Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

1250 März 2

Bericht des Johann Rothe über die Übergabe an Markgraf Heinrich

Regest-Nr. 7161

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Drucke: Johann Rothe, Düringische Chronik, S. 409 f.
Regest
Der thüringische Chronist Johann Rothe berichtet, in den Auseinandersetzungen zwischen Herzogin Sophie von Brabant und ihrem Sohn Heinrich einerseits und Markgraf Heinrich von Meißen andererseits wegen des Landes zu Thüringen und zu Hessen sei ein Tag zwischen ihnen gemacht worden, um ihrem Streit zu entscheiden. Die auf Seiten der Herzogin hätten dabei erkannt, der Tochtersohn [Landgraf Heinrich I.] sei ein näherer Erbe als der Schwestersohn, während des Markgrafen Freunde gesprochen hätten, das Land zu Thüringen und zu Hessen sei aus König Heinrichs [Heinrich Raspe IV.] Hand gefallen und von ihm fiele es billiger auf den Sohn seiner Schwester, den Markgrafen von Meißen, als auf seines Bruders Tochtersohn, das Kind zu Hessen, der damit ein Glied ferner sei. Als man sich auf diesem Tag nicht habe einigen könne, habe die Herzogin Sophie von Brabant ihr Recht beim Reich gesucht. Da es aber zu dieser Zeit keinen Kaiser und keinen römischen König gegeben habe, hätten ihr die Herren und die Schiedsleute auf beiden Seiten geraten, dass sie das Land zu Thüringen und zu Hessen zu treuer Hand dem Markgrafen übergeben solle, bis man wieder einen römischen König habe, der es mit nach Recht entscheide. Der Markgraf habe sich seinerseits verpflichtet, sein Recht ebenfalls vor dem Reich zu suchen und das ihres Sohnes unbeschädigt zu lassen. Hätte sie [Sophie von Brabant] das nicht getan, hätten sie auf beiden Seiten ihre eigenen Länder verdorben und andere Herren seien inzwischen in die Länder eingebrochen, so dass beide Seiten nicht mehr zu ihrem ganzen Erbe gekommen wären. Daraufhin hätten sich etliche ehrbare Männer an einen Herrn gewandt, der sie habe schützen können, und so hätten es auch die Städte getan, denn sie sähen, dass in ihren Ländern viele Burgen aufgeschlagen würden, die ihnen schädlich werden könnten. So seien sie [Sophie von Brabant und Markgraf Heinrich von Meißen] dem Rat [der Schiedsleute] gefolgt, der Markgraf habe das Land eingenommen und die Herzogin wieder nach Brabant gezogen.
Originaltext
Wie der marggrave das lant zu getruwer hant yn nam.
In der zweitracht die alsso was zwuschen der herzogynne von Brabant unde yrem ssone unde marggraven Heynriche von Myssen umbe das lant zu Doryngen unde ouch zu Hessin wart eyn tagk zwuschen on gemacht, ap man sie entschichten mochte. Unde die der herzogynne gestunden, die erkanten unde sprachen, das der tochtir sson neher erbe were denn der swestir sson, so sprachen des marggraven frunde do kegen, das lant zu Doryngen unde zu Hessin were uss konigk Heynrichs munde (1) gestorben unde vonn deme geviele is billicher uf seyner swester sson den marggraven zu Myssen denn uf seynes bruder tochtir sson das kynt zu Hessin, wen her alsso zu rechene eynes gledes verner were. Unde alsso man sie uff dem tage nicht entscheiden kunde, do berief sich die herzogynne vonn Brabant eris rechten an das reich. Wen nu zu den gezeiten keyn keisser was noch keyn romischer konigk, sso rieten ir die herren unde ir teidinges lewte uf beiden seiten, das sie das lant zu Doryngen unde zu Hessin dem marggraven yn gebe zu getruwer hant, bis alsso lange das man eynen romischen konigk gewonne, der sie mit dem rechten entschide, alsso verre ouch das sich der marggrave des vorphlichte, das her seynes rechten do warten wolde vor dem reiche unde sie des unde yren sson unbeschediget lassen. Wenn were das sie des nicht entete, sso vorterbeten sie uff beiden seiten ir eigene lant, unde ander herren die brechen die weile zu on yn, unde qwemen nymmer mer alsso gantz dorzu. Wenn eyn itzlich irbar man worffe sich an eynen herren der on geschutzen kunde, alsso teten ouch die stete. Wen sie sehn wol, das yn yren landen gereit vil sloss uf geslagen weren, die on gar schedelich mochten werden. Alsso gehorchten sie disses ratis unde der marggrave nam das lant yn unde die herzogynne zoch weder ynn Brabant.
1) Hand.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Weitere Personen

Rothe, Johann · Hessen, Landgrafen, Sophie von Brabant · Hessen, Landgrafen, Heinrich I. · Meißen, Markgrafen, Heinrich III. der Erlauchte · Heinrich Raspe (IV.), König

Weitere Orte

Thüringen · Hessen, Land · Brabant

Sachbegriffe

Schiedstage · Erbfolge · Könige · Reiche · Kaiser · Treuhandverwaltung · Kriege · Städte · Adlige

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

OV

Original

Johann Rothe, Düringische Chronik

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 7161 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/7161> (Stand: 28.03.2024)