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KDR 100, TK25 1900 ff.

Hephata

Siedlung · 240 m über NN
Gemarkung Treysa, Gemeinde Schwalmstadt, Schwalm-Eder-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Siedlung

Lagebezug:

1 km westlich der Altstadt von Treysa.

Lage und Verkehrslage:

Plansiedlung mit gitterförmigem Straßen- und Wegenetz auf einer Anhöhe über dem Schwalm- und Wieratal westlich der Altstadt von Treysa

Ersterwähnung:

1864

Bezeichnung der Siedlung:

  • Diakoniezentrum
  • Anstalt

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3512281, 5642011
UTM: 32 U 512202 5640194
WGS84: 50.913265° N, 9.173568° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

63402210001

Verfassung

Altkreis:

Ziegenhain

Kirche und Religion

Diakonische Einrichtung:

1864 gründet der Pfarrer von Treysa, Friedrich von Roques, in der stillgelegten ehemaligen Papiermühle (s. d.) bei Treysa das Hessische Diakonissenhaus; seine Satzung vom 13.06.1865 legt die „Heranbildung von Diakonissen zur Pflege von Kranken, Armen, Kindern und anderen Hilfsbedürftigen, sowohl für Familien als für öffentliche Anstalten“ fest. Am 18.10.1864 erfolgt die Einweihung des Hauses und die erste Schwesterneinsegnung durch Prof. Dr.Scheffer aus Marburg. Im gleichen Jahr werden die ersten Kranken aufgenommen, ein Arzt eingestellt und mit den Lehrkursen für Schwestern begonnen. Vorsteherin ist Jeannette Odenwald aus dem Mutterhaus der Diakonissen von Kaiserswerth.

1883 wird das Diakonissenmutterhaus nach Kassel verlegt und als großes Mutterhaus (Kurhessisches Diakonissenhaus) fort geführt. Die Einrichtung in Treysa wird an die Diakonie-Brüdergemeinschaft verkauft.

1893 werden die noch bestehenden Gebäude zur Unterbringung und Pflege körperbehinderter Kinder und Jugendlicher bezogen (Anstalt Hephata); seit 1901 stehen sie unter der Trägerschaft Hessisches Brüderhaus e. V., Anstalt Hephata. Neben der Behindertenfürsorge (1900: 120, 1930: 308, nach 1945: ca. 700 Behinderte), der Krankenpflege (256 Betten nach baulichen Erweiterungen 1927) und der Unterhaltung von Erziehungsheimen für schulpflichtige Jungen (seit 1908) und für Jugendliche allgemein (seit 1932) widmet sich das hessische Brüderhaus seit Anbeginn auch der Ausbildung von evangelischen Diakonen (Schwerpunkt: Sozialpädagogik und Krankenpflege); 1930 erfolgt die Gründung einer evangelischen Heimerzieherschule.

Nach Freudenstein, Diakonie, S. 143-160 seit 1945 Wiederaufnahme der Betreuung von Geistig Behinderten; Neu- und Ausbau vorhandener Gebäude; Einrichtung von Fachschulen für Erziehungsberufe, Einrichtung von Werkstätten zur Berufsausbildung der Heimbewohner.

Kultur

Schulen:

Vgl. Hospitäler.

Historische Ereignisse:

1938 erwirken die Nationalsozialisten die Zwangsverlegung von 330 der damals insgesamt 500 Behinderten in Hephata in Heime der öffentlichen Hand, wo die Betroffenen größtenteils den staatlichen Euthanasieaktionen zum Opfer fallen. vgl. Anstalt Hephata

1945 tagt in Hephata die Treysaer Kirchenkonferenz der deutschen Landeskirchen und kirchlichen Werke;

1947 die 2. Kirchenkonferenz des Rates der evangelischen Kirchen Deutschlands.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Hephata, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/4611> (Stand: 1.11.2022)