Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

1467 August 31

Ludwig II. und Heinrich III. einigen sich auf gemeinsamen Besitz Hombergs

Regest-Nr. 4649

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: A: Staatsarchiv Marburg, Urk. 1, Nr. 1583 ⟨Altsignatur: Staatsarchiv Marburg, Samtarchiv, Schublade 75, Nr. 20⟩.
B: Staatsarchiv Marburg, Urk. 1, Nr. 3745 ⟨Altsignatur: Staatsarchiv Marburg, Samtarchiv, Nachtrag 5, Nr. 27⟩.
Stückbeschreibung: A: Membran und Schrift stark beschädigt (lt. Findbuch).
B: Pergament, einige Stücke fehlen, stockfleckig, aufgezogen (lt. Findbuch).
Siegel: A: Ein Siegel fehlt, das andere ist gut erhalten (lt. Findbuch); B: beide Siegel fehlen.
Abschriften: Staatsarchiv Marburg, Kopiar 11, Nr. 91, Bl. 246-250.
Regesten: Demandt, Regesten Kopiare 1, S. 513 f., Nr. 1285.
Regest
[Homberg / Efze. -] Die Brüder Landgraf Ludwig [II.] und Landgraf Heinrich [III.] bekunden, daß sie sich über Schloß und Stadt Homberg dahin geeinigt hatten, daß sie es beide gemeinsam innehaben sollten gemäß der früher darüber getroffenen Mutschierung. Nunmehr haben sie nach dem Rat ihrer Räte eine andere Übereinkunft geschlossen. Sie haben das Schloß in zwei Teile geteilt. Landgraf Ludwig erhält: das halbeteyl des steynen stocks by der capellen mit sinem ußgefurten buwe bis an die trappen des alden hußes, item das alde huß doran gelegen gantz, item das backhuß, item das nuwe huß doran ruren biß an die krummede, da der underscheit hergehit, item den keller under der kuchen, des ingang itzunt ist in dem nuwen huse an die kuchen rurende, und als der ingang gemacht werden bußen dem nuwen huse beneben der kuchen under das hus, und darzu das halbeteyl des nuwen huses in der vorburg zu der muer wert, da der keller under ist. Landgraf Heinrich erhält: das ander halbe teyl desselben nuwen huses in der vorburg gelegen an das hus, da unsers bruders lantgrave Ludwigs amptman Sittich von Holczheim bisher in gewonet hat, und forter dasselbe hus, das der gnant amptman mitsambt der kuchen daby gelegen ingehabt hat, item das nuwe hus an die kuchen ruren bis an die krummede vorberurt, da unsers bruders lantgraven Ludwigs teyl wendet, alles under eym dache gelegen, item des steynen stockes halbe teyl an die capellen ruren mit sinem ußgefurten buwe mit dem getermeten keller gantz darundir gelegen, des ingang sal werden bußen unserm teil des huses beneben der capellen. So sullen die pforte, thurhus mit ihren gebuwen, vorburg, eselstal und der platz gemeyne sin, desglich sal in der rechten burg die capelle, der steynen thorn und der platz in der burg mit alle sinem begriffe und dem pletzichen zuschen der kirchen und dem huse, da der vorgnante amptman bisher in gewonet halt, da vorzyten ein cisterne gewest ist, auch gemeyne sin; desglich das thare mitsambt der muren, so durch die burg gehit, auch gemein sin sal. Sie teilen ferner den Renthof in der Stadt unter genauer Beschreibung beider Teile, wollen aber die Stadt selbst ungeteilt gemeinsam behalten, aber mit 2 Schultheißen, die das Gericht gemeinsam besetzen und es dabei mit dem Stabe halten sollen, wie es zu Schmalkalden üblich ist. Es folgen weitere Bestimmungen über die Abhaltung des Gerichts durch beide Schultheißen, über die Einkünfte aus der Stadt, aus den Handwerken, von den Mühlen, aus den Bußen und sonstigen Gefällen, wobei vor allem die Mühlen in und bei Homberg mit ihren beiderseitigen Verbindlichkeiten genau beschrieben werden. Die Landgrafen teilen die 6 zu Homberg gehörenden Gerichtsstühle folgendermaßen: Landgraf Ludwig erhält das Waldgericht mit dem Hintergericht und das Gericht auf der Efze mit den zugehörigen (nicht benannten) Dörfern und (benannten) Vorwerken und Wiesen. Landgraf Heinrich erhält das Gericht am Spieß, das Gericht Vernagau und das Gericht auf der Schwalm mit den zugehörigen (nicht benannten) Dörfern und (benannten) Vorwerken und Wiesen. Da der Teil Landgraf Ludwigs mehr Einkünfte erbringt als der Landgraf Heinrichs, weist er diesem aus seinem Gericht auf der Efze das Dorf Casdorf (unter Vorbehalt einiger Güter) zu. Es folgen weitere ausgleichende Zuweisungen Landgraf Ludwigs an Landgraf Heinrich. Sie treffen dabei ferner Bestimmungen über die Zahl der von ihnen in ihren Gebieten zu haltenden Schäfer und Schafe, worüber sie sich aber nach 10 Jahren erneut verständigen wollen. Im Kriegsfalle muß Homberg den beiden Landgrafen je mit der Hälfte seiner Kräfte zur Verfügung stehen; kommt es aber zu einem Kriege zwischen beiden Landgrafen, muß Homberg stille sitzen (neutral bleiben). Keiner der Landgrafen darf einen Bürger in seinen besonderen Verspruch nehmen, es sei denn, daß er ihn anderswo zu einem Amte verwenden wollte. Die geistlichen Lehen werden wechselweise verliehen, wobei Landgraf Ludwig beginnt; die weltlichen Lehen, die zu Burg und Stadt gehören, werden von beiden Brüdern gemeinsam verliehen. Desgleichen soll die zum Schlosse gehörende Ritterschaft gemeinsam bleiben, ebenso die Klöster, die in Homberg und dem zugehörigen Gebiet liegen. Gemeinsam sollen auch bleiben und verwaltet werden die zu Homberg gehörenden Wildbanne, Wälder und Gewässer.
Siegel der beiden Aussteller.

