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Topografie des Nationalsozialismus in Hessen

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Arolsen, SS-Führerschule des Wirtschafts-Verwaltungsdienstes, Kaserne

Arolsen, Gemeinde Bad Arolsen, Landkreis Waldeck-Frankenberg | Historisches Ortslexikon
Große Allee/Birkenweg – In der NS-Zeit: Große Allee/Kasernenstraße
Klassifikation | Nutzungsgeschichte | Indizes | Nachweise | Abbildungen | Zitierweise
Klassifikation

Kategorie:

Parteiorganisationen

Subkategorie:

SS 

Nutzungsgeschichte

Objektbeschreibung:

In den Mannschaftsblöcken C, D, F und G der Kaserne wurden die Lehrgangsteilnehmer untergebracht. In den Blöcken A und B waren der Kommandostab sowie die Stabskompanie mit etwa 13 SS-Führern, 42 Unterführern und 61 Mannschaften, sowie einige der Kriegsversehrten einquartiert.

In den bereits von der „Germania“ genutzten Lehrsälen fand der Unterricht statt. Zudem wurden außerhalb des Kasernengeländes an der Südseite der Germania-Allee vier Schulbaracken errichtet.

Beschreibung:

Die SS-Führerschule wurde im Herbst 1943 von Dachau – die dortige SS-Schule bot nicht mehr ausreichend Platz für die Vielzahl von SS-Schülern – nach Arolsen verlegt. Im Januar 1944 nahm sie ihren Dienst auf. Zuvor war in einer Umbauphase die ehemalige Kaserne für die neuen Aufgaben hergerichtet worden. Die Schule unterstand dem Berliner Wirtschaftsverwaltungshauptamt. Rund 1.000 Kursteilnehmer konnten parallel die Schule besuchen. Sowohl Angehörige der Mannschaftsdienstgrade als auch kriegsversehrte SS-Angehörige aus- und weitergebildet. Die Ausbildung der Mannschaften umfasste die Bereiche Gefechtsausbildung, Formalausbildung, Gelände- und Kartenkunde, weltanschauliche Schulung, allgemeiner Unterricht, Heerwesen, Fahrschule, Kraftfahrzeugslehre und Leibeserziehung. Größerer Wert auf eine militärische Ausbildung wurde bei den Zugführerlehrgängen gelegt. Bei den Kriegsversehrten hingegen stand die Theorie im Vordergrund. Nach der rund dreimonatigen Ausbildung mussten die Mannschaften einen mehrtägigen Abschlusstest absolvieren. Danach folgte eine dreimonatige Zugführer- und Gruppenführerausbildung zum Abschluss der Junkerausbildung.

Neben der genannten Ausbildung wurden an der Schule auch „Spezialisten aus dem Bauwesen“ unterrichtet. Ferner erhielten auch Polizei-Offiziers-Anwärter eine gesonderte Ausbildung in Arolsen.

Den Kursteilnehmern standen die Gefangenen des KZ-Außenkommandos als moderne Haussklaven zur Verfügung. Die Überwachung und Koordinierung des Arbeitseinsatzes der Häftlinge unterlag der SS.

An der Führerschule waren auch Zivilpersonen als Schreibkräfte, Bürohilfskräfte, Telefonistinnen, Hilfsschneiderinnen, Küchenhilfskräfte, Zahntechniker und Krankenschwestern. Der Kraftfahrzeugstaffel standen Schlosser, Schweißer, Mechaniker, Tischler und Maler, der Pferdestaffel ein Sattler und 20 Pferdepfleger zur Verfügung. Für diese Arbeiten wurden, aufgrund der Kriegslage, später auch die Häftlinge eingesetzt.

Im Frühjahr 1945 wurde der Schulbetrieb in Arolsen beschnitten, da immer weniger SS-Männer die Schule besuchten; sie wurden an die Front abkommandiert. Zudem machten die häufigen Luftangriffe einen regulären Unterrichtsbesuch unmöglich. Im Februar 1945 war die Schule durch Umstrukturierungsmaßnahmen faktisch aufgelöst worden. Am 26. März 1945 erging der Befehl, dass zwei Kampfgruppen Arolsen in Richtung Marburg zu verlassen hatten; hierfür wurden Fahrzeuge im Ort beschlagnahmt, da die SS selbst nicht mehr über genügend Fahrzeuge verfügte.

Nutzungsanfang (früheste Erwähnung):

Herbst 1943

Nutzungsende (späteste Erwähnung):

26.3.1945

Weitere Nutzungen des Objekts:

Nutzung vor NS-Zeit:

1870 wurde die Kaserne, die in den folgenden Jahrzehnten um weitere Gebäude erweitert wurde, fertiggestellt. Sie war Heimat des „Infanterie-Regiment von Wittich Nr. 83“. In den 1920er Jahre wurde die umgebaute Kaserne als Schule, Jugendherberge, Außenstelle des Arbeitsamtes sowie Fabrik genutzt. Ein Teil der Anlage wurde zu Privatwohnungen umgebaut.

Nutzung nach NS-Zeit:

Nach dem Krieg nutzte der Internationale Suchdienst wenige Jahre das Gebäude.

Indizes

Orte:

Arolsen

Sachbegriffe:

SS · Parteiorganisationen · Verfolgung

Nachweise

Literatur:

Abbildungen

Abbildungen:

Zitierweise
„Arolsen, SS-Führerschule des Wirtschafts-Verwaltungsdienstes, Kaserne“, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/nstopo/id/2723> (Stand: 25.3.2021)