Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historische Bilddokumente

Robert Ley bei einer Massenkundgebung in Friedberg, 12. Juni 1932

173-054

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Robert Ley bei einer Massenkundgebung in Friedberg, 12. Juni 1932

Beschreibung

Diese Aufnahme entstand vermutlich am 12. Juni 1932 auf der Seewiese in Friedberg. Sie ist Teil einer Serie, die verschiedene NS-Größen bei einer Kundgebung zeigt, siehe Foto 173-052, Foto 173-054, Foto 173-055, Foto 173-056, Foto 173-057, Foto 173-058, Foto 173-059 und Foto 173-060 (vgl. Wolfgang Egerer, Die Entwicklung des Nationalsozialismus im Kreis Friedberg, in: Eike Hennig, Hessen unterm Hakenkreuz, S. 209).
Das Foto zeigt eine große, mit Girlanden und Bäumen geschmückte Bühne, an und auf der einige Transparente mit nationalsozialistischen Parolen und Hakenkreuzen angebracht worden sind. Mehrere Fahnenmasten mit Hakenkreuzfahnen stehen an den Seiten und Ecken. Auf den Propaganda-Bannern sind unter anderem folgende Phrasen zu lesen: [Deutschland muss] leben [auch wenn] wir sterben [müssen], Alle für Hitler, Deutschland – erwache und Deutschland soll leben u. wenn (wir) [sterben] mü[ssen].
Vor und neben der Bühne stehen einige SA-, SS- oder NSDAP-Männer. Sie genau zu identifizieren ist nicht möglich, da sie allesamt die so genannten Verbotshemden oder Verbotsuniformen tragen. Mit weißen Hemden und Schiffermützen kümmerten sie sich nicht um das reichsweite Uniformverbot, das ab 1931 galt (vgl. Karl D. Bracher: Die deutsche Diktatur, S. 202 f. und zum Gesetz RGBl (1931), I, S. 175). Als Nationalsozialisten weisen sie allerdings die Sturmbinden, die Parteiabzeichen an den Krawatten und die in die Stiefel gesteckten Hosen aus.
Auf der Bühne stehen drei Männer, von denen der linke scheinbar in ein Mikrofon spricht, der mittlere die Hand (zum Hitlergruß?) erhebt und der linke nichts tut, was man erkennen könnte. Durch die mangelnde Bildqualität fällt es schwer zu sagen, wer genau Robert Ley ist. Ley war 1930 in den Reichstag gekommen und wurde ein Jahr später Reichsinspekteur der Parteizentrale der NSDAP in München. Er gehörte zu den Größen der Nationalsozialisten in den 1930er Jahren (vgl. Robert Ley in der Neuen Deutschen Biographie (NDB). Band 14, 1985, S. 424 f.). Aufgrund seiner Prominenz wäre es wohl ungebührlich gewesen, hätte jemand anderes während seiner Rede den Arm gehoben. Vermutlich ist deshalb die Person in der Mitte Ley, der vielleicht gerade durch die Person am Mikrofon den Zuschauern angekündigt wird. Andererseits kann es sein, dass es nur der Perspektive des Fotos geschuldet ist, dass es so scheint, als ob der Mann ganz links in ein Mikrofon spricht. Auf den anderen Bildern der Serie stehen an der Seite des jeweiligen Redners SA-Männer, postiert wie eine Leibwache. Das spricht dafür, dass der mittlere Mann Ley ist, der gerade in Rednerpose den Arm emporstreckt.
Ley war 1927 in Offenbach gewesen, am 11. November 1931 in Vilbel (vgl. Wolf-Arno Kropat: Die nationalsozialistische Machtergreifung in Wiesbaden und Nassau, in: Eike Hennig: Hessen unterm Hakenkreuz S. 230, 252 f., 286.) Von einer Massenkundgebung in Friedberg ist nichts verzeichnet, die Frage nach der Datierung des Bildes kann daher nicht sicher beantwortet werden.
[Die mangelnde Bildqualität ist durch die gedruckte Vorlage bedingt.]

Original-Bildunterschrift
Dr. Ley spricht in Friedberg
Fotograf
Philipp Pfaff, Butzbach
Vorlage
Druck
Motivgruppe
Ereignis
Bildrechte
Oberhessen marschiert. Ein Bildbericht über den Stand der nat.-soz. Bewegung Oberhessens, o.J. [1932], S. 34.
Ort
Friedberg
Personen
Ley, Robert
Sachbegriffe
Nationalsozialismus · SA · SS · NSDAP · Verbotshemden · Verbotsuniformen · Sturmbinden · Hakenkreuzfahnen · Bühnen · Propaganda · Banner · Massenkundgebungen · Seewiese Friedberg
Empfohlene Zitierweise
„Robert Ley bei einer Massenkundgebung in Friedberg, 12. Juni 1932“, in: Historische Bilddokumente <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bd/id/173-054> (Stand: 28.6.2022)