Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

1305 Februar 17

Konrad von Schöneberg verkauft Trendelburg und den Reinhardswald an Heinrich I.

Regest-Nr. 476

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: Zwei Ausfertigungen: Staatsarchiv Marburg, Verträge mit denen von Schöneberg, Staatsarchiv Marburg, Generalrepertorium Trendelburg. Pergament. Anhängend das 1., 2. (beides Reitersiegel mit Rücksiegel, stark beschädigt), und 6. Siegel, das 5. liegt bei, an B das 2. (stark verletztes Reitersiegel mit Rücksiegel) und 4. Siegel, die übrigen fehlen.
Abschriften: Abschrift 14. Jahrhundert: Staatsarchiv Marburg, Verträge mit Schöneberg, unter 1305 Mai 26 (datum per copiam) mit dem falschen Datum: Mittwoch nach S. Urbans Tag; Staatsarchiv Marburg, Kopiar 1, Nr. 117, Bl. 60v-61.
Drucke: Wenck, Hessische Landesgeschichte 2, UB, S. 254 Nr. 255; Westfälisches UB 9, S. 145-147 Nr. 340.
Regesten: Duysing, Versuch 1, S. 296 Nr. 1020; Regesten der Landgrafen von Hessen 1 Nachdr., S. 162/163 Nr. 453; Demandt, Regesten Kopiare 1, S. 104, Nr. 117.
Literatur: Rommel, Geschichte von Hessen 2, S. 80 und Anm. S. 57 Nr. 38; Landau, Ritterburgen 4, S. 215; Landau, Beschreibung der wüsten Ortschaften. Ausg. 1999, S. 18 (wegen Deiselberg); Weidemann, Landgraf Heinrich I., S. 468; [1305 Februar 17 Regesten der Landgrafen von Hessen 1 Nachdr., S. 163] Nr. 454 und [1306 August 28 Regesten der Landgrafen von Hessen 1 Nachdr., S. 172/173 Nr. ] 475.
Regest
Kassel. - Konrad, Herr von Schöneberg (Schoninberg), und sein gleichnamiger Sohn beurkunden, daß sie dem Landgraf Heinrich, seiner Gemahlin Mechthild und beider Kindern und Erben Burg und Stadt Trendelburg (Drendenebůrg, Drendinebůrg) sowie den Reinhardswald (Reynherswalt, Reynherswald) mit sämtlichen Hoheitsrechten, Gerichten und allem, was zu Schöneberg (Sconenberc) und Trendelburg gehört, verkauft haben; der Landgraf muß jedoch die Hälfte der Burg Trendelburg und des innerhalb der Ringmauern liegenden Stadtbezirkes von dem derzeitigen Pfandinhaber, dem Grafen Otto von Waldeck (Waldek, Waldeken), für 450 Mark Silbers einlösen. Ausgenommen von diesem Verkaufe bleiben die Schönebergischen Erballode, Eigenleute, Zehnten, ausgeliehenes Gut, die Fischerei in der Weser (Wisere) und die beiden Dörfer Deisel (Teysil, Teysile) und Deiselberg (Teysilberg, Theysilberg). Auch behält Konrad für sich und die Seinen das Jagdrecht im Reinhardswald und das Fischereirecht für den Hausgebrauch in den dortigen Gewässern, hingegen in der Diemel (Dimele, Tymele) je eine Ackerlänge ober- und unterhalb der Stadt Trendelburg nur mit besonderer Genehmigung des Landgrafen. Bei dem Lehnsherrn sämtlicher genannter Güter will Konrad die Belehnung des Landgrafen erbitten und verspricht, dem Landgrafen alle Rechte, die dieser an der Burg Schöneberg erlangen kann, ohne Gegenleistung zu überlassen. Dafür verleihen Landgraf Heinrich, seine Gemahlin Mechthild und beider Sohn Johann den Herren von Schöneberg zu Erblehen eine Kornrente von 60 Maltern Geismarer (Geysmersches) Maßes aus den landgräflichen Hufen zu Immenhausen (Ymmenhusen).
Siegler: 1. Landgraf Heinrich, 2. die Landgräfin Mechthild, 3. beider Sohn Johann, 4. Graf Dietrich von Kleve (Cleve), 5. Konrad von Schöneberg, 6. Hermann von Brandenfels, laut Siegelumschrift: von Treffurt (Drevurte), 7. Heinrich von Itter, 8. Werner von Westerburg, 9. Werner von Schweinsberg (Swensberg).
Zeugen: Graf Dietrich von Kleve (Clebe), Hermann von Brandenfels (Brandinfels), Heinrich von Itter (Ittere, Ytere), Werner von Westerburg, Werner von Schweinsberg u. a.
Datum: a. zu Cassele, d. 1305 am Mittwoch nach S. Valentins Tag.
[Die in Klammern an zweiter Stelle stehenden Namen sind aus der Urkunde im Generalrepertorium Trendelburg entnommen.]
Der Verkauf selbst scheint bereits vor 1304 August 17 vollzogen gewesen zu sein; vgl. [1304 August 17 Grotefend-Rosenfeld, Landgrafenregesten 1, S. 160/161] Nr. 446 und [1305 August 1 Grotefend-Rosenfeld, Landgrafenregesten 1, S. 166 Nr. ] 462.
Originaltext
