Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Rudolf Hoffmann, Briefe aus dem Weltkrieg 1914-1918

Abschnitt 39: 9.5.1918: Brief des Wilhelm Böcher aus Ruppertsburg

[426-427]

Erläuterung:
Siehe den Brief vom 11.8.1917.


9. Mai 1918.

Himmelfahrtstag ist heute! Sonnenschein lacht über die Fluren. Ein herrlicher Maitag, wie man ihn sich nicht schöner wünschen kann. Unaufhaltsam schreitet die Weltgeschichte voran, ohne zu fragen nach dem Schicksal des einzelnen Erdenbürgers. Gar manches Menschenglück wird geknickt und gebrochen, wenn man das so sieht, wie wir hier draußen es Tag für Tag erleben, so könnte man verzweifeln; aber dazu sind wir nicht auf Erden, daß wir, wenn es hart hergeht, gleich alles aufgeben. Mag kommen, was will, einmal muß auch diese Zeit ein Ende nehmen.

Wie mancher liebe Kamerad hat Abschied von uns genommen. Jeden Tag gehen eine Anzahl verwundete und Kranke zurück, auch manche hat der Kampf mit hinübergenommen. Unsere kleine Schar hält aber desto mehr zusammen. Ihr könnt es glauben, hier verschwinden alle Unterschiede, die sonst die Menschen trennen; denn vor den Kugeln sind alle gleich, einerlei ob [S. 427] Offizier oder Mannschaften. Da leben wir einträchtig beisammen; jeder nimmt teil an dem Ergehen des anderen.


Personen: Böcher, Wilhelm
Orte: Ruppertsburg
Sachbegriffe: Feldpost · Feldpostbriefe · Standesunterschiede · Offiziere
Empfohlene Zitierweise: „Rudolf Hoffmann, Briefe aus dem Weltkrieg 1914-1918, Abschnitt 2: 9.5.1918: Brief des Wilhelm Böcher aus Ruppertsburg“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/173-39> (aufgerufen am 28.03.2024)