Historisches Ortslexikon
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- KDR 100, TK25 1900 ff.
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- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 9. Hofgeismar
Weitere Informationen
Calden
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Ortsteil · 239 m über NN
Gemeinde Calden, Landkreis Kassel - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Dorf
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Lagebezug:
10 km südlich von Hofgeismar, 12 Kilometer nordwestlich von Kassel
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Lage und Verkehrslage:
Geschlossenes Dorf mit einfachem, langgestrecktem Grundriss und lockerer Bebauung in einer flachen Niederung am Suderbach, dem von Süden durch den Ort die Calde zufließt. Durch den Ort führt als eine Hauptachse die Bundesstraße 7 im Zuge der alten Holländischen Straße von Kassel weiter nach Nordwesten, die zweite Achse ist die zum gleichnamigen Schloss führende Wilhelmsthaler Straße. Verbindungsstraßen führen nach Zierenberg im Südwesten, Grebenstein im Norden und Immenhausen im Nordosten. Alte Kirche im Norden an der Einmündung der Wilhelmsstraße in die Holländische Straße, Neuapostolische Kirche im Nordosten im Bereich der jüngeren Besiedlung. Moderne Ausdehnung vor allem nach Süden Richtung Kassel.
1970 wird 1,5 km westlich des Ortes der Flughafens Kassel-Calden eröffnet, seit April 2013 Regionalflughafen, seit 2015 mit der Eigenbezeichnung Kassel Airport
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Ersterwähnung:
1151
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Siedlungsentwicklung:
Südlich des Flugplatzes befand sich ein neolithisches Erdwerk mit Grabensystem. 500 m südwestlich des Ortskerns wurden 1948 in der Flur am "Alten Teich" Überreste eines Megalithgrabes gefunden. Späturnenfeldzeitlicher Depotfund links der Straße Calden-Kassel mit zehn Bronzegegenständen.
1928 erfolgt die Eingemeindung der aufgelösten Domäne Wilhelmsthal, des aufgelöste Gutsbezirks Schloß Wilhelmsthal und von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Grebenstein.
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Historische Namensformen:
- Chaldun, in (um 1120) [Abschrift Hoffmann, Helmarshausen und Corvey, S. 106]
- Chalden, in (1151) [Lippoldsberger Klosterchronik Monumenta Germaniae Historica. Scriptores 5, Scriptores in Folio 20, S. 552 (Digitalisat), mit Bezug auf UB Mainz 1, S. 352-353, Nr. 445 von 1109; vgl. UB Mainz 2,1, S. 156-157, Nr. 79]
- Kalden, in (1150/60) [Abschrift Hoffmann, Helmarshausen und Corvey, S. 122]
- Kalden, in (1152-1180/81) [Abschrift Hoffmann, Helmarshausen und Corvey, S. 131-134, Urkunde Nr. 1, hier S. 133]
- Calde (1189-1190) [UB Mainz 2,2, S. 876-885, Nr. 531]
- Caldin, de (1180) [HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 605]
- Colden, de (1220-1230) [Conrad, Kopiar- und Urbarüberlieferung Kloster Hardehausen, S. 92]
- Calden, de (1247) [HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 30]
- Colden, in; Calden, in; Kolden, in (13. Jahrhundert) [Abschrift 2. Hälfte 14. Jahrhundert, J. Dolle, Lehnbuch der Edelherren von Schöneberg, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 41 (1991), S. 47 [56], S. 51 [90], S. 56 [127], S. 72 [221-222], S. 73 [235]]
- Colden, in (1290) [Westfälisches Urkundenbuch 4,3, S. 964-965, Nr. 2096]
- Koylden, Tho (ca. 1380) [Lippoldsberger Güterregister, in: Desel, Kloster Lippoldsberg und seine auswärtigen Besitzungen, S. 187-189, Beil. IV]
- Kaulden (1401) [UA Helmarshausen]
- Caylden (1433) [NLA HA Cal. Or. 81i Nr. 34]
- Kaulden, in (1464) [Falckenheiner, Geschichte hessischer Städte und Stifter 2: Hofgeismar, S. LVI, Nr. XLIII]
- Kalden (1519) [W. A. Eckhardt, Salbuch des Stifts Kaufungen von 1519, S. 52-54]
- Kaldenn (1585) [Der ökonomische Staat, S. 81]
- Kalle (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 2]
- Kalden (1926) [Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 267 f.]
