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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 25. Allendorf
Gerichtsstätten
Anger in Albungen
Lindenplatz in Albungen

Weitere Informationen

Albungen

Stadtteil · 156 m über NN
Gemeinde Eschwege, Werra-Meißner-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

6,5 km nordwestlich von Eschwege gelegen

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit einfachem, regelmäßigem Grundriss am Nordrand des Eschweger Beckens auf einer hochwasserfreien Kiesinsel am linken Ufer der Werra, dicht unterhalb des Zuflusses der Berka. Die Hauptachse (Kirch- bzw. Burgstraße) verläuft parallel zur Werra in N-S-Richtung, die Kirche befindet sich im nördlichen Teil, ein vierseitiger Gutshof am südlichen Ortsausgang. Das Dorf befindet sich unterhalb der auf der anderen Werraseite gelegenen Burg Fürstenstein, umittelbar westlich verläuft die vom Harz in den Schwarzwald führende Bundesstraße 27.

Bahnhof (Bahnhof Albungen) der Eisenbahnlinie Bebra - Friedland ("Bebra-Friedländer-Bahn"; "Werratalbahn (III)").

Ersterwähnung:

1075

Siedlungsentwicklung:

1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Fürstenstein.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (1236)
  • Vorwerk (1274)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

Umlegung der Flur:

1911

Älteste Gemarkungskarte:

1751

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3569739, 5677693
UTM: 32 U 569637 5675861
WGS84: 51.229879° N, 9.997363° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

636003010

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 198, davon 124 Acker (= 62.63 %), 27 Wiesen (= 13.64 %), 3 Holzungen (= 1.52 %)
  • 1961 (Hektar): 511, davon 216 Wald (= 42.27 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1585: 20 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
  • 1750 gibt es unter den 237 Einwohnern je 2 Zimmerleute und Schreiner, 22 Leineweber, 11 Tagelöhner, 6 Tagelöhnerinnen, 6 Ackerbauern und einen Gastwirt
  • 1750: 42 Häuser mit 237 Einwohnern, darunter 49 Hintersassen
  • 1885: 347, davon 338 evangelisch (= 97.41 %), 9 katholisch (= 2.59 %)
  • 1961: 449, davon 415 evangelisch (= 92.43 %), 20 katholisch (= 4.45 %)
  • 1970: 461

Diagramme:

Albungen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1075: Gau Germarmark
  • 1301: Herrschaft Bilstein
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederfürstentum, Amt Eschwege, Dorf der Dieden vom Fürstenstein
  • 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen, Amt Eschwege, Dorf derer von Diede ("adelige Quart")
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Eschwege, Gericht Bilstein
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege, Gericht Bilstein
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Abterode
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege, Gericht Bilstein
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis

Altkreis:

Eschwege

Gericht:

  • Ursprünglich Gericht Bilstein und Klostergericht Germerode
  • 1814-1821: Gericht Bilstein
  • 1822: Kurfürstliches Justizamt Eschwege
  • 1834: Kurfürstliches Justizamt Eschwege II
  • 1867: Amtsgericht Eschwege
  • 1879: Amtsgericht Eschwege

Herrschaft:

Bis 1301 gehört das Dorf zu Einflussbereich der Bilsteiner. 1308 besitzen die Herren von Treffurt als Rechtsnachfolger der Bilsteiner vier Hufen in Albungen als fuldisches Lehen. Vermutlich gelangen dann genau diese in die Hände der Herren von Diede, die 1322 ebenfalls vier Hufen als fuldisches Lehen innehaben. Bei Güterveräußerungen holen sie - so etwa 1369 - die Genehmigung des Lehnsherrn ein. Auch von den hessischen Landgrafen werden die Diede 1428 mit einem Hof, gelegen in dem Dorf Albungen, 2 Ackern Land und anderem belehnt. Darüber hinaus verfügen sie über Eigenbesitz. Die Landgrafen geben auch an andere Burgmann Lehen in Albungen aus, so um 1376 an Konemund Eselskopf.

1585 stehen 20 Hausgesessene den Dieden, 7 denen von Eschwege zu. In der frühen Neuzeit reklamieren die Landgrafen die peinliche Gerichtsbarkeit (hohe Obrigkeit) für sich, die niedere überlassen sie den Dieden. Bis zu ihrem Aussterben 1807 verfügen die Diede über einen stattlichen Gutshof am südwestlichen Ortsausgang und haben entscheidenden Einfluss auf das Dorfgeschehen. 1750 sind alle Hintersassen dem Adel dienst- und zinspflichtig.

Gemeindeentwicklung:

Am 1.4.1972 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil nach Eschwege eingegliedert.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1236 verleiht Graf Widekind von Bilstein dem Kloster Lippoldsberg Zollfreiheit bei dem Dorf Albungen.
  • Diede von Fürstenstein (bis zum Aussterben 1807)
  • 1284 besitzt Ditmar von Vierbach bilsteinische Lehen in Albungen, die er dem Kloster Germerode überträgt. Das Kloster kann seinen Besitz in der Folge vermehren und erwirbt 1357 von denen von Nazza, ehemals bilsteinische Vasallen, deren gesamten dortigen Besitz. 1374 und 1451 besitzt das Kloster Germerode in Albungen ein Vorwerk mit vier Hufen und einem Hof, die 20 Malter jährliche Erbpacht erbringen.

Ortsadel:

1297

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Massiver Saalbau mit barockem Haubendachreiter; im 17. Jahrhundert errichtet, 1890 und 1912 erneuert, 1958/59 renoviert

Pfarrzugehörigkeit:

Das Dorf ist zunächst nach Wettingendorf, später nach Kleinvach eingepfarrt. 1593 wird Albungen eine eigene Pfarrei der Klasse Allendorf mit Filial Hitzelrode. So 1872 und 1994.

Patronat:

1593 wird in einem Vergleich festgehalten, dass die Dieden zum Fürstenstein abwechsend mit den Landgrafen von Hessen den Pfarrer in Albungen präsentieren sollen

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Bonifatius (Pankratius) Dormann 1526(?)-1541

Kirchliche Mittelbehörden:

Dekanat Allendorf des Archidiakonats Heiligenstadt.

Kultur

Schulen:

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Historische Ereignisse:

Zerstörungen durch kroatische Truppen 1637

Wirtschaft

Wirtschaft:

Neben Landwirtschaft und Leinenweberei erlangen im 19. Jahrhundert Kupferabbau und Wollspinnerei Bedeutung.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Albungen, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/5219> (Stand: 13.11.2023)