Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

Inhalt

↑ Heinrich Carl Zölzer, Schulchronik von Buchenau, 1914-1919

Abschnitt 12: Stadtkinder in Buchenau, Schlacht in der Champagne

◀ [41-42]
Anfang Mai kamen erholungsbedürftige Kinder aus Frankfurt (18). Teilweise blieben sie einen Monat hier, einigen wurde der Aufenthalt verlängert bis zum 29. Juni. Manche Kinder taten gut und kamen mit ihren Hauswirten gut aus, andere waren keck und vorwitzig. Sie waren mit den ländlichen Verhältnissen nicht zufrieden, sie wollten nicht arbeiten und die Pflegeeltern in ihren Arbeiten nicht unterstützen. Durch die kgl. Regierung wurde angeordnet, Schülerkolonnen zu organisieren. Diese sollten zur Zeit der Ernte den Bauersleuten helfend beistehen. Vom 3. bis 10. Mai 1917 wurden Ferien gemacht, damit die Schulkinder beim Kartoffelsetzen helfen sollten. Den Sommer über mußte viel Urlaub erteilt werden. Durch Verfügung königl. Regierung sollte zu landwirtschaftlichen Zwecken Urlaub erteilt werden, und so konnten die Früchte zur richtigen Zeit eingebracht werden. Die Beteiligung der Schuljugend bei kriegswirtschaftlichen Arbeiten war im Jahre 1917 sehr rege. Die Elmshäuser Kolonne, fünf Kinder, war am 29. bis 30. Juni beurlaubt zum Auszupfen der Unkräuter. Die Buchenauer Kolonne wurde beansprucht vom 17., 18., 19. und 22. September bei der Gemeinde-Obsternte. Die Ernte 1917 war infolge der Trockenheit eine sehr schlechte. Roggen, Weizen und vor allem der Hafer waren schlecht geraten. Ein Glück für unsere Volksernährung war die gute Kartoffelernte. Die Kartoffeln mußten die Brotfrucht teilweise ersetzen. Kupfer, Blei, Zinn und Bronze wurden im Laufe des Sommers circa 50 Pfund gesammelt und kamen zur Ablieferung an Weigel (Sammelstelle) in Biedenkopf. Obstkerne wurden gesammelt und wurden abgeliefert an Frau Pfarrer Jüngst. [S. 42]

Indessen tobt der Riesenkampf immer weiter. Die Offensive der Franzosen und Engländer (April und Mai) bei Arras und in der Champagne haben den gewünschten Erfolg nicht gehabt. Durch die festen Stellungen, die die Deutschen unter Hindenburg angelegt hatten, wurden die Feinde unter großen Verlusten abgewiesen. Im Monat Juni tobte schon wieder eine neue Offensive der Engländer in Flandern¹. Mit allen technischen Hilfsmitteln suchten sie die deutsche Mauer einzudrücken und zu durchbrechen. Ganze Berge hatten sie mit Dynamit und mit Sprengstoffen angefüllt. Wir alle haben die feste Zuversicht, daß ein Durchbruch nicht gelingen wird. Auf dem östlichen Kriegsschauplatz herrscht Ruhe. Durch die Revolution in Rußland ist Stillstand eingetreten².

Bei der VII. Kriegsanleihe war unsere Schule beteiligt mit 6800 Mark. Durch mich wurden über 30000 Mark Zeichnung bewirkt. Die ganze Zeichnung zur VII. Kriegsanleihe betrug in unserem Dorfe 160000 Mark. Die Arbeit bei der VII. Kriegsanleihe war sehr mühevoll. Ich selbst bin von Haus zu Haus gegangen. Im September 1917 wurde auch unser Lokalschulinspektor, Pfarrer Jüngst, zu den Fahnen gerufen als Feldgeistlicher.
▶

1. Die sog. Dritte Flandernschlacht vom 31. Juli - 6. November 1917 ↑
2. Durch die Februarrevolution von 1917 wurde Zar Nikolaus II. am 15. März 1917 zum Rücktritt gezwungen. Mit der sog. Oktoberrevolution übernahmen die Bolschwewisten unter Lenin die Herrschaft über weitere Teile Russlands. ↑