Wir Conrad herre von Schoninberg unde Conrad sin sůn bekennen offinberliche allen den, d(ie die)sen keginwortigen brif sehent oder horent lesen, daz wir mit willen unde gehenknisse unser elichen erben verkouft haben rediliche unde rechtliche den edelen vorsten lantgrebe Heinrich, hern des landes zu Hessen, unde vrowen Mechthilde, siner elichen wirtinnen, daz er nu hat, unde er tzweyer rechtin erben von der selbin vrowen, Drendenbůrg, beide hus und stat, unde den Reynherswalt unde die herschaft unde dye gerichte gar, unde holz, veld, dorfer, wazzer unde weyde, in alle deme rechte, als iz zu Sconenberg unde zu der (Dr)endinebůrg gehoret, mit sogetanen bescheydenheit, daz die vorgenanten lantgrebe unde sine vrowe unde er zweyer erben daz helfte tel der Drendeneburg, huses unde der stat, sloz (inwe)ndic der rinkmůren wider den edeln man, greben Otten von Waldeke losen mogen umme fumfte halphundert mark lodiges silbers, da vor iz eme phandes stet. Ouch haben (wi)r uzgescheyden unse erbliche eygengůlt, unse eygen lůde unde unse zenhenden unde gůlt, daz wir vertehent haben, unde unse fyscherie in der Wisere unde zwey dorf, genent Teysil unde Teysilberg. Ouch sol die vorgenante lantgrebe unde sin vrowe unde erre zweyr erben uns unde nach unseme thoyde unsen erben gunnen, daz wir unde unse kenechte von unser wegene in dem vorgenanten walde jagen unde in den wazzeren fyschen mogeliche unde bescheydiliche in unse hus an al so vil, daz wir noch nyman in der Dimele eyn acker lanc boben der vorgenanten stat Drendeneborg unde eyn acher lanc benider derselben stat fyschen sol ane des vorgenanten lantgreben unde siner vrowen unde erbin errer zweyr orlouph. Unde wande uns von deme gelde van disses koufes wegene also vil getan ist, daz uns genuget, so verzyge wir an disseme brebe of dysse vorgenanten herschaft in alle der wise, alse wir se vorkouft han unde hir vor bescriben ist, unde geloben, daz swanne der vorgenante lantgrebe, sin vrowe unde er erben sich bekomen mogen umme dy herren, von den disse worgenante hersschaf zů lene get, daz wir unde unse erben se of solen geben unde beden, daz man se dem vorgenanten lantgreben, siner vrowen unde eren erben lyge. Ouch sol wir en gůnnen alles unses rechtes, swes se sich bekůmen mogen an deme hůs zů Schonenberg unde lazen zů eren willen, eb se uns recht oder nicht da vor tůn oder geben wellen. Ober alliz dit hat dy vorgenante lantgrebe unde sin vrowe unde ir son Johan uns unde unsen erben gelyhen zů eime rechten erbeleyne seszik malter korngůlde Geysmersches mazes, halph rocke unde halph habere, of zů nemene alle iar von des vorgenanten lantgreben, siner vrowen unde erre zweger erben hůben di hůben von uns unde unsen erben entphahen unde haben, also daz se uns unde unsen erben die seszik malder korngeldes alle jar gelden suln, unde swaz meer von den hůben gebůrt zo geldene, daz sal des vorgenanten lantgreben, siner wirtinnen unde erre zweyr erben bliben. Unde of eyne stedichet dirre dinge so hat der lantgrebe, sin vrowe unde Johan ir son, di ober allir dirre vorgescriben rede gewest ist, ir ingesegele, unde wir Conrad vor uns unde vor Conrad unsen son unde vor andere unse erben unse ingesigele an dissen bryb gehangen. Diz ist geschehen zů Cassele an gegenwordichet des edelen mannes geben Thyderiches von Clebe, hern Hermannes von Brandenfels, hern Heynriches von Ittere, hern Wernheres von Westerbůrg unde hern Wernhers von Swensberg, di ir ingesigele zů orkunde an dissen brib hant gehangen, unde in gegenwordichet vil anderre rittere unde gůder lůde. Unde wir Henrich von godes gnaden lantgrebe, herre des landes zu^e Hessen, Mechtheld, sin eliche wirtinne, Johan, ir son, vorgehen, daz al di vorgenante rede mit uns geschehen sint in alle wiz alsiz vorsrciven ist, unde han in en orkunde unde en stedichet dirre dinge unse ingesigele an dissen brib gehangen. Unde disse brib ist gegeben nach godes gebůrt dusent jar, drihundert jar, in deme funften jare, an der mittewochen nach sime Valentines tage.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Weitere Personen

