Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Rudolf Hoffmann, Briefe aus dem Weltkrieg 1914-1918

Abschnitt 3: 5.10.1914: Brief des Peter Kirsch aus Weitershain

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Erläuterung:Siehe die Erläuterungen zum Brief vom 22.9.1914. Auch dieser Brief ist an die Ehefrau gerichtet


5. Oktober 1914.

Gestern erhielt ich Deinen Brief vom 26. August, der mich sehr angriff, denn ich habe darin ersehen, daß Du mich treu liebst, welches ich auch gegen Dich tue, denn ich bin nur für Dich da. Es geht mir bis jetzt noch sehr gut, wenn ich auch schon viel Granaten platzen gesehen habe. Wir sind immer ziemlich weit weg davon mir unserer Munition. Ich träume jede Nacht von Euch, sage Otto, er soll brav sein, er soll Gott danken, wenn er seinen Vater wieder bekommt, wir sind seit 21. September schon in A. ohne weiteres Herumfahren. Wir wissen es, wie wir uns hier zu verhalten haben, denn keiner büßte sein Leben gern ein. Ich habe noch gar nichts von zu Haus erfahren, es werden auch schon welche fehlen, wie ich in der Verlustliste gelesen habe. Schreibt mir einmal, ob Bella und Rosa noch brav sind, füttert sie gut. wenn Ihr die Rosa gut verkaufen könnt, wenn Ihr hört, daß der Krieg zu Ende geht. Müßt mir aber sofort schreiben, denn ich habe hier einen schönen kräftigen Wallach, den werde ich nicht teuer kaufen, prima Pferd. Jetzt aber noch warten mit verkaufen, darf einer bieten, was er will. — Meine Stiefel sind so weit zerrissen, Schuhe habe ich noch. Drei Paar habe ich gekauft gegen Bons. Briefpapier, Federhalter, Tintenfaß sofort schicken. Umkommen tue ich so leicht nicht, denn wenn es gilt, so wird geloffen. Ich bin hier ausgeruht, wenn ich heimkomm, kann ich wieder fest schaffen. Sage Herrn Wachtmeister einen kräftigen Gruß von mir und ich würde Paris schwerlich sehen, denn es verlangt mich mehr nach Merlau wie nach Paris, denn da habe ich als noch weiter als nach Hause, es sind immer noch über 200 km.


Personen: Kirsch, Peter
Orte: Paris · Merlau · Weitershain
Sachbegriffe: Feldpost · Feldpostbriefe · Pferde · Stiefel · Munition · Verlustlisten · Briefpapier · Federhalter · Tintenfässer
Empfohlene Zitierweise: „Rudolf Hoffmann, Briefe aus dem Weltkrieg 1914-1918, Abschnitt 2: 5.10.1914: Brief des Peter Kirsch aus Weitershain“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/173-3> (aufgerufen am 23.04.2024)