Wortlaut der Datierung

Homberg 1467 uf mondag nach Felicis et Adaucti.

Nachweise

Ausstellungsort

Homberg/Efze

Aussteller

Hessen, Landgrafen, Ludwig II. · Hessen, Landgrafen, Heinrich III.

Empfänger

Hessen, Landgrafen, Ludwig II. · Hessen, Landgrafen, Heinrich III.

Siegler

Hessen, Landgrafen, Ludwig II. · Hessen, Landgrafen, Heinrich III.

Weitere Personen

Holzheim, Sittich von

Weitere Orte

Homberg/Efze (Schwalm-Eder-Kreis), Burg · Homberg/Efze (Schwalm-Eder-Kreis), Renthof · Schmalkalden (Lkr. Schmalkalden-Meiningen/Thüringen) · Spieß (Schwalm-Eder-Kreis) · Vernika (Schwalm-Eder-Kreis) · Schwalm · Caßdorf (Schwalm-Eder-Kreis)

Sachbegriffe

Brüder · Schlösser · Burgen · Städte · Teilungen · Mutschierungen · Räte · Streitigkeiten · Schlichtungen · Stöcke, steinerne · Kapellen · Häuser, alte · Häuser, neue · Kellner · Küchen · Backhäuser · Vorburgen · Amtmänner · Pforten · Torhäuser · Eselställe · Zisternen · Renthöfe · Schultheiße · Gerichte · Einkünfte · Handwerk · Mühlen · Bußen · Gerichtsstühle · Vorwerke · Wiesen · Waldgerichte · Dörfer · Schäfer · Schafe · Weidewirtschaften · Kriege, Neutralität in · Ämter · Lehen, geistliche · Lehen, weltliche · Ritterschaft · Klöster · Wildbänne · Wälder · Gewässer · Verwaltungen, gemeinsame

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Demandt, Regesten 2.1

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 4649 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/4649> (Stand: 18.04.2024)