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Erbach, Kreisamt bzw. Landratsamt Erbach

Erbach, Gemeinde Erbach, Odenwaldkreis | Historisches Ortslexikon
Landratsamt des Odenwaldkreises, Michelstädterstraße 12 – In der NS-Zeit: Hessisches Kreisamt bzw. Landratsamt Erbach (Kreishaus, Kreisamtsgebäude)
Klassifikation | Nutzungsgeschichte | Indizes | Nachweise | Abbildungen | Zitierweise
Klassifikation

Kategorie:

Verwaltung

Subkategorie:

Kommunalverwaltung

Nutzungsgeschichte

Objektbeschreibung:

Das Gebäude wurde zwischen 1902 und 1904 als Sitz der Kommunalverwaltung erbaut. Der Kreisdirektor hatte darin auch seine Dienstwohnung.

Beschreibung:

In der Zeit des „Dritten Reichs“ standen dem Erbacher Kreisamt folgende Personen als Behördenleiter vor:

16. Mai 1932 – 30. September 1937: Kreisdirektor Dr. Hermann Braun

1. Oktober 1937 – 28. Februar 1938: Kommissarischer Kreisdirektor Helmut Scheer (noch am 15. Januar 1938 „kommissarisch“)

1. Juni 1938 – 29. März 1945: Kreisdirektor bzw. ab 1939 Landrat Dieter Stammler

ca. 1942 – 29. März 1945: Vertreter des Landrates (zeitweise, während dieser an der Ostfront seinen Kriegsdienst leistete) Karl Wilhelm Bornscheuer, der ab 1940 im Kreisamt als Regierungsrat arbeitete.

Sämtliche Bürgermeistereien in den Dörfern und Städten des Kreises Erbach unterstanden dem Kreisamt mit dem Kreisdirektor als Behördenleiter. Das Reichsinnenministerium ordnete eine deutschlandweite einheitliche Bezeichnung dieser Ämter nach preußischem Vorbild an. Zum 1. Januar 1939 erhielten alle Kreisämter des Volksstaates Hessen die offizielle Bezeichnung Landrat bzw. Landratsamt. Das Kreisamt/Landratsamt agierte als Institution des NS-Staates im Odenwald, während die „Partei“ durch die NSDAP-Kreisleitung vor Ort vertreten wurde. Diese verfügte über die Ortsgruppen mit den dazugehörigen Zellen und Blöcken in den einzelnen Dörfern und Städten des Odenwaldes ebenfalls über ein Kommunikationsnetz.

Die US-Armee besetzte am 29. März 1945 mit Erbach und Michelstadt die beiden größten Städte des Kreises. Die US-Militärverwaltung ernannte den Sozialdemokraten Karl Neff zuerst zum Bürgermeister von Michelstadt und wenige Tage später am 1. April 1945 zum Landrat des Kreises Erbach. Damit stand ein NS-Gegner (unter anderem Bürgermeister von Michelstadt 1930-1933), der 1933 im Konzentrationslager Osthofen und 1944 im Konzentrationslager Dachau inhaftiert gewesen war, an der Spitze der Kreisverwaltung. Das Amt des Landrates bekleidete Karl Neff bis 1951.

Nutzungsanfang (früheste Erwähnung):

1904

Nutzungsende (späteste Erwähnung):

bis heute

Weitere Nutzungen des Objekts:

Nutzung vor NS-Zeit:

Das repräsentative Gebäude wurde 1903 als „Großherzoglich Hessisches Kreisamt Erbach“ erbaut und diente bis 1945 als Dienstsitz der Kreisverwaltung des Kreises Erbach. Dort waren u.a. das Dienstzimmer und die privaten Wohnräume des jeweiligen Kreisdirektors untergebracht.

Nutzung nach NS-Zeit:

Das Kreishaus bzw. ab 1939 Landratsgebäude überstand den Zweiten Weltkrieg ohne schwerwiegende Zerstörungen und dient ununterbrochen bis heute als Sitz der Kreisverwaltung. Die US-Armee benutzte 1945 das Gebäude ebenfalls als Dienstsitz mit insgesamt 4 Dienstzimmern, ob es sich dabei um die ehemaligen Räume der "NSDAP-Kreisleitung" gehandelt hat, muss offen bleiben.

Indizes

Orte:

Erbach

Sachbegriffe:

Verwaltung · Kommunalverwaltung · Verfolgung

Nachweise

Gedruckte Quellen:

  • Heidi Haag, Wie Karl Neff erst Bürgermeister und drei Tage später Landrat wurde, in: Kreisarchiv des Odenwaldkreises (Hrsg.), „gelurt“ 2006, Erbach 2005, S. 71 f.

Ungedruckte Quellen:

  • HStAD G 15 Erbach E 283
Abbildungen

Abbildungen:

Zitierweise
„Erbach, Kreisamt bzw. Landratsamt Erbach“, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/nstopo/id/3434> (Stand: 27.9.2021)