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4923 Altmorschen
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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 43. Altmorschen

Weitere Informationen

Altmorschen

Ortsteil · 195 m über NN
Gemeinde Morschen, Schwalm-Eder-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

8,5 km südöstlich von Melsungen

Lage und Verkehrslage:

Dorf mit einfachem, an der Landesstraße 3225 geführtem Grundriss an den Ausläufern des Knüllgebirges am Ostufer der Fulda, durch eine Brücke mit dem gegenüberliegenden Neumorschen verbunden. Entlang der Fulda verlaufen die Bundesstraße 83 und die Bahnstrecke Bebra–Baunatal-Guntershausen. Von der alten Dorfkirche (Elzestraße) nur Reste erhalten.

Am Südrand der Gemarkung von Altmorschen befindet sich das ehemalige Kloster Haydau.

Chaussee nach Melsungen (über Schwerzelfurt) und Rotenburg an der Fulda. Anbindung an das Straßenverkehrsnetz über die Bundesstraße B83, die Landesstraße L3225, sowie die Kreisstraßen K131 und K133.

Siedlungsentwicklung:

1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Heydau und von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Morschen.

Vorbemerkung Historische Namensformen:

Bei den Belegen ohne Bestimmungsteil ist nicht immer sicher zu entscheiden, auf welchen Ort sie sich beziehen. Die Belege bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts beziehen sich auf das ältere, 1235 explizit so genannte Altmorschen, während Neumorschen erstmals in dieser Form 1259 begegnet.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • locus (1. Hälfte 9. Jahrhundert)
  • villa (1. Hälfte 9. Jahrhundert)
  • curtis (1061)
  • cives de Morsne (1238)
  • villa (1258)

Ortsteile:

  • Altmorschen
  • Eubach (01.07.1971 - 31.12.1973)
  • Wichte (31.12.1971 - 31.12.1973)
  • Binsförth (01.04.1972 - 31.12.1973)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1800

Älteste Gemarkungskarte:

1687

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3543338, 5659574
UTM: 32 U 543247 5657750
WGS84: 51.069635° N, 9.617243° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

634015010

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 462, davon 348 Acker (= 75.32 %), 48 Wiesen (= 10.39 %), 3 Holzungen (= 0.65 %)
  • 1961 (Hektar): 1843, davon 1234 Wald (= 66.96 %)

Einwohnerstatistik:

Diagramme:

Altmorschen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1061: Provinz Hessen, Grafschaft des Werner, die Maden genannt wird (in provincia Hassia in comitatu Werinheri qui dicitur Madena)
  • Um 1400: Landgrafschaft Hessen, Amt Spangenberg
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Spangenberg, Ort Fulda
  • 1747: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Spangenberg
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Spangenberg
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Spangenberg
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Spangenberg
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Spangenberg
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Melsungen
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hersfeld
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Melsungen
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Melsungen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Melsungen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Melsungen
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis

Altkreis:

Melsungen

Gericht:

  • Zum Gericht Morschen gehörig
  • vor 1822: Amt Spangenberg
  • 1822: Justizamt Spangenberg
  • 1867: Amtsgericht Spangenberg
  • 1879: Amtsgericht Spangenberg
  • 1943: Amtsgericht Melsungen (Zweigstelle Spangenberg)
  • 1970: Amtsgericht Melsungen

Herrschaft:

Morschen war alter Besitz des Klosters Fulda. 1061 tätigen der Edle Erenfrid und seine Ehefrau Rucela einen Gütertausch mit dem Kloster Fulda und begeben sich damit in dessen Lehnsherrschaft. Sie übertragen dem Abt Widerad von Fulda verschiedene Güter in Provinz Hessen in der Grafschaft Werners, die Maden genannt wird, und erhalten sie zu Lehen zurück. Außerdem erhalten sie den Hof Morschen als Lehen. Die Vogteirechte haben später die Grafen von Ziegenhain inne.

Im Zeitraum von 1214-1235 erwarb Hermann von Treffurt den Ort. Er und seine Erben nahmen die Vogtei von Ziegenhain und das gesamte Gericht von Fulda zu Lehen. 1331 verkaufen die Herren von Treffurt das Gericht Altmorschen an das Kloster Heydau,1350 an die Landgrafen von Hessen. Morschen war seitdem Zubehör des Amtes Spangenberg mit den Ortschaften Altmorschen, Binsförth, Eubach, Heine, Heinebach, Konnefeld, Neumorschen sowie den Wüstungen Godelbach, Leinbach, Lumerode, Niederwichte, Rangenrode, Schonewald, Steinbach, Wassenhusen, Wildesberg und die Burg Wildenberg (Landau, Hessengau 110-113).

