Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

1309 September 28

Vergleich zwischen Landgraf Otto und Sophie Gräfin von Waldeck

Regest-Nr. 546

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: Staatsarchiv Marburg, Waldeckisches Archiv, Nr. 8. Pergament. 2 Siegel anhangend an Pergament-Streifen: 1. Landgraf Otto (Löwensiegel), 2. Alheyd (kleines Reitersiegel); beide etwas beschädigt.
Drucke: Varnhagen, Grundlagen 1, S. 132 ff; Westfälisches UB 9, S. 346-348 Nr. 729.
Regesten: Regesten der Landgrafen von Hessen 1 Nachdr., S. 188/189 Nr. 519; Westfälisches Urkundenbuch 10 2. verb. Aufl., S. 111, Nr. 304.
Regest
Kloster Haina. - Landgraf Otto von Hessen bekennt, sich nach Rat seiner Freunde mit seiner Schwester, Sophie Gräfin von Waldeck ([Waldeck]en), und ihren Kindern wegen ihres Erbteils von ihrem Vater her verglichen zu haben: Sophie und ihre Kinder verzichten zu des Landgrafen, seiner Gemahlin Alheyd und ihrer Erben Gunsten auf alle Ansprüche aus dem väterlichen Erbe und auf Ersatz wegen des ihrem Gatten, Grafen Otto, etwa zugefügten Schadens; der Landgraf verzichtet auf Ersatzansprüche; er wird ihr 1500 Mark zahlen (3 Heller oder 2 "wedrebisse" = 1 Pfennig), und zwar 450 Mark sofort, 50 Mark an nächstem Walpurgistag (1310 Mai 1), und die nächsten 5 Jahre lang je 200 Mark zu Weihnachten; dafür setzt er zu Bürgen seine 4 Städte Marburg ([Mar]purg), Grünberg (Grunin[berg]), Frankenberg ([Frank]in[berg]) und Alsfeld ([Als]felt) oder 20 Ritter und Knechte, die auf Erfordern zu Sachsenberg (zu deme Sassinberge) einreiten und binnen einem Monat Zahlung leisten sollen mit Geld oder Pfand, ("die man mag vorsetzen zu den iuden"); die Gräfin soll Verzichtbriefe von ihren volljährigen Kindern beibringen. Graf Heinrich von Waldeck, des Landgrafen Oheim, und seine Brüder Adolf, Gottfried und Eberhard haben für ihre noch unmündigen Geschwister gelobt, daß diese bei erreichter Volljährigkeit gleichfalls Verzicht leisten sollen; tun diese das nicht, so sollen die genannten Brüder sich zu Frankenberg zum Einlager stellen. Bis zum nächsten Andreastag (November 30) hat der Landgraf sich wegen der Bürgschaft (ob die Städte oder die Ritter) zu entscheiden; bis dahin soll die landgräfliche Urkunde Ludwig von Münchhausen (Munichhusen), seinem Bürger zu Frankenberg, in Verwahrung gegeben werden. Kann eine der Städte wegen Brandes oder andern Unglücks nicht zahlen, so soll er binnen einem Monat aus anderem Besitz Sicherheit bieten; geht ein Bürge ab, so soll in derselben Frist ein anderer gesetzt werden.
Zeugen: Ludwig Sieder, Abt zu Haina (Hanehe), Sifrid von Marburg der Prior, Eckhard von Gerwineshan der Kellner, Gerhard Store Mönch desselben Klosters, der Edle Eberhard von Breuberg (Bru[berg]); die Ritter Kraft von Grafschaft (Grascaph), Otto von Falkenberg (Valkinberg), Arnold Wolf, Opolt von Waldeck (Waldeckin), Konrad von Harhausen (Horhusen), Eckhard von Helfenberg (Helfinberg), Heinrich Kalb (Calp), Kraft Rode, Ulrich von Escheberg (Escheberge), Dietrich von Mederecke, Ludolf von Harhausen (Horhusen), Johann von Osterhasen, Johann von Vasbeck (Vassinbecke), Heinrich Zöllner (Zolnere), Ludwig von Münchhausen (Munichhusen).
Siegler: Landgraf Otto und Alheyd.
Datum: in deme ... clostere zu Hanehe 1309 an s. Mychaelis abinde.
Originaltext
Wir Otte von Goddes gnaden ein lantgreve von Heissen bekennen an diseme geginwortegen briebe allen den, die en sehent oder horent leisen, unde tun uffelichen kunt, daz wir noch rade unser vrunde entrechtecliche unde willecliche han oder tragen mit der edelin vrowin, unser liebin suster Sophyen, der grevinnen von Waldecken, unde iren kinderen, umme al so getan erbeteil, al so uffe sie irstorben unde anegevallin ist von unsirs vader weigen, daz eme Got gnedic sie, also beschedeliche, daz unse vorgenante suster unde ir kinder han uf uns vorzigen, offe Alheyde, unsir eliche wirten, unde alle unse erben uf aller leige anesprache, die bekummen mag von des erbetele weigen, unde han ouch vorzigen, obbe wir iren wirt, grevin Otten, mit ichte han vorsazt unde obbe sie unser keinen schaden han. Wir bekennen ouch unde voriegen, daz wir vorzigen han unde vorzien an diseme briebe, obbe sie unser icht genozzen han an korne oder an spise.