- Calden (1956) [Gemeindeverzeichnis]
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Bezeichnung der Siedlung:
- villa (um 1120)
- predium in (1189-1190)
- villa (1220-1230)
- Dorf (1303) [Vogt, RggEbMz Nr. 0767, in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe]
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
- Amelgotzen
- Klein-Calden
- Obermühle
- Schloss Wilhelmsthal
- Untermühle
- Wilhelmsthal (Höfe)
- Wilhelmsthaler Warte
- Schloss Wilhelmsthal (→ Burgen, Schlösser, Herrenhäuser)
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Burgen und Befestigungen:
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Umlegung der Flur:
1876 und 1905
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Älteste Gemarkungskarte:
1701
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3528140, 5697147
UTM: 32 U 528055 5695308
WGS84: 51.408298° N, 9.403368° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
633005010
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Flächennutzungsstatistik:
- 1885 (Hektar): 1519, davon 1012 Acker (= 66.62 %), 62 Wiesen (= 4.08 %), 350 Holzungen (= 23.04 %)
- 1961 (Hektar): 1791, davon 578 Wald (32,27 %)
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Einwohnerstatistik:
- 1585: 74 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
- 1747: 94 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 1052, davon 1049 evangelisch (= 99.71 %), 3 katholisch (= 0.29 %)
- 1961: 1835, davon 1536 evangelisch (= 83.71 %), 247 katholisch (= 13.46 %)
- 1970: 2989 Wald (= 32.27 %)
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- 1303: Erzstift Mainz, Amt Hofgeismar-Schöneberg
- 1462: Landgrafschaft Hessen, Amt Hofgeismar-Schöneberg
- 1503: Landgrafschaft Hessen, Amt Schöneberg/Amt Grebenstein
- 1534: Landgrafschaft Hessen, Amt Grebenstein
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Amt Grebenstein
- 1614: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Grebenstein
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Grebenstein
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Grebenstein
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Grebenstein
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Grebenstein
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
- 1970: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar, Gemeinde Calden (s. Gemeindeentwicklung)
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Altkreis:
Hofgeismar
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Gericht:
- 1303: Mainzisches Gericht Hofgeismar
- 1384 wurde das Gaugericht von Calden mit dem zu Hofgeismar vereinigt (Wenck 3 UB 269).
- 1821: Justizamt Grebenstein
- 1822: Justizamt Grebenstein
- 1867: Amtsgericht Grebenstein
- 1879: Amtsgericht Grebenstein
- 1945: Amtsgericht Hofgeismar
- 1968: Amtsgericht Hofgeismar
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Herrschaft:
Im 13. und 14. Jahrhundert ist Lehnsbesitz der Herren von Schöneberg von mehr als zehn Hufen an Bürger von Hofgeismar ausgetan.
1303 gibt der Mainzer Erzbischof Gerhard dem Grafen Otto von Waldeck seine Gerichte bei Hofgeismar, zu dem u.a. das in dem Dorf Calden gehört, pfandweise zu Lehen. Erzbischof Peter von Mainz überträgt 1315 dem Ritter gen. Rabe von Kahlenberg das Dorf Kalden und die anderen Dörfer und Rechte um den Reinhardswald.
Erzbischof Adolf von Mainz versetzt 1381 dem Ritter Konrad Spiegel vom Tessenberge den erzbischöflichen Anteil des Schlosses und Amtes Schöneberg und das Dorf Calden. 1420 und bis 1556 belehnen die Erzbischöfe von Mainz die Edelherren von Plesse u.a. mit Höfen, 16 Hufen und dem Patronat in Calden.
1462 wird das Dorf Calden zusammen mit dem mainzischen Amt Schöneberg den Landgrafen von Hessen verpfändet, die endgültige Abtretung erfolgt 1583.
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Gemeindeentwicklung:
Am 31.12.1970 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss der Gemeinde Calden mit der Gemeinde Meimbressen zu einer neuen Gemeinde Calden. Zu deren Entwicklung s. Calden, Gemeinde. Sitz Gemeindeverwaltung ist das namensgebende Calden geblieben.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- Laut Güterregister von um 1120 verfügt das Kloster Helmarshausen über 5 1/2 Hufen in Calden und kann seinen Besitz zwischen 1170 und 1180 erweitern. 1290 überlässt Johann von Calden dem Kloster einen Hof und eine halbe Hufe. 1336 tritt der Abt Reinbold zu Helmarshausen der Kirche zu Mainz für ihren Schutz die Hälfte der Helmarshausischen Klostergüter in Calden, Amelgotzen, Niedermeiser, Schachten, Riksen, (Brocke), (Bentrendorf), Hombüren, Hümme und Haldungen ab; die andere Hälfte soll die Stadt Geismar wegen ihrer Schuld haben. Ende des 14. Jahrhunderts hat das Kloster noch eine Jahresrente von 20 schweren Denaren.
- Erzbischof Konrad von Mainz kauft 1189/1190 predium in Calden.
- Besitz und Einnahmen des Klosters Hardehausen lassen sich bereits in Urbaraufzeichnungen 1220-30 nachweisen. 1370 werden noch zwei Hufen und eine Hofstätte erwähnt
- Neben dem Zehnten erwirbt das Kloster Lippoldsberg Anfang des 13. Jahrhunderts sechs Acker Land in Calden, muss diesen jedoch in der Folge gegen Übergriffe der Herren von Gudenberg verteidigen, die 1307 und 1359 auf 12 Acker und einen Hof zu Calden verzichten. 1380 gehören sieben Hufen den Nonnen. 1550 verpfänden sie ihren Hof, lösen ihn aber 1555 wieder ein und übertrage ihn einem Amtmann. Mit der Auflösung fällt der Besitz an die Landgrafschaft Hessen.
