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Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Wahlen zum Hessischen Landtag, 19. Februar 1995

Bei den Wahlen zum Hessischen Landtag wird die rot-grüne Regierungskoalition unter Führung von Hans Eichel (geb. 1941; SPD) trotz Verlusten der Sozialdemokraten im Amt bestätigt. Bei einer Wahlbeteiligung von 66,3 % (1991: 70,8 %) erringen die Parteien folgende Stimmenanteile:

CDU 39,2 % (- 1,0 Prozentpunkte) – 45 Sitze

SPD 38,0 % (- 2,8 Prozentpunkte) – 44 Sitze

FDP 7,4 % (keine Veränderung zu 1991) – acht Sitze

Die Grünen 11,2 % (+ 2,4 Prozentpunkte) – 13 Sitze

Andere 4,2 %1

Wahlanalyse2

Wahlbeteiligung

Die Wahlbeteiligung sinkt im Vergleich zur letzten Wahl leicht um 4,5 Prozentpunkte auf ihren bis dahin niedrigsten Wert von 66,3 %. Die höchste Beteiligungen wird im Wahlkreis 7/Schwalm-Eder-Kreis I mit 76,4 % erreicht, dem gegenüber gingen im Wahlkreis 55/Bergstraße II mit 51,3 % nur noch knapp über die Hälfte der Wahlberechtigten zur Urne.

Vor allem in den größeren Städten zeigt sich das Sinken der Wahlbeteiligung; dort werden ausnahmslos unterdurchschnittliche Werte erzielt, den Tiefstwert bilden 59,3 % in Offenbach. Auf kommunaler Ebene werden die höchsten Wähleranteile mit 80,2 % bzw. 80,0 % in Edermünde und Felsberg (beide Schwalm-Eder-Kreis) erzielt, im Gorxheimertal (Landkreis Bergstraße) sind es hingegen nur magere 42,6 %.

Wahlergebnis der SPD

Die Sozialdemokraten verlieren sechs Wahlkreise an die CDU3 und stellen damit im neuen Landtag nur noch 25 der 55 gewählten Direktkandidaten. Das beste Einzelergebnis erreicht Rolf Karwecki, ihr Kandidat im Wahlkreis 1/Kassel-Land I, mit 53,8 %. Den geringsten Wert erzielt dagegen wie schon vier Jahre zuvor Silvia Hillenbrandt (geb. 1947) im Wahlkreis 14/Fulda I mit 28,2 %. Den größten Anteil an Zweitstimmen holte die SPD im Wahlkreis 7/Schwalm-Eder I mit 51,8 %. Mehr als die Hälfte der Stimmen konnte sie zudem in den Wahlkreisen 1/Kassel-Land I und 2/Kassel-Land II einfahren. Ebenso wie bei den Direktkandidaten bekommt die Partei im Wahlkreis 14/Fulda I den geringsten Stimmenanteil, hier sind es lediglich 25,7 %.

In allen hessischen Großstädten schneiden die Sozialdemokraten unterdurchschnittlich ab, in ihrer früheren Hochburg Kassel liegen sie noch bei 39,7 %, wohingegen in Frankfurt am Main nur 30,4 % der Wähler gewonnen werden können. Auf Gemeinde Ebene sind ihre Hochburgen weiterhin Nieste (64,7 %) und Söhrewald (62,5 %, beide Landkreis Kassel), während ihre Problemgebiete das Antrifttal (13,5 %, Vogelsbergkreis) und Poppenhausen (Wasserkuppe) (14,8 %, Landkreis Fulda) bleiben.

Wahlergebnis der CDU

Die Christdemokraten können der SPD sechs Wahlkreise abnehmen und erhalten damit 30 ihrer 45 Sitze durch Direktmandate. Ihr bester Wahlkreisbewerber ist Norbert Herr im Wahlkreis 15/Fulda II mit 59,3 %; den geringsten Stimmenanteil eines CDU-Bewerbers muss dagegen Bernd Pfeiffer mit 30,1 % im Wahlkreis 7 hinnehmen. Die besten Zweitstimmenergebnisse erzielt die Partei mit 58,3 % und 58,2 % in den Wahlkreisen 14/Fulda I und 15/Fulda II, während sie im Wahlkreis 7/Schwalm-Eder I nur 28,8 % verbuchen kann.

