Symon von Gortz und Syntram von Botler Frist geben uff denselben Tag, ane Geverde. Alle Gefangen, den man glauben will, die sollen Tag und Frist haben, als hievor beschrieben ist, welichem aber man nit gleuben will, die sollen muglich Sicherheit tun, ane Burger und Geburen, die mag man schatzen ob man will, und hat man daran nit Gebrechen. Es sal auch alle Schatzung und Geding, die furhanden sin, stehen an den vorgenanten Ratheluden, noch dem als hievor geschrieben ist, ane die von Hartenberg, die geschatzt sin, die auch in der Sune sollen begriffen sin. Es sollen auch alle Mann und Burgman, die inn unser zweyer Lande sitzen, Friede halten uff diese Sune, was sie mit eynander, aberm mit uns zu schaffen han, und alle Ansprach, die zuschen unsern Amptluthen ist, wie die erlauffen sin, die sal auch stehen uff diese Sune, ane die Bruche, die inn diesem Friede gescheen sin, die sollen wir uff beyde Syten zu Hand ußrichten ane Geverde, und welicher Man, Burgman, ader Amptman das brechen, wider den sollen wir beyde beholffen sin, biß daß er das halte ane Geverde. Es ist auch geredt umb die Geding, wo die Gebrechen sin, die sollen die Amptlude ußrichten zuschen hie und den achtzehenden Tag; geschee das nit, so mag ir iglich den andern darumb ansprechen noch dem Tag, das er ime dorumb recht thu. Mer ist geredt, ist das der Konig von Beheym, ader die zwen keyner Hande Stu^eck finden kunnen, mit den unser vorgenante Herrn Lande baß inn Friede mag geseczt werden, des sollen sie Macht han. Were auch, das der zweyer Ratheman keyner von Tode ader anders inn er Zyt abeginge, so sal der Herre unde uns, uff [Edition S. 311/312] des Syten der abegegangen ist, eynen andern kiesen an des Stad darnach inn den nehsten XIIII. Tagen, und der sal Macht haben, als der abgegangen ist. Were aber, das der Konig abeging, so sollen wir uff beyde Syten dasselbe tun, und inn derselben Zyt. Diese vorgenanten Ding, die han wir der vorgenante Herre von Mentze mit Truwen glopt als ein Fu^erst, und wir der Lantgraff von Hessen auch mit Truwen glopt, und zu den Heyligen daru^eber gesworn, stede und veste zu halten. Were auch, das wir, der vorgenante Herre von Mentze diese Sing nit stede hilten, so sollen wir Truwenlois sin, und sollen Graff Gerlach von Nassauwe, Gotfried von Eppinstein, und Cuno von Falckenstein uns nit beholffen sin, und han sie das mit Truwen glopt. Were aber, das wir der Lantgraff von Hessen auch diese Ding nicht stede hielten, so sollen wir Truwelois und meineydif sin, und hat der Bischoff von Monster glopt als ein Bischoff, und der Graff von Waldeck auch mit Truwen glopt, uns weder Rathe ader Hu^elf zu tun wider unsern Herrn von Mentze und sin Stifft. Aber ist geredt, das keyn Man ader Burgman unser zweyer, der wir Macht han, dem Herrn, der dieser Ding ußgeet und nit enheldt, wider den Herrn, der sie stede heldet, beholffen sal sin. Ist auch, das den Konig von Beheym ader die zwen Rathemanne du^encket, das man uff keyner Syten besser Sicherheyt bedorff; die Sicherheyt sal unser iglicher tun, als der Konig spricht, ader die zwen Ratismanne sprechent. Aller der vorgenanten Dinge sollen die vorgenanten Rathelude Ende geben inn der Zyt als vorgeschrieben steet, und detten sie des nit, so sollen wir vorgenanter Herre von Mentze unser und uns Stifft zu Mentze Rechts, und wir der Lantgraff von Hessen unser und unser Erben Rechts warten, und darby pleiben als bis uff diesen hutigen Tag, und sollent sich alle Gefangen ytweder Syt inn Gefengkniß wider antworten uff den nehsten Sontag noch Pfingsten inn aller der Wyse, als sie ytzunt verbunden sin, sie sin vor ader nach gefristet.
Zu eyme Urkunde und Stetigkeit aller der vorgeschrieben Stuck, so han wir Heinrich vorgenanter Lantgraff unser Ingesiegel gehangen an diesen Brieff, der geschrieben und gegeben ist zu Myntzenberg des nehsten Dienstags vor Sant Martinsdag, do man zalt von Gots Gepurt druczehenhundert Jar, inn dem acht und zwentzigsten Jahre.
Nachweise

Weitere Personen

Trier, Erzbischöfe, Balduin von Luxemburg · Hessen, Landgrafen, Heinrich II. · Böhmen, Könige, Johann von Luxemburg · Mainz, Erzbischöfe, Balduin von Luxemburg siehe Trier, Erzbischöfe, Balduin von Luxemburg

Weitere Orte

Münzenberg · Trier, Erzbischöfe · Mainz, Erzstift

Sachbegriffe

Streitigkeiten · Obmänner · Erzbischöfe · Verweser · Könige · Schiedsgerichte

Textgrundlage

Regest

OV

Stückangaben

Wenck, UB 2; Scriba, Regesten; Nova Alamanniae 1

Original

Wenck, UB 2

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 855 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/855> (Stand: 28.03.2024)