Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg


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Kriegstagebuch Kaspar Hell, S. 2-3

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Kriegstagebuch Kaspar Hell, S. 4-5

↑ Kriegstagebuch des Soldaten Kaspar Hell aus Geisenheim, 1914

Abschnitt 2: Vorrücken nach Belgien und erste Gefechte

[3-5] [S. 3]

Am 20. August Nachmittags 3 Uhr wurde zum ersten Gefecht aufgefahren, das Dorf Longli1 wurde in Brand geschossen. Am 21. August von Eblai2 nach Roschatto3. Hier wurde wieder zum Gefecht auffgefahren. Hier bekamen wir die ersten deutsche u. Französige Toten zu sehen. Franzosen waren es ungefähr 90 Stück. Am Abend wurde wieder Biwack aufgeschlagen. Am 22. Aug. großes Gefecht bei Bertricks4. Nachmittags kamen wir in das dichteste Kampfgetümmel. Unsere Batterie schoß in einer Entfernung von 700 m auf Feindliche Intfantrie. Nachts Biwack. Am 23. Aug. ging Morgens um 5 Uhr das [S. 4] Donnern [?] wieder loß. Mittags um 1 Uhr war der Feind geschlagen und zog sich überall zurück. 24 Kanonen wurden erbeutet und viel Gefangene gemacht. Die Verfolgung des Feindes wurde aufgenommen u. ging die ganze Nacht durch. Am 25. Aug. war er wieder entwischt. Es kam zu einem großen Kampf bei Arsenville [?]). Aber auch hier wurden die Rodhosen5 aus ihren Stellungen gedrängt.

Am 26. wurde Morgens 1.20 Uhr in Stellung gefahren. Am Abend wurde nochmal in Stellung gefahren bei Matto6.. Am 27. August wurde unter großer Begeisterung bekannt gegeben, daß die Festung Amie7. gefallen wäre. Nachmittags Marsch. Am Abend um 10 Uhr blieben unsere Pferde [S. 5] angespannt an den Protzen8 bei der Batterie. Auf einem Felde. Es rechnette die ganze Nach. Die Franzosen wurden die ganze Nach beschossen. Am 28. Aug. wurde die Stellung gewechseld. Gegen Abend wurde Fortmarschiert die ganze Nacht durch. Am 28. Aug. Morgens wurde die Maas [erreicht ?] und sofort in Stellung gegangen b. Autrikor9. Hier war wieder ein starkes Gefecht, und wir standten eine Stundte im schweren Granadfeuer. Die Geschütze donnerten den ganzen Tag und Nacht durch. Am 29. Aug. Marschierten wir bis nach Maschelin10 dann haben wir abgesatteld, dan Arlarm. Der Feind ließ sich nicht sehen und wir schirrten die Pferde wieder ab und machten Biwack.


  1. Longlier, nordöstlich Neufchateau.
  2. Ebly, Ort in Südbelgien.
  3. Hier muss Neufchâteau, Belgien, gemeint sein.
  4. Bertrix, Südbelgien.
  5. Der Begriff "Rothosen" wurde in der Soldatensprache für die anfangs in roten Uniformhosen angerückten französischen Soldaten gebraucht.
  6. Matton,Ort in Frankreich unweit der belgischen Grenze, nordöstlich Mouzon.
  7. Amiens, Hauptstadt des französischen Départements Somme.
  8. Als "Protzen" werden die einachsigen Radkarren der Geschütze bezeichnet.
  9. Autrecourt, Ort in Frankreich südwestlich Mouzon an der Maas.
  10. Name nicht gesichert, Lage des Ortes unbekannt.

Personen: Hell, Kaspar
Orte: Longlier · Neufchâteau · Ebly · Bertrix · Arsenville · Matton · Mouzon · Amiens · Maschelin
Sachbegriffe: Gefallene · Feldartillerie · Franzosen · Biwak · Infanterie · Geschütze · Protzen · Kriegsgefangene · Pferde
Empfohlene Zitierweise: „Kriegstagebuch des Soldaten Kaspar Hell aus Geisenheim, 1914, Abschnitt 19: Vorrücken nach Belgien und erste Gefechte“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/33-2> (aufgerufen am 26.04.2024)