Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

Inhalt

↑ Jakob Ebersmann, Berichte aus der Heimat in den Dieburger Feldbriefen, 1915-1917

Abschnitt 25: Christmarkt und Weihnachtsbäckerei eingeschränkt

◀ [Nr. 25] Feldbrief vom 25. Dezember 1915

Die Weihnachtsfreude in Dieburg beginnt jedes Jahr am Montag vor dem Feste mit dem „Christkindchesmarkt". Jeder echte Dieburger besorgt dann seine Einkäufe für Weihnachten. Auch aus der Umgegend kommen die Leute nach Dieburg, um für den heiligen Abend noch manches einzukaufen. In diesem Jahre war der Christkindchesmarkt wieder recht gut besucht, besonders von auswärts. Es war aber nicht viel dort zu haben. Nur ein paar Gutsstandbesitzer und die Christbaumverkäufer belebten den Markt. Früher ging es, wie mir erzählt wurde, bei dieser Gelegenheit viel lebhafter her. Da war der „wahre Jakob", der mit viel Humor so laut seine Waren anpries, daß seine Stimme den ganzen Marktplatz beherrschte. Auch andere Verkäufer, einheimische und auswärtige, brachten ihre Waren an den Mann bezw. an die Frau. Schade, daß der Markt so zurückgegangen ist. Hoffentlich geht es damit nicht wie mit dem Graubirnenmarkt, der seit Jahren gar nicht mehr stattfindet.

Die Christbescherung ist dieses Jahr nicht so glänzend ausgefallen wie sonst. Das Geld ist rar. Das Gutsbacken wurde schon um deswillen eingeschränkt, weil wir keinen Überfluß an Mehl haben. Die Kinder müssen eben mit etwas weniger zufrieden sein. Es schadet auch nichts, wenn sie schon in der Jugend lernen, sich manches zu versagen. Im späteren Leben werden sie es ohnehin tun müssen.

[...]

Dem Dragoner Wilhelm Alfred Auer wurde die Hessische Tapferkeitsmedaille verliehen. —

In den Feldbriefen will ich von jetzt an, wenn von den Kriegsschauplätzen nicht viel zu berichten ist, am Schlusse eine kleine Erzählung bringen, die irgend eine Episode aus dem Soldatenleben schildert. ▶