Gemeindeentwicklung:

Am 1.7.1971 schloss sich im Zuge der hessischen Gebietsreform die Gemeinde Altmorschen mit der Gemeinde Eubach zur nunmehr größeren Gemeinde Altmorschen zusammen. Am 31.12.1971 kam die Gemeinde Wichte als weiterer Ortsteil hinzu, am 1.4.1972 schließlich die Gemeinde Binsförth.

Am 1.1.1974 ging die inzwischen aus vier Gliedern bestehende Gemeinde Altmorschen in der neuen (Groß-)Gemeinde Morschen auf, wobei Altmorschen selbst nicht nur wie die anderen drei Dörfer ein eigener Ortsteil wurde, sondern auch zum Sitz der (Groß-)Gemeinde aufstieg.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1258 schenkt der Graf von Ziegenhain dem Kloster Haydau seine Gütern in Morschen. 1270 übertragen Ritter Hermann von Spangenberg und seine Frau mit Zustimmung ihrer Söhne die Pfarrkirche in Altmorschen, deren Collatur ihnen gehört, und einen Weinberg daselbst dem Kloster Heydau.
  • 1318 erhält das Kloster Heydau Besitz in Altmorschen von denen von Liembahc geschenkt.
  • 1325 erhält das Kloster Besitz in der Ortschaft von denen von Spangenberg und besitzt damit das gesamte Dorf.
  • Seit 1455 werden die von Berlepsch vom Stift Hersfeld mit Besitz zu Morschen belehnt.

Ortsadel:

Adlige 1250-1254

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • ius parochialis ecclesie in Morsen (1235)
  • plebanus (1263)
  • Pfarrkirche (1270)
  • Alter Kirchbau (Elzestraße) mit romanischem Chorturm und Oberbau im Fachwerk, auf Fuldakarte 1597 [HStAM Bestand Karten Nr. R III 7, Karte 5] und bei Schleenstein (1708/10) zu erkennen, 1839 niedergelegt, Schiff bereits 1817. Seitdem Nutzung der Kirche des früheren Zisterzienserinnenklosters, einer einschiffigen Hallenkirche aus dem 13. Jahrhundert.

Patrozinien:

  • Maria

Pfarrzugehörigkeit:

1235 wird die Kapelle, die Heide genannt wird, vom Archidiakon von St. Peter in Fritzar aus der Parochie Morschen mit Zustimmung von Patron und Pleban gelöst. Der Erzbischof von Mainz gibt 1239 seine Zustimmung. 1270 übergibt Hermann von Spangeberg die Pfarrkirche in Altmorschen nebst einem Weinberg dem Kloster Heydau. 1318 wird sie dem Kloster einverleibt und zusammen mit ihrem Filial Neumorschen nach Eubach eingepfarrt.

1871 bildet Altmorschen zusammen mit dem eingepfarrten Eubach eine Gemeinde, Neumorschen ist Filialort.

1986 wird Neumorschen von Altmorschen abgetrennt und bildet seitdem ein eigenes Krichspiel. Eubach bleibt Filialgemeinde des Kirchspiels Altmorschen, in das aus dem aufgelösten Kirchspiel Binsförth Heina als Vikariatsgemeinde aufgenommen wird.

Patronat:

Als fuldisches Lehen bei den Herren von Treffurt, 1270 von Hermann I. von Spangenberg dem Kloster Heydau übertragen. 1318 wird die Kirche dem Kloster inkorporiert. Mit der Säkularisation fällt die Kollatur 1527 an die Landgrafen von Hessen.

Klöster:

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Matthias Bengel 1527 bis ca. 1543

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Braach

Kultur

Schulen:

Schulmeister: Pfarrer Georg Paulus aus Wichte 1555 bis ca. 1560; 1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Markt:

1238 hatte Altmorschen zusammen mit Konnefeld teil am Marktrecht von Wichte (UA Kappel).

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Altmorschen, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/4863> (Stand: 29.3.2022)