Her umme sul wir ein geben fimzehinhundirt marg, drie hallere oder zwene wedrebisse vor den penning zu rechene, der sul wir ein abbe tun funftehalphundirt marg al zu hant unde funfzig marg bereide zu sente Walpurge tage, die nu aller erest zukummende ist, al so unser beide frunt geredit han. Dar noch so sul wir ein geben die thusent marg zu fůnf iaren, ie des iares zwehundirt marg, zu wiennachten uber en iar ane zugeinde. Vor die thusint marg sul wir ein setzen unse veir stete unde ir briebe, Marprug, Gruninberg, Frankinberg unde Affelt zu bůrgen, mit al solicheme undirscheide, in mochte wir der stete neit han, so sul wir ein setzin tzwentzig bůrgen, rittere unde knappen, frummer lute, da ein ane billiche genugen mag. Queme ez ouch zuschuldegene, daz die selbin bůrgen gemanet wůrden, so sulen sie in riden zu deme Sassinberge unde leisten enen mant unde dan bereiden mit penningen oder mit panden, die man mag vorsetzen zu den iuden.
Ez ist ouch geredit, daz unse vorgenante suster sol uns schicken ein vorcicnisse von iren kindern, die da sin kommen zu iren iaren, unde dar uf geben ir briebe unsen burgen, die sulen also stan, daz ein der tusent marg neit gevallen in sulen, sie in habbin e vorzigen uf also getan erbeteil unde sache, also hie vorgescriebin stat.
Ez ist ouch vorwerter geredit, daz greve Henrich von Waldecken, unse ome, Adolph, Godefrid und Eberhard, gebrudere, in truwen han gelobet vor ir geswisterde, die da noch neit in sin kummen zu iren iaren unde dar ober ouch in sulen wir sie neit penden oder hindern mit deme gelde. Dedin sie abbir des neit, so sulen die vorgesprachen brudere in kummen zu Frankinberg unde neit von dannen kummen, ir geswisterde in habbin vorzigen, unde sulen dar ober uns unde unsen rechtin erbin gebin ere offenen bribe. Wir bekennen vor baz, daz wir ein deit sulen enden offe sente Andreas dag, die nu allir erest zukunftic ist, al so hie vorgescriebin ist, mit den vorgenanten steten oder mit den burgen.
Ez ist ouch geredit, daz sie unse briebe sulen antworten Ludewige von Munichhusen, unseme burgere zu Frankinberg, daz he sie uns reiche unde gebe, obe ein wirt geant. In worde ein abir neit geant, so sol he ein die selbin briebe wider gebin zu dem vorgenanten sente Andreas tage an erge list unde allin unsen zorn.
Ez ist ouch geredit, gesche ez, daz kene der vorgenanten stete von brandes wegin oder von anderme ungevelle des vorgescriebenen geldes neit in gebe oder neit gegebin inmochte, so sul wir ez an anderme gute ir ursazen bin eme mande. Ist ez ouch, daz ez kummet zu den burgen, ginge der kener abbe, so sul wir enen andern wider setzin bin eme mande, die al so gut ist, unde unsen brieb dar uf gebin, wilcher ein gebreche, daz wir sulen in riden zu me Sassinberge unde neit von dannen, ein in sie gelestit kummen.
Des sint gezuig her Ludewig Sleder, en appeit zu Hanehe, her Sifrid von Marpurg, der prior, her Eckhard von Gerwineshan, der kelnere, her Gerhard Store, muniche des selbin closteres, der edele man Eberhard von Bruberg, her Crapht von Grascaph, her Otte von Valkinberg, her Arnolt Wolf, her Opolt von Waldeckin, her cunrad von Horhusen, her Eckehard von Helfinberg, her Heinrich Calp, her Crapht Rode, her ulrich von Escheberg, her Diderich von Mederecke, her Ludolph von Horhusen, her Johan von Osterhusen, her Johan von Vassinbecke, Heinrich zolnere, Ludewig von Munichhusen unde andire genuc frummir lute.
Daz nu alle diese rede, die vorgenant unde gescriebin ist ,stede unde veste unde unvorbrochen von uns unde unsen erbin ewecliche bliebe, dar umme so gebe wir der vor genante lantgreve Otto unde Alheyd, unsir eliche wirten, unsir beider ingeseigele semitliche zu ener merer stedecheit an diesin geginwortegin brieb.
Diese rede unde diese vorgenante verrichtunge die ist geschehin in deme vorgenante clostere zu Hanehe, du man zalte von Goddes geburten tusint jar, druhundirt iar, in deme nonden jare, an sente Mychaelis abinde.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Weitere Personen

