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Regesten der Landgrafen von Hessen

um 1580

Mühlenordnung für Kassel

Regest-Nr. 16657

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Abschriften: Staatsarchiv Marburg, 17 I, Nr. 1233, 16. Jahrhundert, Papier.
Regest
Mühlenordnung zu Kassel.
Originaltext
Muehlenordenung tzu Cassel.
Erstlich sollen die knecht in der muhlen dem mölnmeinster und obersten zuknecht gehorsamb und gewertig sein, was derhalben in der muhlen zu tun und sie angesprochen und geheißen werden getreulich folgen und in sonderheit soll keiner frucht zu mahlen annehmen vor sich selbst ohne vorwißen und bescheid deß obersten zuknechts.
Eß soll auch ein iglich knecht vor seiner muhlen eigentlich uff tzapfen und pfannen vleißig acht haben, die mit fed zu besorgen, darmit sie nicht angehn zu brennen.
Eß soll auch ein iglicher knecht vor seiner muhlen den schlam oder kereß deß sonnabents abmahlen und uff den boden tragen und darvor reinlich halten.
Es sollen auch muhlmeinster, obersten und underster zuknecht nicht selbst iren schlamm nehmen sonder vorwißen muhlmeinsters und baumeister.
Es soll auch ein oberster zuknecht ein ufsehens haben, das uns das maltzgelt und mahlmetzen von allem zu gebuhrlicher zeit rechnung zu tun und bescheid zu geben geschickt sein.
Es soll auch der oberster zuknecht in sonderheit vleißigs ufsehns haben, das einem iden sein gut verwaret pleibe, wi er dann das von einem iden entpfangen unverwechselt, treulichen und die zeit, wie ein ider sein gut einpringet hinweg mahlen laßen und niemand hindersetzen.
Es soll auch ein ider, der zu mahlen in die mulen pringt oder schicket dem obersten zuknecht sein gut selbst oder durch sein gesind antzeigen laßen mit bericht, wie erß gern gemahlen hett, also soll es ime auch gemahlen und zum veißigsten gemacht werden, und darbey sein so lang das er siehet, wie uns unser mahlmetzen oder molter gemetzet werde, also das er sihet, das ime recht geschehe.
Es sollen auch die oberster und undertzuknecht und die andern knechte in der muhlen den frembten leuten uff den dorfen gleich den inheimischen gutlichen mit worten under augen gehn und wen sie bescheiden werden, ihr gut wider zu holen, das man sie dann nicht vergeblichen geen, reiten oder fahren laßen, darmit die leut nicht verschlagen werden.
Es soll auch der oberster zuknecht von wegen irer aller der mulen knecht von einem viertel frucht nicht mehr nehmen und daruber nicht ersteigern weiter dann ir gesetzter und verordenter lohn wie hernach stehet mitbringt, auch kein liebnuß oder geschenkt nehmen, alleß bey vermeidung ungenediger straff.
Und nachdem von altem herkommen, das keiner den andern mit gotteslesterlichen worten, fluchen oder schweren, auch sonst keiner den andern mit lugenthaftigen oder sonst schmeworten anreden, sondern soll sich der freiheit, darmit die muhle von uns gefreihet und bestetigt, bey vermeidung ungenediger straff vleißig gehalten.
Wo sich auch zank oder unwillen zwuschen den knechten zutrugen samptlich oder sonderlichen, soll solchs den, so von unsertwegen den obersten bevelch uber die muhlen haben wirdet, oder seins abwesens dem muhlmeinster alhie zu Caßel angetzeigt werden, soll alsdann billich einsehens gescheen, das sich niemand wider billicheit zu beclagen haben.
Es soll auch keiner mordlich gewehr geverlicher weise kurtz oder lang bey ime haben noch tragen, anderß dann in der muhlen notturftig, als sonder geverde.
Uff das auch unsers genedigen fursten und hern und der leute sachen allenthalben desto beßer moge versehen und verwart werden, sollen sich die knechte in der mulen spilens und zechens enthalten, auch sonst niemands frembts, der darin nicht gehort oder zu mahlen bestelt, gestatten.
Es soll auch in sonderheit der oberste zuknecht keinen knecht noch lehrjungen annehmen, er tue dann das mit vorwißen unsers verordenten obersten uber die muhlen und des muhlenmeinsters, und so aldann durch sie beyde mit sampt oberstem zuknecht einem knecht oder knabe vor tuchtig angesehn, sollen alsdann mit ayden dartzue bestetigt und angenommen werden und sonst nicht, er sey dan wie hie oben der articul darvon meldet dermaßen bestetigt und ime diße ordnung vorgelesen, sich dero wißen zu gehalten.
