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Regesten der Landgrafen von Hessen

1538

Mühlenordnung für Kassel

Regest-Nr. 16656

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Abschriften: Staatsarchiv Marburg, 17 I, Nr. 1231, 16. Jahrhundert, Papier, nicht foliiert.
Regest
Mühlenordnung zu Kassel.

Wortlaut der Datierung

Anno etc. XXXVIIImo

Originaltext
Anno etc. XXXVIIImo
Ordnung der moln zu Cassel durch den gestrengen und ernvesten Sigmunden von Boyneburg stathalter daselbst nach inhalt der molen ordnung zu Eschwege verordenet und aufgericht anno etc. XXXVIIImo.
Erstlich sollen die knecht in der molen dem molnmaister und obersten zuknecht gehorsam und gewertig sein, wes derhalben in der molen zu tun und sy angesprochen und gehaissen werden getrulich volgen, und in sonderhait soll kainer frucht zu malen annemen fur sich selbst on vorwissen und beschaid des obern zuknecht.
Es soll auch ain ydlicher knecht fur seiner molen aigentlichen auf zapfen und pfannen fleissige acht haben, die mit fett zu besorgen, damit sy nit angeen zu prennen.
Es soll auch ain yder knecht fur seiner moln den schlam oder koroß des sonnabets [!] abmalen und auf den poden tragen und darvor reiniglichen halten.
Es sollen auch molnmaister, oberster und under zuknecht nicht selbst iren schlam nemen sonder verwissen rentschreibers und baumaisters.
Es soll auch der oberster zuknecht ain aufsehen haben, das u. g. herrn das maltzgelt und melmetzen von allen zu geburlicher zeit rechnung zu tun und beschaid zu geben geschigkt sein.
Es soll auch der oberste zueknecht in sonderhait fleissig aufsehens haben, das ainem yden sein gut verwart bleib, wie er dann das von ainem yden entpfangen, unverwechselt, treulich und die zeit wie ain yder sein gut anbringt hinweg malen lassen und nymand hindersetzen.
Es soll auch ain yder der zu malen in die moln pringt oder schigkt dem obersten zueknecht sein gut selbst oder durch sein gesind anzaigen lassen mit bericht, wie ers gern gemalen hett, also solls ime auch gemaln und zum fleißigisten gemacht werden und dabey sein so lang das er sihet wie u. g. herrn sein molnmetzen oder molter gemetzet werde, also das er sihet, das ime recht geschicht.
Es sollen auch die obersten und underzueknecht und die andern knecht in der moln den frembden leuten aus den dorfern gleich den inheimischen gutlichen mit worten under augen geen und wann sy beschiden werden ir gut wider zu holen, das man sy dann nit vergeblichen geen, reiten oder faren lassen, damit die leut nit verslagen werden.
Es soll auch der oberst zueknecht von wegen irer aller der moln knecht von ainem viertl frucht nit meer nehmen und daruber nit erstaigern weiter dann ir gesetzter und geordenter lohn wie hernach steet mit pringet, auch kain liebinis oder geschenk nehmen, alles bey vermeydung ungnediger straff.
Und nachdem von altem herkomen, das kainer dem andern mit Gottes lesterigen worten, fluchen oder schwern, auch sonst kainer den andern mit lugenhaftigen oder sonst schmach worten anreden, sonder soll sich der fryheit, damit die mole von u. g. herrn gefreyet und bestetiget, bey vermeidung ungnediger straff fleissig gehalten.
Wo sich auch zank oder widerwillen zwischen den knechten zutruegen sambtlich oder sonderlich, soll solchs dem stathalter zu yder zeit oder haushofmaister abwesens dem rentschreiber und baumeister alhie zu Cassel angezaigt werden, soll alsdann pillich einsehen geschehen, das sich nymand wider billichait zu beclagen haben.
Es soll auch kainer mortliche gewer geverlicher weis kurtz oder lang bey ime haben noch tragen, anders dann in der molen notdurftig, alles sonder geverde.
