Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Briefwechsel des Soldaten Hans Kuhl aus Marburg und seiner Familie, 1914-1915

Abschnitt 7: 14.2.1915: Brief der Mutter aus Marburg an Hans Kuhl

[1-4] Marburg, den 14.2.15

Mein lieber Junge!

Gestern erhielten wir deine Karte von der B. Stellung am 6.2.15 und gleichzeitig den Brief u. die Ansicht von Moorslede1 von 9.2.15. Du kannst daraus ersehen, daß die Sachen nicht immer gleich schnell ankommen, na also vielen Dank dafür. Mir war es leid, daß du die ersten Paketchen erst mit den zweiten erhalten hast, wollte ich dir doch damit über die erste Not hinweg helfen. Ja siehst du der Mensch denkt und das Batt. lenkt.

Wie hat dir die Milch gefallen, war die Butter noch genießbar. Wenn du nun dies oder jenes gern hättest, dann mußt du es nur schreiben. [S. 2] Welche Wurst schmeckt dir drauß0en am besten? Da ich dir die Paketchen mit Nummern versehe, so wirst du immer wissen, ob du alles bekommen hast, das merke dir, hörst du2. Morgen gehen wieder verschiedene für dich ab. - Es freut mich, daß du in Staden3 ein besseres Quartier als in Stadenberg hast. Wie gern möchte ich dir alles geben was du nötig hast, doch geht es nicht immer so. Hast du an Tante Esleben schon einmal geschrieben? Wenn du nun einmal ein Paketchen von Bekannten erhälst, wo dir etwas nicht frisch erscheint, dann esse es lieber nic ht, von mir kommt alles gut.

[S. 3] Die Zigaretten hat dir Anton geschickt, er hat schon die ganze Woche einen sehr schlimmen Finger, Umlauf, wünschte auch es würde einmal besser, du kannst es erwähnen u. ihm danken, denn du weißt sonst glaubt er ich wollte dich glauben machen, sie wären von mir, er ist nun einmal ein nerscher Bersch. Ludwigs stand so wenig auf der Karte, die Küte [?] schreibt u. schickt einem Kriegsfreiwilligen, der bei Weintrauts gewohnt hat, der schreibt ihr lange Briefe, da schickt sie dann hinter dem Rücken ihrer Mutter noch extra Packete, Heinz war auch ganz böse, daß du dein Bild ihr geschickt hast.

Grete Sauer will morgen auf 14 Tage zu ihren Verwandten verreisen, sie war gestern noch mal hier, ich mag sie sehr gut leiden. Grüße Heinrich und Karl Köhler, Karl sage, er soll dafür sorgen, daß Ihr alle zur Heidelbeerzeit hier wäret, dann wollten wir noch einmal zusammen suchen, daß sollt aber ein Weinchen geben. Schläfst du auch in Staden mit Heinrich zusammen? Es ist doch zu nett, wenn so ein paar Freunde zusammen sind. Herr Weintraut hat mir heute schon die zweite Tafel Cocolade für dich gegeben, kannst ihm ja auch mal danken. Diese Tafel hat mir freilich der liebe Heini halb gegessen. So laß sie ihm. Leb nun wohl l. l. Hans. Ich wünsche dir alles Gute, schreibe so viel und oft du kannst.

Groß und klein, grüßt seinen Hans besonders

Deine Mutter


  1. Moorslede, Ort in Westflandern nordöstlich Ypern.
  2. Die Worte "das merke dir, hörst du" unterstrichen.
  3. Staden, Ort in Westflandern zwischen Roeselare und Diksmuide.

Sachbegriffe: Feldpost · Feldpostbriefe
Empfohlene Zitierweise: „Briefwechsel des Soldaten Hans Kuhl aus Marburg und seiner Familie, 1914-1915, Abschnitt 5: 14.2.1915: Brief der Mutter aus Marburg an Hans Kuhl“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/54-7> (aufgerufen am 29.03.2024)