Und eß haben der muhlenmeinster, oberster und under zuknecht sampt den andern allen gemeinen knechten in der muhlen ein ider vor sich einen leiblichen eyd zu Gott und seinem heyligen wort geschworn, unsern schaden zu wahren und bestes zu werben, auch meniglichen sein gut zum besten verwahren und versorgen, wie frommen knechten gehort und geburt, und welcher solche dieße ordnung in einichen articul oder punct uberschritten, der soll ungenedig gestrafft werden.
Mit vorbehalt, dieße muhlenordnung zu mindern und zu mehren, alleß nach gelegenheit der sachen und eß die nottorft fordern wurde.
Ordnung was von der frucht tzu mahlen in die mulen gegeben werden soll unsern gnedigen hern und den kechten zu mahlen lohn.
Von einem viertel korns geburt s. f. g. ein muhlenmetzen korns und ein muhlenmetzen cleigen, wie die alwegen hie zu Caßel gegeben und gemetzet, und den knechten darvon funf heller, von einem ossack zwo muhlenmetzen und den knechten drey heller, von einem maltz seind dreißig viertel geburt unserm g. f. und hern ein scheffel maltz und einenthalben albus und den knechten ire maltzenc suppen, von einem viertel weiß ein muhlenmetzen weißen und eine muhlenmetzen cleigen und den knechten sechs heller und von einem beckergut, nemblich drey viertel wird zu Eschwege ein beckergut geheißen, geburt s. f. g. von idem viertel ein muhlenmetzen weißens und ein muhlenmetzen cleigen und den knechten einen albus und die coist zu hove. Es soll auch keiner, er seie burger, becker oder bauer, uber ein recht gemeßen viertel in die muhlen zu mahlen liffern, dann welcher er seie gleich wer er wolle befunden, das er darueber eine metzen, zwo oder was eß sein in die muhlen von frucht tun wurde, so soll das gut aller genommen und in einen kasten gesturtzt werden.
Mulentzeichenordnung in den beiden mohln zu Caßel.
Diß zeichen uff pley geschlagen he[l]t uber ein gebreu oder gantz maltz, gibt meinem genedigen fursten und hern einen scheffel maltzes zu molter und den knechten 4 albus zu lohn.
Diß zeichen uff pley geschlagen helt uber ein viertel korns, gibt meim g. f. und hern ein halbe metzen korns und auch so viel cleigen und den knechten 5 heller zu lohn.
Diß zeichen uff pley geschlagen hilt uber ein scheffel korns, gibt meim g. f. und hern ¼ von einer metzen korns, auch so viel cleigen und den knechten drey heller zu lohn.
Diß zeichen uff pley geschlagen hilt uber ein leimiß korns, gibt m. g. f. und hern ⅛ einer metzen korns und auch so viel cleigen zu molter und den knechten ein d. zu lohne.
Diß zeichen uff pley geschlagen helt uber ein virtel weitzen, gibt meinem g. f. und hern ein halb metzen weitzen, auch so viel cleigen zu molter und den knechten 8 heller zu lohne.
Diß zeichen hilt uber ein scheffel weitzen, gibt meinem g. f. und hern ¼ einer metzen weiß und so viel cleigen zu molter und den knechten 3 heller zu lohne.
Diß zeichen hilt uber einen ossack, gibt meim g. f. und hern eine metzen geschrodt zu molter und den knechten 3 heller zu lohne.
Diß zeichen hilt uber einen halben ossack, gibt m. g. f. und hern ein halb metzen geschrodt zu molter und den knechten 2 heller zu lohne.
Diß zeichen hilt uber ein viertel von einem ossack, gibt m. g. f. und hern ¼ von einer metzen geschrodt zu molter und den knechten ein d. zu lohne.
Diß zeichen hilt uber ein viertel maltz, gibt m. g. f. und hern ein metzen malts zu molter und den knechten drey heller zu lohne.
Diß zeichen hilt uber einen scheffel maltzeß, gibt m. g. f. und hern ein halb metzen maltzeß zu molter und den knechten 2 heller zu lohne.
Diß zeichen hilt uber ein leimeß maltzeß, gibt m. g. f. und hern ¼ von einer metzen maltzeß zu molter und den knechten einen d. zu lohne.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Weitere Orte

Kassel (Stadt Kassel) · Eschwege (Werra-Meißner-Kreis)

Sachbegriffe

Mühlenordnungen · Handwerker, Müller · Mühlen, Instandhaltung von · Mühlen, Abgaben aus · Rechnungen · Dörfer · Mühlen, Gebühren · Handwerker, Lehrlinge · Korn · Kleie · Weizen · Bürger · Handwerker, Bäcker · Bauern · Mühlenzeichen · Schrot

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Eckhardt, Stadtrechtsquellen Kassel

Original

Eckhardt, Stadtrechtsquellen Kassel

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 16657 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/16657> (Stand: 19.04.2024)