Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

1311 Oktober 17

Abgaben Marburgs an Bischof Ludwig von Münster

Regest-Nr. 592

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: Staatsarchiv Marburg, Depositum Stadt Marburg. Pergament. Siegel des Bischofs mit Rücksiegel abbangend, beschädigt.
Drucke: Bücking, Marburg, S. 107; Küch, Rechtsgeschichte Marburg 1, S. 67 Nr. 1; Westfälisches Urkundenbuch 8, S. 239 Nr. 676.
Regesten: Regesten der Landgrafen von Hessen 1 Nachdr., S. 199/200 Nr. 554.
Literatur: Tumbült, Siegel der Bischöfe, Taf. 45,3 u. 46,4.
Regest
Bischof Ludwig von Münster (Monster) freit seine Bürger zu Marburg (Marpurg) derart, daß sie und die von Weidenhausen (Widenhusen), Pilgrimstein (Bulkensten), Neustadt (Nuwenstat) und was in die Pfarre zu Marburg gehört, ihm jährlich zu Weihnachten zusammen 300 Mark kölnischer (Kolschir) Pfennige (1 Pf. = 3 Heller oder 2 "Wedereben") geben sollen, davon Januar 13 (aczehen dac) 50 Mark dem Stifte St. Stephani zu Mainz (Mentze), und seiner Schwester Agnes von Nürnberg (Nurenberg) 50 Mark. Bei Brand oder anderm Unglück ist die Abgabe - außer der für das Stephansstift - erlassen. Die Schöffen in der Stadt sollen sechs Bürger aus der Gemeine, vier von Weidenhausen und zwei von der Neustadt zu Ratmannen erwählen, die mit den Schöffen den Armen und den Reichen Recht sprechen, und wer sie darob angreift, soll ein Jahr aus der Stadt verbannt sein und dem Bischof zehn Pfund Marburger Pfennige zur Buße geben. Gewandmacher dürfen nicht Gewandschneider sein und umgekehrt. Sie behalten ihr Kaufhaus und ihre Brüderschaft in der Stadt wie seit Alters.
Siegler: der Bischof von Münster.
Datum: 1311 noch s. Gallen tage an dem nehisten tage.
[Der Begriff Wedereben] wurde auf Rasur verbessert.
Originaltext
Wir Lodewig von gottes gnaden eyn bischof zu Monster dun kunt allen den, die disen geygenwortigin brief sein unde horen lesen, daz wir unser lieben unde getruwen burgere von Marpurg durch gunst unde vronscaft, die wir lange zu eyn gehat han, gefriet han unde frien an disme brive uns, een (unde) dem lande zume besten,
1. also daz sie unde die von Widenhusen, Bulkensten, Nuwenstat unde swaz in die pharre horet zu Marpurg, uns jerliche sullin geben zu wienachten samint unde mit eynandir drouhundert marc Kolschir phenninge drie hallere obir swene Wedereben vor den phenning zu rechene. Der phenninge sullin si vonfzig marc von unsir wegin jerliche geben uf den aczehen dac den herren von senthe Stephane zu Mentze unde unsir liben suster Agnese von Nurenberg vonfzig marc. Unde bobin daz vorgenante gelt sullin wir si nich nohir schetzen oder setzen odir dringen also lange also wir lebin. Wir wollin unde sprechen ouch, daz obe Marpurg mit brande odir mit anderme unglucke vorginge, so sullin si des ledig sin also lange, biz daz si wider beqwemen, sundir alleyne die fonfzig marc, dy sullin si geben den herren von senthe Stephane swi so iz kume.
2. Vorbaz me so setzin wir, gebiden unde wollen, daz die scheffenen in der stat sesse burgere kysen zu der gemeyne, fire von Widenhusen unde swene von der Nuwenstat jerliche zu ein zu ratmannen, unde die swelve sullin mit den sceffenen setzin uf irin eyt den armen unde den richen, so si allir rechtes kunnen unde můgen. Unde wer si dar obir strafe odir an anderen iren gesetzin, di si uf iren eyt unde der stat zu dem bestin setzin, der sal eyn jar zu der stat sin unde uns zehin punt Marpruger phenninge gebin zu buze, do man iz en kuntliche obirredden mac.
3. Darobir so wol wir unde gebiten, daz swer gewant mache, der insal ez nich sniden, unde wer iz snidet, der insal keinz machen.
4. Wir wollen ouch me, daz si ir kofhus unde ir bruderschaf in der stat zu Marpurg halten, also si iz von altere gehaltten han unde rech ist.
Ume daz dyse vorgenante redde steite unde feste werde behalten von uns unde von een, so han wir dysen briep in gegebin besigilt mit unsers selbes ingesigele. Dirre brief ist und wart gegeben noch dem dage do man zalte von gottes geburten důsint jar drouhundert jar in dem elften jare noch sente Gallen tage an dem nehisten tage.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Weitere Personen

Münster, Bischöfe, Ludwig II. von Hessen · Nürnberg, Burggrafen, Agnes, Frau Johanns I., geb. Landgräfin von Hessen

Weitere Orte

Münster, Bischöfe · Marburg, Bürger · Weidenhausen · Marburg, Weidenhausen · Marburg, Pilgrimstein · Marburg, Neustadt · Marburg, Pfarrer · Mainz, St. Stephan · Nürnberg, Burggrafen · Köln, Pfennige · Marburg, Schöffen · Marburg, Pfennige

Sachbegriffe

Bischöfe · Bürger · Flurnamen · Pfarreien · Pfennige, Kölner · Währungen, Kölner Pfennige · Stifte · Schwestern · Burggrafen · Stadtbrände · Abgaben, Befreiung von · Gewandschneider · Handwerker · Zunftordnungen · Bußen · Währungen, Marburger Pfennige · Pfennige, Marburger · Kaufhäuser · Abgaben, Festsetzung von · Ratmänner · Schöffen

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Grotefend-Rosenfeld, Landgrafenregesten 1

Original

Küch, UB Marburg 1

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 592 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/592> (Stand: 16.04.2024)