Schöneberg, Konrad [I.] von · Schöneberg, Konrad [II.] von · Hessen, Landgrafen, Heinrich I. · Hessen, Landgrafen, Mechthild, Frau Heinrichs I., geb. Gräfin von Kleve · Waldeck, Grafen, Otto I. · Hessen, Landgrafen, Johann · Kleve, Grafen, Dietrich VIII. · Brandenfels, Hermann [I.] von · Itter, Heinemann II. von · Westerburg, Werner [III.] von · Schenk zu Schweinsberg, Werner [I.]

Weitere Orte

Trendelburg, Burg · Trendelburg, Stadt · Reinhardswald · Schöneberg · Trendelburg, Ringmauern · Waldeck, Grafen · Weser, Fluß · Deisel, Dorf · Deiselberg, Dorf · Reinhardswald, Jagdrecht · Diemel, Fluß · Geismar, Maß · Immenhausen, Hufe · Kassel

Sachbegriffe

Söhne · Verwandte · Verkäufe · Ehefrauen · Burgen · Erben · Städte · Wälder · Hoheitsrechte · Gerichte · Ringmauern · Pfandinhaber · Pfandschaften · Erballode · Eigenleute · Zehnte · Fischereien · Dörfer · Jagdrechte · Fischereirechte · Lehen · Maße, Geismarer · Erblehen · Kornrenten · Hufen · Grafen · Felder · Weiden · Dörfer · Silber, lötiges · Knechte · Roggen · Hafer · Ehefrauen

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Grotefend-Rosenfeld, Landgrafenregesten 1

Original

Westfälisches UB 9.1

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 476 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/476> (Stand: 28.03.2024)