- 1363 hat Kloster Hardehausen eine Hufe in Calden inne.
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Zehntverhältnisse:
1109 überträgt der Mainzer Erzbischof Ruthard dem Nonnenkloster Lippoldsberg die Zehnten in Calden und Heisebeck, mit denen bisher der Mainzer Ministeriale Ratward belehnt war. Erzbischof Adalbert I. macht die Schenkung zwar wieder rückgängig, doch erstattet 1145 der Mainzer Erzbischof Heinrich I. den Nonnen des Klosters Lippoldsberg die Zehnten in Calden und Heisebeck wieder zurück. In der Folge können die Nonnen den Zehntbesitz behaupten, der sich um 1380 auf 40 Hufen bezieht und auch noch 1569 im Lippoldsberger Salbuch erwähnt wird.
1405 ist erstmals ein Anteil des Stifts Kaufungen am Zehnten in Calden bezeugt. 1407 schließen Kaufungen und Lippoldsberg einen Vertrag über den ihnen je zur Hälfte zustehenden Zehnten. Der Pfarrer von Meimbressen soll ein Drittel der Kaufunger Hälfte erhalten.
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Ortsadel:
1180-1290
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- pleban (1325) [HStAM Bestand Urk. 27 Nr. 154]
- Nach Abriss der mittelalterlichen Pfarrkirche s. Johannis bapt. 1844-49 Errichtung einer klassizisischen Saalkirche mit eingestelltem Westturm und flachem Rechteckchor
- Daneben gab es die Rote Kapelle s. Nicolai, Rodenkirche oder obere Kirche im Süden des Ortes im Bereich der Flur "Im Ring"
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Patrozinien:
- Johannes Baptista (der Täufer) (Pfarrkirche)
- Nikolaus (Rote Kapelle) [1433]
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Pfarrzugehörigkeit:
1585 ist Burguffeln nach Calden eingepfarrt. Seit 1581 ist Burguffeln mit Calden bis 1781.
1968 Evangelische Kirchengemeinde Calden
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Patronat:
Das Patronat der Pfarrkirche ist 1423, 1440 und 1515 mainzisches Lehen der Wölfe von Gudenberg. 1538 werden die Herren von Malsberg mit den Wölfen zusammen belehnt, zuletzt 1571. 1585 hat der Landgraf den malsburgischen Anteil inne.
Das Patronatsrecht der Roten Kapelle geht bis 1398 als mainzische Lehen über die Herren von Plesse an die Groppen, nach dem Aussterben der Groppe besetzen die von Plesse 1420, 1433, 1441 und 1462 zunächst selbst die Kapelle, dann ab 1531 die von Nordeck, seit 1583 mainzisches Lehen (Depos. Von Nordeck).
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Bekenntniswechsel:
Erster evangelischer Pfarrer: Hermann [Nachname unbekannt] ca. 1528 bis ca. 1546, ehemaliger Ordensbruder
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Kirchliche Mittelbehörden:
15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archidiakonat St. Marien zu Hofgeismar
Nach der Reformation protestantische Pfarrei der Klasse Grebenstein (Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 156).
- Kultur ↑
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Schulen:
1910 Volksschule mit drei Klassen
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Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
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Historische Ereignisse:
Einem Brand 1672 fielen 25 Häuser zum Opfer
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Ebert, Domänengüter, S. 141-144
- Desel, Pfarrergeschichte des Kirchenkreises Hofgeismar, S. 4-29
- Christ, Erzstift Mainz, S. 325-326
- Denkmaltopographie Kreis Kassel, Bd. I, S. 76-89
- Scholz, Wasser- und Windmühlen im Landkreis Kassel, S. 53-54
- W. A. Eckhardt, Salbuch des Stifts Kaufungen von 1519, S. 52-54
- Thomas-Sergej Huck, Zisterzienserkloster Hardehausen, S. 255
- K. Günther, Territorialgeschichte der Landschaft zwischen Diemel und Oberweser vom 12. bis zum 16. Jahrhundert, S. 122-127
- Desel, Kloster Lippoldsberg und seine auswärtigen Besitzungen, S. 127
- W. Classen, Kirchliche Organisation Althessens, S. 247
- Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 156
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 267 f. (Kalden)
- F. Pfaff, Die Abtei Helmarshausen, 2: Der Güterbesitz, die Verfassung und die Wirtschaft der Abtei, in: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, NF 35 (1911), S. 24
- Zitierweise ↑
- „Calden, Landkreis Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2051> (Stand: 28.11.2022)