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Kind des Hans Trach (Drach) 1590, Büdingen-Großendorf

Büdingen-Großendorf · Gem. Büdingen · Wetteraukreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Büdingen-Großendorf

Heutiger Aufbewahrungsort:

Der Stein wurde im Sommer 1967 bei Baggerarbeiten an der Südseite des Friedhofs in Büdingen-Großendorf gefunden und wird heute im Stadtmuseum Büdingen aufbewahrt [Stand: 1972].

Merkmale

Datierung:

1590

Typ:

Scheibenkreuz-Grabstein

Material:

roter Sandstein

Erhaltung:

erhalten

Größe:

32.5 x 32.5 cm (B x H)

Beschreibung

Beschreibung:

Weitere Maße (in cm):

Scheibendurchmesser 32,5; Dicke 12; Schaftansatz 16,5 breit;

Kreuz: 26 hoch und 22,5 breit.

Da der Stein bei Baggerarbeiten gefunden wurde, ist er leider auf seiner Kreuzseite merklich beschädigt, während er Schaft und Fuß schon vorher verloren haben dürfte. Das vertikal orientierte Kreuz zeichnet sich durch ein starkes Relief und sehr schmale Balken aus. Den vier Sektoren sind ein Hammer, ein Löffel und eine Zange als Handwerkszeichen zugeordnet. Das Zeichen rechts oben ist zerstört und ließ sich bisher nicht rekonstruieren. Offensichtlich war der Verstorbene ein Schmied, wohl ein Löffel- oder Pfannschmied.

Die ringförmige Fassung des Kreuzfeldes trägt eine teils zerstörte Inschrift (A), die sich nicht weiter interpretieren ließ. [vgl. Anmerkung bei den Personenangaben]

Die Rückseite ist mit einer weiteren Inschrift (B) versehen.

Der vorliegende Stein ist der jüngste aller hessischen Scheibenkreuz-Grabsteine. Er ist zugleich jünger als der älteste, in Büdingen-Großendorf erhaltene Grab-Kreuzstein, der bis zum Jahr 1970 in die Nordseite der Remigius-Kirche eingelassen war, inzwischen dem Stadtmuseum zugeführt ist und die Jahreszahl 1584 trägt.

Hingewiesen sei noch auf die Oberflächenbearbeitung der runden Schmalseite, die am Schaftansatz noch gut erhalten ist.

Der Stein dürfte vom Büdinger Steinmetzen Jost Scherff gefertigt worden sein (vgl. die Ausführungen zum Grab-Scheibenkreuzstein Johann Scherff).

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en) · Kind(er)

Stand:

Handwerker · Bürger

Dargestellte Personen:

Vermutlich eine Tochter oder ein Sohn des Hans Drach (Trach), jedenfalls nicht seine Ehefrau, da im Jahr 1591 ein Hans Drach in Büdingen uff der Schmitten wohnt und im Jahr 1593 Hans Drach und seine Ehefrau Agnes uff der Schmitten genannt werden. Hierbei ist überliefert, daß die Bewohner uff der Schmitten meist Pfann- oder Nagelschmiede waren. Im gleichen Jahr 1593 wurden zur Nachtzeit sechs Bornröhren in den Erlen aufgebrochen und die eisernen Ringe diebischer Weiß gestohlen. In den späteren Verhören wissen die Bewohner uff der Schmitten nichts. Genannt werden unter anderen Hanß Drach der eldist und Hanß Drach der junge. 1620 lebt noch ein Hanß Drach uff der Schmitten (Angaben nach Schäfer, Martin: Einwohner aus Adel, Bürger- und Bauerntum in Büdingen vor 1716, in: Büdinger Geschichtsblätter 6 (1966), S. 90, und Mitteilungen von Hans Velten Heuson, Büdingen).

[Das Wort FEHLDEN in der vorderseitigen Inschrift könnte als Vorname Valentin bzw. dessen Kurzform Velten interpretiert werden, so dass es sich bei der verstorbenen Person um Valentin, Sohn des Hans Trach handeln könnte. Anm. Andreas Schmidt, HLGL.]

Inschrift

Umschrift:

A:

FEHLDEN DHA[...]

B:

15 90 /

StARB DEM /

ERBARE HANS /

tRACH SEI /

[.....]

Kommentar:

Worttrenner: doppelte kurze Schrägstriche.

[Vielleicht ist Inschrift A als Fortsetzung von B zu verstehen. FEHLDEN könnte als Vorname Valentin bzw. dessen Kurzform Velten interpretiert werden, so dass es sich bei der verstorbenen Person um Valentin, Sohn des Hans Trach handeln könnte. Anm. Andreas Schmidt, HLGL.]

Schrift:

Kapitalis (das t jedoch stets klein)#Kapitalis

Nachweise

Literatur:

  • Azzola, Juliane und Friedrich Karl: Mittelalterliche Scheibenkreuz-Grabsteine in Hessen (= Hessische Forschungen zur geschichtlichen Landes- und Volkskunde Heft 10), Kassel 1972, S. 51-52 (Text) und 166-168 (Abb.)
  • Azzola, Friedrich Karl: Mittelalterliche Scheibenkreuz-Grabsteine in Stadt und Kreis Büdingen, in: Büdinger Geschichtsblätter 7 (1970/71), S. 11-28

Personen:

Trach, Hans · Drach, Hans · Drach, Agnes · Trach, Agnes · Scherff, Jost

Sachbegriffe:

Hämmer · Löffel · Zangen · Handwerkszeichen · Kreuze · Kinder · Schmiede · Löffelschmiede · Pfannenschmiede

Bearbeitung:

Azzola, Juliane und Friedrich Karl: Mittelalterliche Scheibenkreuz-Grabsteine in Hessen (= Hessische Forschungen zur geschichtlichen Landes- und Volkskunde Heft 10), Kassel 1972 [danach Andreas Schmidt, HLGL].

Zitierweise
„Kind des Hans Trach (Drach) 1590, Büdingen-Großendorf“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/726> (Stand: 6.2.2007)