Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
Kransberg, KZ-Außenkommando „Tannenwald“
- Kransberg, Gemeinde Usingen, Hochtaunuskreis
In der NS-Zeit: An der alten Burgmauer, zwischen Schloss und Friedhof - Klassifikation ↑
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Kategorie:
Verfolgung
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Subkategorie:
- Nutzungsgeschichte ↑
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Objektbeschreibung:
Das Lager „Tannenwald“ bestand aus Baracken und war für bis zu 100 Häftlinge ausgelegt. Daneben gab es hier Verwaltungs- und Versorgungseinrichtungen.
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Beschreibung:
Zwischen Schloss Kransberg und dem westlich benachbarten Friedhof bestand von Dezember 1944 bis Ende März 1945 ein Außenkommando des KZ Buchenwald mit der Bezeichnung „Tannenwald“. Im Winter 1944/45 waren hier bis zu 42 Häftlinge von Buchenwald im „kriegswichtigen“ Einsatz für die Bauinspektion „Reich West“ der Waffen-SS und für die Polizei. In Buchenwald-Akten wird das Lager „Tannenwald“ als jüdisches Außenkommando geführt. Die Häftlinge hatten vorwiegend russische, polnische und tschechische Namen.
Sie wurden eingesetzt, um das Schloss Kransberg, das während der Ardennenoffensive das Hauptquartier Himmlers war, umzubauen, um so die Sicherheit des Reichsführers SS zu gewährleisten. Seit dem 7. Dezember 1944 waren die ersten zehn KZ-Gefangenen in Kransberg stationiert. Zunächst hatten sie das Lager „Tannenwald“ aufzubauen. Als erstes sollten sie einen Fluchttunnel von der Straße am Kransberger Ortseingang zum SS-Führerbunker im damaligen Schlosshof anlegen. Diesen Tunnel mussten die Häftlinge mit primitivsten Werkzeugen bauen.
Die Bauleitung lag bei der Organisation Todt, die Aufsicht führte die SS. Die Bedingungen während der Haftzeit waren menschenunwürdig. Neben Hunger und Kälte waren die Häftlinge den Misshandlungen der SS-Wachmannschaften ausgesetzt.
Die Fertigstellung des Tunnels gelang nicht. Wegen des Vormarsches der amerikanischen Truppen wurden die Häftlinge nach Buchenwald „evakuiert“. Zunächst mussten die Häftlinge nach Frankfurt am Main marschieren. Die letzten Gefangenen verließen das Lager am 29. März 1945. Von dort aus wurden die Männer mit Zügen in das KZ Buchenwald transportiert. Hier schickte man sie wiederum auf „Todesmärsche“. Der letzte davon setzte sich am 10. April in Bewegung.
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Nutzungsanfang (früheste Erwähnung):
7.12.1944
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Nutzungsende (späteste Erwähnung):
29.3.1945
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Nutzung nach NS-Zeit:
Von dem ehemaligen KZ sind keine Spuren mehr erhalten.
- Indizes ↑
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Orte:
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Sachbegriffe:
Organisation Todt · Konzentrationslager · Außenkommando · Verfolgung · Wirtschaft
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Jahn/Vorlaeufer-Germer, Schloss Kransberg („Tannenwald“), in: Benz/Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Bd. 3: Sachsenhausen, Buchenwald, S. 567f.
- Puvogel, Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus, S. 278
- NS-Lager in Hessen:Auszug aus dem Protokoll der Landtagsdebatte am 28. Februar 1985, S. 14
- Zitierweise ↑
- „Kransberg, KZ-Außenkommando „Tannenwald““, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/nstopo/id/366> (Stand: 2.12.2015)