Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg


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Getreideernte in Blasbach (Kornabmachen)

↑ Christian Heinz, Erinnerungen eines Landwirts in Blasbach an Krieg und Nachkriegszeit, 1914-1922

Abschnitt 2: Witterung und Landwirtschaft 1916/17

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Das Wetter im Jahre 1916 war zufriedenstellend, so daß es zu einer guten Gerste- und Haferernte kam. Auch das Korn stand sehr gut, war aber stellenweise voller Vogelwicken. Aber die Kartoffelernte fiel nicht zum besten aus, so daß es erneut zu strengen Kontrollen kam. Die Rationierung ging so weit, daß im Herbst für jede Person nur noch 1 ½ Pfund täglich gerechnet wurde.

Im Frühjahr 1917 wurde die Verbrauchermenge für die Erzeuger auf 1 Pfund beschränkt. Alle anderen durften sogar nur ¾ Pfund Kartoffeln pro Tag verzehren. In diesem dritten Jahr des Krieges stieg der Butterpreis auf 2,20 bis 2,80 Mark für ein Pfund, und die Eier kosteten 25 bis 32 Pfennige. Für ein Pfund Kaffee mußte man 4,- Mark bezahlen, ein Pfund Seife kostete 2,- Mark und Pfeffer 20,- Mark das Pfund. Einen Hering erhielt man für 40 Pfennige, ein Lot Garn wurde mit 60 Pfennigen berechnet, ein Anzug kostete 60- bis 80 - Mark, Kleiderstoff 8,- bis 10,- Mark und Bettzeug 3,- Mark pro Meter. Außerdem benötigte jeder für Stoffe und Webwaren einen Bezugsschein. Ein Paar Schuhe kostete 25,- bis 30,- Mark. Im April 1917 kam es zu erneuten Kontrollen durch die Gendarmerie. Auch für die Erzeuger wurden nur noch 3/4 Pfund Kartoffeln pro Person und Tag bewilligt. Das Korn wurde durch die Polizei ebenfalls kontrolliert und die Zuteilung von 18 auf 13 Pfund pro Monat gesenkt. Viele arme Leute, die keine eigenen Kartoffeln anbauen konnten, mußten sie bei denen, die noch welche übrig hatten, für bares Geld teuer kaufen. 1917 war ein Jahr mit mittlerem Ernteertrag. Das Korn war nicht zum besten ausgefallen, die Gerste zwar besser, aber die Haferernte fiel sehr schlecht aus, denn es war fast alles auf den Acker gefallen. Für die abgelieferten Erzeugnisse wurden in diesem Jahr gezahlt: Korn 14,- Mark, Hafer 20,- Mark und Kartoffeln 6-Mark pro Zentner. Da es in diesem Herbst eine reichliche Kartoffelernte gab, konnte der Verbrauch wieder auf 1 Pfund für Nichterzeuger heraufgesetzt werden. Die Zuteilung an Korn, das zu 94% ausgemahlen wurde, betrug pro Kopf 17 Pfund für den Monat. Im Frühjahr 1918 wurden die Bauern dazu angehalten, Schweine zu mästen. Alle, die schon im Herbst 1917 Schweine gekauft hatten, mußten sie im Januar 1918 wieder abgeben. Im März und April sollten diese Leute wiederum Schweine anschaffen. Für ein Ferkel von 6 -8 Wochen mußten sie 160,- bis 200,- Mark bezahlen. Alle Produkte wurden erneut teurer, aber es gab kaum noch etwas zu kaufen.


Personen: Heinz, Christian
Orte: Blasbach
Sachbegriffe: Witterung · Kartoffeln · Ernteergebnisse · Preisentwicklung · Schweine
Empfohlene Zitierweise: „Christian Heinz, Erinnerungen eines Landwirts in Blasbach an Krieg und Nachkriegszeit, 1914-1922, Abschnitt 7: Witterung und Landwirtschaft 1916/17“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/23-2> (aufgerufen am 23.04.2024)