Ebenso wie die SPD kommt die CDU in allen hessischen Großstädten nur auf unterdurchschnittliche Stimmanteile: In Frankfurt liegt sie mit 39,2 % noch relativ nah an ihrem Landesergebnis, während sie in Kassel mit 33,6 % etwas deutlicher abfällt. Wie bei bis dahin jeder Landtagswahl nach der Gebietsreform erzielt die Partei im Antrifttal (75,6 %, Vogelsbergkreis) und Poppenhausen (Wasserkuppe) (71,3 %, Landkreis Fulda) ihre höchsten und in Söhrewald (19,1 %) und Nieste 21,4 %, beide Landkreis Kassel) ihre niedrigsten Ergebnisse.

Wahlergebnis der FDP

Auch bei dieser Wahl gewinnen die Freien Demokraten erwartungsgemäß kein Direktmandat. Das höchste Ergebnis eines FDP-Kandidaten sind 8,0 % im Wahlkreis 5/Waldeck-Frankenberg I für Heinrich Vesper. Die Tatsache, dass die Höchstwerte der Partei bei den Zweitstimmen mit 12,4 % bzw. 12,1 % in den Wahlkreisen 24/Hochtaunus II und 32/Main-Taunus I um gut 4 Prozentpunkte höher liegen, zeigt, wie sehr sie vom Zweistimmensystem, dass bei dieser Wahl zum zweiten Mal zum Einsatz kam, profitiert.

Ihr bestes Ergebnis auf Ebene der Großstädte fährt die Partei mit 9,0 % in Darmstadt ein, in Offenbach kann sie hingegen nur 6,6 % verbuchen kann. Auf niedrigerer Ebene können sie ihren Bestwert mit 16,7 % in Bad Soden am Taunus (Main-Taunus-Kreis) erzielen, während sie in Hesseneck (Odenwaldkreis) nur auf 2,5 % kommt.

Wahlergebnis der GRÜNEN

Auch die Grünen können bei dieser Wahl kein Direktmandat erringen, sind sind jedoch mit stattlichen 22,1 % für ihren Bewerber im Wahlkreis 38/Frankfurt am Main V deutlich näher dran, als die Freien Demokraten. Im selben Wahlkreis erreichen sie mit 26,4 % auch ihr bestes Zweitstimmenergebnis. Ihr geringstes Wahlkreisergebnis stellen hingegen 6,3 % im Wahlkreis 16/Lahn-Dill I dar.

Im Gegensatz zu den beiden Volksparteien sind die Grünen eine Partei der großen Städte, dort holt sie im Schnitt vier Prozentpunkte mehr als im Landesschnitt. Ihren absoluten Bestwert stellen 19,5 % in Darmstadt, dass sich immer mehr zu einer grünen Hochburg entwickelt, dar. Auch auf unterer Ebene sind die Grünen eine Partei der Städte, so erzielen sie, wie schon bei den letzten beiden Landtagswahlen, in Marburg ihren kommunalen Spitzenwert von 25,5 %. Ihren Tiefstwert bekommen sie erneut in der Stadtgemeinde Schwarzenborn, wo sich nur 2,5 % der Wähler für sie entscheiden.
(LV/TKi)


  1. Die Republikaner erreichen 1,98 %, Die Grauen – Graue Panther 0,39 % und der „Bund freier Bürger – Offensive für Deutschland“ 0,31 %.
  2. Erarbeitet auf Grundlage von Informationen des Hessischen Statistischen Landesamtes.
  3. Es sind die Wahlkreise 3/Kassel-Stadt, 13/Marburg-Biedenkopf II, 30/Wiesbaden II, 31/Wiesbaden III, 40/Main-Kinzig I und 41/Main-Kinzig II.
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Wahlen zum Hessischen Landtag, 19. Februar 1995“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/5369> (Stand: 14.9.2023)
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