Auf das auch unsers gnedigen fursten und herrn und der leuten sachen allenthalben deßer besser mog versehen und verwand werde, sollen sich die knecht in der molen spilens und zechens enthalten, auch sonst nymands frembds der darin nit gehort oder zu malen bestell gestatten.
Es soll auch in sonderhait der oberster zuknecht kainen knecht noch leerjungen annemen, er tue dann das mit vorwissen rentschreibers und baumaisters, und so alsdann durch den rentschreiber und baumaister mit sambt dem obersten zueknecht ain knecht oder knab fur tuchtig angesehen, soll er alsdann mit eyden darzu bestetigt und angenomen werden und sonst nicht, er sey dann wie hie ob der articl davon redet dermassen bestetigt und ime dise ordnung furgelesen, sich dero wiß zu gehalten.
Und es haben der molnmaister, oberster und under zuknecht sampt den andern allen gemain knechten in der moln ain yder fur sich ainen leiblichen eyd zu Got und seinem heyligen wort geschworen unserm gnedigen fursten und herrn, seiner f. g. schaden zu warnen und bestes zu werben, auch meniglichen sein gut zum bessren verwarn und versorgen, wie fromen knechten gehort und geburt. Und welcher sol[c]he dise ordnung in ainichem articl oder puncten uberschrite, der soll ungenediglichen gestrafft werden.
Mit vorbehalt diese molnordnung zu mindern und zu meern, alles nach gelegenhait der sachen und es die notdurft vordern wurde.
Ordnung was von der frucht zu malen in der molen gegeben werden soll.
Unserm gnedigen herrn und den knechten zu malter und zu molen lon.
Von I viertl korns geburt seiner f. g. ain molnmetzen korns und ain molnmetzen kleyen, wie die allwegen hie zu Cassel gegeben und gemetzet, und den knechten davon V heller.
Von I ossagk zwen molnmetzen und [den] knechten III heller.
Von I maltz sein XXX viertl gepurt sein f. g. ain scheffeln maltz und I½ albus unserm genedigen herrn, den knechten ire maltz suppen.
Von I viertl weis ain molnmetzen weis und ain molnmetzen kleyen und den knechten V heller.
Und von ainem begkergut, nemlich drey viertl wird zu Eschwege ain begkergut gehaissen, gehort seiner f. g. von ydem viertl ain molnmetzen weis und ain molnmetzen kleyen und den knechten I albus und die cost von den begkern.
Knechtlon. Dem molnmaister, der den molnpau und alles was zu zymern von noten versehen und machen mus, soll selbst machen, fligken, keylen wie zu Eschwege geschicht. L guldin, ain klaid.
Den oberzueknecht Caspar Walther von Eschwege, welher [!] gedingt von Weyhnachten bis auf Johannis, soll mein gnediger herr ime geben den gantzen jarlon, der ime zu Eschwege geben worden ist, aber doch soll ers bey sich behalten, damit ain anderer nach ime den lon ersteigern wollte, dann es ime umb willen, das er im ersten anzurichten vil mue hat, gegeben wirdet.

Sprache des Originaltextes

deutsch

Nachweise

Aussteller

Boyneburg, Sigmund von

Empfänger

Kassel, Stadt

Weitere Personen

Walther, Kaspar

Weitere Orte

Kassel (Stadt Kassel) · Eschwege (Werra-Meißner-Kreis)

Sachbegriffe

Statthalter · Mühlenordnungen · Landesordnungen · Handwerker, Müller · Mühlen, Instandhaltung von · Rentschreiber · Baumeister · Abgaben, für Mühlen · Mühlen, Gebühren in · Haushofmeister · Handwerker, Lehrlinge · Korn · Malz · Kleie · Weizen · Handwerker, Löhne

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Eckhardt, Stadtrechtsquellen Kassel

Original

Eckhardt, Stadtrechtsquellen Kassel

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 16656 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/16656> (Stand: 24.04.2024)