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Gründung des Trägervereins „Grenzmuseum Rhön ‚Point Alpha‘ e. V.“ in Geisa, 29. Juni 1995

Am 29. Juni 1995 findet im Geisaer Rathaus die Gründungsversammlung des Vereins „Grenzmuseum Rhön ‚Point Alpha‘ e. V., Mahn-, Gedenk- und Begegnungsstätte“,1 die Grundsteinlegung für den Aufbau der Gedenkstätte, statt. Bereits seit 1989 bemühten sich zwei Initiativen beiderseits der ehemaligen Grenze in Rasdorf und thüringischen Geisa um den Erhalt der Grenzanlagen auf thüringischer Seite sowie um das ehemalige US-Gelände „Point Alpha“, gelegen im Zentrum der Nato-Verteidigungslinie „Fulda Gap“. Die besondere Situation zeigte sich durch die räumliche Nähe der Grenzposten, die beiderseits der Grenze jederzeit Blickkontakt zum Feind halten konnten. Nach Abzug der US-Militäreinheiten wurde das Gelände zunächst als Asylbewerberunterkunft genutzt und 1995 von den Fördervereinen übernommen, deren erklärtes Ziel die Erwirkung eines Erinnerungsortes zur deutsch-deutschen Geschichte ist.2 Hierfür ist eine bauliche Rekonstruktion der nicht mehr vorhandenen Grenzanlagen geplant und eine Einbindung der historischen Entwicklungen und Veränderungen der Grenzanlagen durch die Rekonstruktion eines Grenzzauns der 1950er und 1960er Jahre in das Gedenkstättenkonzept vorgesehen. Diese neu inszenierten Anlagen sollen die beiden noch erhaltenen Militäreinrichtungen, der Beobachtungsturm und die in der Nähe gelegenen unterirdischen militärischen Sprenganlagen, ergänzen.3

Die politische Initiative zum Erhalt des Point Alpha-Geländes als „Erinnerungsort“ geht von der Thüringer Landesregierung aus4 und wird insbesondere von Thüringers Ministerpräsident Bernhard Vogel (geb. 1932; CDU) und dem Thüringer Wissenschaftsministerium geführt. Beide Minister haben der Gedenkstätte eine Unterstützung in Höhe von 200.000 DM zugesichert. Hiervon werden 70 % durch das Land Hessen und 30 % von Thüringen aufgebracht. Eigentümer ist auf ostdeutscher Seite der Verein Grenzmuseum, auf hessischer Seite stellvertretend für den Bund Finanzminister Hans Eichel (geb. 1941; SPD). Zusätzlich zu den Rekonstruktionsarbeiten vor Ort ist die Aufwertung des Standortes als Erinnerungsort zur deutschen Teilung, mitunter durch die Einrichtung eines Grenzmuseum, geplant.5 Die hessische Landesregierung steht dem ostdeutschen Vorhaben distanziert gegenüber, da bereits Pläne zur Renaturierung des Geländes vorhanden sind. Diesen kommt die Denkmalschutzbehörde zuvor: Bereits kurz nach der Übernahme durch die Fördervereine wird das Gelände als Gesamtanlage „Point Alpha“ nach § 2 Abs. 1 sowie § 2 Abs. 2 Nr. 1 des Hessischen Denkmalschutzgesetzes aus geschichtlichen Gründen als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz gestellt.6
(FW)


  1. Vgl. Webpräsenz des Fördervereins.
  2. Vgl. Seib, 10 Jahre nach der Grenzöffnung, S. 55.
  3. Vgl. Webpräsenz der Point Alpha-Stiftung.
  4. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.8.2000, S. 5, Point Alpha – der heißeste Punkt im Kalten Krieg; Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.8.2001, S. 2, Hessen und Thüringen gedenken der Opfer.
  5. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.8.2000, S. 5, Point Alpha – der heißeste Punkt im Kalten Krieg.
  6. Vgl. Landesamt für Denkmalpflege/ Seib, Kulturdenkmäler in Hessen, S. 488, 37.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Gründung des Trägervereins „Grenzmuseum Rhön ‚Point Alpha‘ e. V.“ in Geisa, 29. Juni 1995“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/5151> (Stand: 29.6.2023)
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