Hessen, Landgrafen, Otto I. · Waldeck, Grafen, Sophia, Frau Ottos I., geb. Landgräfin von Hessen · Hessen, Landgrafen, Adelheid, Frau Ottos I., geb. Gräfin von Ravensberg · Waldeck, Grafen, Heinrich IV. · Waldeck, Grafen, Adolf [I.] · Waldeck, Grafen, Gottfried [II.] · Waldeck, Grafen, Eberhard · Münchhausen, Ludwig von · Haina, Äbte, Ludwig Sieder · Haina, Priore, Sifrid von Marburg · Haina, Kellner, Eckhard von Gerwinshan · Haina, Mönche, Gerhard Store · Breuberg, Eberhard von · Grafschaft, Kraft [I.] von · Falkenberg, Otto [I.] von · Wolf, Arnold · Waldeck, Opolt von · Harhausen, Konrad von · Helfenberg, Eckhard [II.] von · Kalb, Heinrich · Rode, Kraft [I.] · Escheberg, Ulrich [I.] von · Mederecke, Dietrich von · Harhausen, Ludolf von · Osterhausen, Johann von · Zöllner, Heinrich [I.] · Waldeck, Grafen, Otto I.

Weitere Orte

Haina, Kloster · Haina, Abt · Haina, Mönch · Haina, Kellner · Haina, Prior · Waldeck, Grafen · Marburg · Grünberg · Frankenberg · Alsfeld · Sachsenberg · Frankenberg, Bürger

Sachbegriffe

Klöster · Streitigkeiten · Erbfolgestreitigkeiten · Kinder, volljährige · Erbteile, väterliche · Erbe, Verzicht auf · Schadensersatzleistungen · Zahltermine · Städte · Einlager · Bürgen · Ritter · Knechte · Pfandschaften · Oheime · Brüder · Bürgschaften · Äbte · Priore · Mönche · Kellner · Juden, als Pfandleiher

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Grotefend-Rosenfeld, Landgrafenregesten 1

Original

Westfälisches UB 9

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 546 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/546> (Stand: 29.03.2024)