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Breitenau, Arbeitserziehungslager (AEL), Benediktinerkloster

Breitenau, Gemeinde Guxhagen, Schwalm-Eder-Kreis
Brückenstraße 12 – In der NS-Zeit: Adolf-Hitler-Straße 12
Klassifikation | Nutzungsgeschichte | Indizes | Nachweise | Abbildungen | Zitierweise
Klassifikation

Kategorie:

Justiz

Subkategorie:

Arbeitserziehungslager 

Nutzungsgeschichte

Objektbeschreibung:

Auf dem Gelände des ehemaligen Benediktinerklosters Breitenau wurde 1940 das Arbeitserziehungslager Breitenau im Kirchenschiff eingerichtet. Aufgrund der hohen Zahl der Gefangenen wurden diese auch auf dem Dachboden der Basilika, in den Scheunen und in den Ställen untergebracht.

Beschreibung:

Das der Gestapo unterstellte Arbeitserziehungslager (AEL) Breitenau diente seit dem Sommer des Jahres 1940 der Internierung und Bestrafung von Personen, die dem NS-Regime als widerständig und missliebig galten. Bis zu seiner Auflösung am 30. März 1945 wurden hier ungefähr 8.400 Menschen festgehalten. Die Mehrheit der Häftlinge (ca. 7.000) waren ausländische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen aus mehr als 20 Ländern Europas. Sie waren im Regierungsbezirk Kassel zum Einsatz gekommen und in das Lager eingewiesen worden, weil man ihnen „Vergehen“ wie Arbeitsverweigerung, Fluchtversuche, Widerstand oder Verstöße gegen (diskriminierende) NS-Bestimmungen zur Last gelegt hatte. Wie die ebenfalls in das AEL gebrachten etwa 1.300 weiblichen deutschen Gefangenen der Gestapo Thüringen sollten sie mittels harter Arbeit, Misshandlungen und Schikanen gefügig gemacht werden.

Nachdem im Oktober 1943 schwere Luftangriffe auf die Stadt Kassel erfolgt waren, bezogen Teile der Gestapostelle Kassel im folgenden Jahr in Breitenau ihr Quartier. Im Zuge der Räumung des Lagers, die am 29. März 1945 erfolgte, wurden die letzten 28 noch im Breitenauer Zellenbau verbliebenen Häftlinge in der Nacht zum 30. März 1945 am Fuldaberg bei Breitenau durch ein Erschießungskommando der Kasseler SS- und Gestapo erschossen.

Parallel zum Konzentrationslager und zum Arbeitserziehungslager Breitenau bestand die Landesarbeitsanstalt über den gesamten Zeitraum der nationalsozialistischen Diktatur weiter.

Bemerkungen:

Arbeitserziehungslager (AEL) stellten eine Vorstufe zum Konzentrationslager dar; zur systematischen Tötung von Menschen kam es hier nicht.

Nutzungsanfang (früheste Erwähnung):

Mai 1940

Nutzungsende (späteste Erwähnung):

30.3.1945

Weitere Nutzungen des Objekts:

Nutzung vor NS-Zeit:

Im Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) diente das ehemalige Benediktinerkloster als Kriegsgefangenenlager für französische Soldaten. 1874 wurde an gleicher Stelle die Einrichtung „Landesarbeitsanstalt und Landesfürsorgeheim Breitenau“ gegründet, die sich in einem „Arbeitshaus“ um „Arbeitsscheue“ und „verwahrloste“ Jugendliche bemühte. Daneben gab es noch ein Altersheim. Diese Einrichtung bestand bis 1949. [Vgl. Gedenkstätte Breitenau; vgl. wikipedia] (13.4.2010)

Nutzung nach NS-Zeit:

1874 gegründet, bestanden „Landesarbeitsanstalt und Landesfürsorgeheim Breitenau“ bis 1949. Im März 1952 wurde in dem Gebäude ein geschlossenes Heim für schwer erziehbare Mädchen, das „Landesjugendheim Fuldatal“ untergebracht. Seit der Auflösung der Einrichtung für Mädchen im Dezember 1973 wird das Kloster als offene psychiatrische Einrichtung des LWV Hessen genutzt. Seit Sommer 1984 befindet sich dort auch die Gedenkstätte Breitenau. [Vgl. Gedenkstätte Breitenau; vgl. wikipedia] (13.4.2010)

Indizes

Orte:

Breitenau

Sachbegriffe:

Gestapo · Arbeitserziehungslager · Justiz · Verfolgung · Wirtschaft

Nachweise

Kooperationspartner:

Gedenkstätte Breitenau - Dr. Gunnar Richter

Literatur:

Weblinks:

Gedenkstätte Breitenau

Wikipedia

Abbildungen

Abbildungen:

Zitierweise
„Breitenau, Arbeitserziehungslager (AEL), Benediktinerkloster“, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/nstopo/id/3> (Stand: 28.6.2022)