Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

Inhalt

↑ Jakob Ebersmann, Berichte aus der Heimat in den Dieburger Feldbriefen, 1915-1917

Abschnitt 18: Gedenken an Tote an Allerseelen, neue Petroleumkarten

◀ [Nr. 18] Feldbrief vom 7. November 1915

Am folgenden Morgen, am Allerseelentag, hatte in diesem Jahre zum erstenmal jeder Priester das Recht, drei Hl. Messen zu lesen. Der Hl. Vater dehnte diese Befugnis, die bereits in einem Teil der Kirche bestand, auf die ganze Welt aus in der Absicht, den armen Seelen, die so Schweres zu erdulden haben, zu Hilfe zu kommen. Insbesondere sollte auch den gefallenen Kriegern gedacht werden. Das Totenamt wurde, wie gewöhnlich, in der Kapelle gehalten. Dann folgte die Prozession auf den alten Friedhof und die Einsegnung der Gräber. Auch hier war der Schmuck der Ruhestätten würdig. Aber viele Dieburger hätten gern noch ein Grab mit Blumen und Kränzen geziert, das Grab des gefallenen Gatten, Vaters, Bruders oder Bräutigams, die auf fremder Erde den Heldentod für das Vaterland gefunden haben. Wir haben aber wenigstens ihrer aller im Gebet gedacht. Und so wollen wir es auch in alle Zukunft an Allerheiligen und Allerseelen machen — am Schlüsse der Friedhofsbesuche 3 Vater unser und Ave Maria beten für die Dieburger Krieger, die fern von der Heimat in fremder Erde ruhen.

Von den Brotkarten habe ich Euch früher schon einmal geschrieben. Die Einrichtung hat sich im allgemeinen gut bewährt, wenn auch noch manches daran verbesserungsbedürftig ist. Jetzt sind auch Petroleumkarten eingeführt worden. Es soll dadurch hauptsächlich der ärmeren Bevölkerung die Möglichkeit gegeben werden, abends oder morgens noch eine Stunde der Arbeit widmen zu können. In Dieburg sind diejenigen, die elektrische Beleuchtung haben, ja gut dran. Aber es gibt auch viele, die kein elektrisches Licht sich leisten können. Diesen ist durch Einführung der Petroleumkarten einigermaßen geholfen worden. Es sind übrigens während des Krieges eine große Anzahl von elektrischen Anschlüssen hergestellt worden. ▶