Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Topografie des Nationalsozialismus in Hessen

Übersichtskarte Hessen

Kransberg, KZ-Außenkommando „Tannenwald“

Kransberg, Gemeinde Usingen, Hochtaunuskreis
In der NS-Zeit: An der alten Burgmauer, zwischen Schloss und Friedhof
Klassifikation | Nutzungsgeschichte | Indizes | Nachweise | Abbildungen | Zitierweise
Klassifikation

Kategorie:

Verfolgung

Subkategorie:

Konzentrationslager 

Nutzungsgeschichte

Objektbeschreibung:

Das KZ-Außenkommando „Tannenwald“ bestand aus acht bis zehn etwa 18 qm (etwa 3x6 m) großen Baracken mit einer Latrine und einem offenen Waschplatz mit Holztrögen und war für bis zu 100 Häftlinge ausgelegt. Daneben gab es hier Verwaltungs- und Versorgungsbaracken.

Beschreibung:

Zwischen Schloss Kransberg und dem westlich benachbarten Friedhof bestand von Dezember 1944 bis 1945 ein Außenkommando des KZ Buchenwald mit der Tarnbezeichnung „Tannenwald“. Im Winter 1944/45 waren hier bis zu 44 Häftlinge von Buchenwald im „kriegswichtigen“ Einsatz für die Bauinspektion „Reich West“ der Waffen-SS und für die Polizei. In Buchenwald-Akten wird das Lager „Tannenwald“ als jüdisches Außenkommando geführt. Die meisten der Häftlinge kamen aus der Sowjetunion (18). Weitere aus Polen (11), Deutschland (4), Teschoslowakischen Republik (4), Jugoslawien (3), Italien (2), Frankreich (1) und Lettland (1).

Sie wurden eingesetzt, um das Schloss Kransberg, das während der Ardennenoffensive das Hauptquartier Himmlers war, umzubauen, um so die Sicherheit des Reichsführers SS zu gewährleisten. Seit dem 7. Dezember 1944 waren die ersten zehn KZ-Gefangenen in Kransberg stationiert. Zunächst hatten sie das Lager „Tannenwald“ aufzubauen. Ab dem 12. Dezember 1944 sollten sie einen Fluchttunnel von der Straße am Kransberger Ortseingang zum SS-Führerbunker im damaligen Schlosshof anlegen. Es handelte sich um schwerste körperliche Sklavenarbeit unter dauerhafter Unterernährung und mangelhafter Unterbringung und der Tod der Häftlinge sollte zur gnadenlosen „Vernichtung durch Arbeit“ führen.

Die Bauleitung lag bei der Organisation Todt, die Aufsicht führte die SS. Die Bedingungen während der Haftzeit waren menschenunwürdig. Neben Hunger und Kälte waren die Häftlinge den Misshandlungen der SS-Wachmannschaften ausgesetzt.

Die Fertigstellung des Tunnels gelang nicht. Wegen des Vormarsches der amerikanischen Truppen wurden die Häftlinge nach Buchenwald „evakuiert“. Zunächst mussten die Häftlinge nach Frankfurt am Main marschieren. Die letzten Gefangenen verließen das Lager am 28. März 1945. Von dort aus wurden die Männer mit Zügen in das KZ Buchenwald transportiert. Hier schickte man sie wiederum auf „Todesmärsche“. Der letzte davon setzte sich am 10. April in Bewegung.

Nutzungsanfang (früheste Erwähnung):

7. Dezember 1944

Nutzungsende (späteste Erwähnung):

28. März 1945

Nutzung nach NS-Zeit:

Von dem ehemaligen KZ sind keine Spuren mehr erhalten.

Indizes

Orte:

Kransberg

Sachbegriffe:

Organisation Todt · Konzentrationslager · Außenkommando · Verfolgung · Wirtschaft

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Kransberg, KZ-Außenkommando „Tannenwald““, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/nstopo/id/366> (Stand: 29.6.2022)