Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

1354 April 8

Rechtsordnung für die Stadt Kassel

Regest-Nr. 16611

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: Staatsarchiv Marburg, Urk. 13, Nr. 821.
Stückbeschreibung: Pergament, stark modergeschädigt.
Siegel: Beide anhängende Siegel verloren.
Regesten: Staatsarchiv Marburg, 17e, 453, 7, um 1600.
Regest
Landgraf Heinrich II. von Hessen und sein Sohn Otto geben im Einvernehmen mit den Bürgern Rechtsordnungen für die drei Städte Kassel.

Wortlaut der Datierung

Nach Gots geburt dru;otzinhundirt jar in dem virundvunftzigisten jare uf den nestin dinstag nach dem Heilgin Palmentage.

Originaltext
Wir Heinrich von Gots gnadin lantgrebe tzu Hessin und wir Otto sin su;on bekennen mit unsin erbin offintlichin an disem brife allin den die yn sehin odir horin lesin, daz wir mit unsin liebin getrewin burgeren tzu Cassel in der aldinstad, in der nuwinstad und uffe der fry;eheid entrechtig wurdin sin umme die czolle, ungelt und bruckingelt, daz die blibin sollin bi denselbin unsin burgeren als unse elderen und wir yn die vorbri;efit hain.
Ouch sint wir mit yn entrechtig wurdin umme die geistlichin lude, moniche und clostirlude umme selgerede, erbe und gu;ot, wie daz an sie queme odir kommen mochte, daz sollin dieselbin geistlichin lude vorkoffin und sich des uzeren binnen eine jare als iz an sie kommen ist und wer iz koufit, der sol iz der stad da iz ynne vorschozit ist vorschozin als die aldin bri;efe sprechin, die wir unsin burgeren daru;obir gegebin hain.
Ouch umme die werntlichin phaffen, waz die gudis odir erbis hain, sie habins gekouft odir daz sie nach kouftin odir uf sie geerbit were odir wurde odir yn wilchi;er wiis iz an sie queme, darvone sollin sie schozin als iz vor geschozit hait, ane von gude damy;ede er elter gewydemet werin odir von uns gefri;ehi;et were.Ouch ist gereth umme den bu;ewe, der uffe der fry;eheid uffe die grabin gereide gebu;ewet ist odir nach uffe dit jar gebu;ewet wirt, daz man den mit cygel odir mit steinen deckin sal nach vor sente Johans tage baptistin der nest kommet tzu male, ob sie mu;ogin die den bu;ewe getain hain. Mochtin sie iz abir nicht getu;en uffe dit jar tzu male, so sollin sie iz dun halp uffe dit jar vor sente Johans tage und daz andir halbe teil uf daz andir jar daz hernach folgit ouch vor sente Johans tage, und daz sal man vorwert also haldin mit dem bu;ewe, die uffe die grabin gebu;ewet wirt. Waz ein man eins jaris mit cygel odir mit steinen nicht gedeckin mag, so sal he iz dun in dem andern jare daz da nest folgit, also daz iz ye gesche vor sente Johans tage. Wer dit gesetze nicht enhilde und darane bru;ochig wu;erde, der sal iz vorbu;ezin mit dry;en phundin phenningin heischir were, der sal uns ein phunt, der aldinstad ein phu;ent und der fry;eheid ein phunt, ez enwere dan daz einer sin dach abetede binnen der vorgenantin tzid, so ynsal he damy;ede nicht vorbru;ochin hain. Ez sollin ouch die grabin unverbu;ewet blibin also lange biz die fry;eheid wol gevesti[g]t wirt.
Gesche ouch daz ymant bru;oche tede in der aldinstad die von der [fry;e]heid were, da sal der knecht der bu;orger uz der aldinstad gen uf die fry;eheid und sal eren knecht darczu nemen und die sollin beide phendin vor die bru;oche. Daz sal ouch in der a[ldi]nstad und yn der nuwinstad vordir geschen. Sust mag ye die stad in erer stad phendin mit erme knechte vor die bruche, die darynne geschen und vor er geschoz. Wers ouch daz die burger in disin dryn stedin ymans phendin wol[din] in unsin gerichtin vor sin geschen, so sollin sie unserm amptman tzusprechin und der sal yn unvertzoclichin sinen knecht lazin phandis [h]elfin von dem ob he phantber ist. Were he abir nicht phantber, so sal des amptmans knecht vorbiden sina lantsidel, daz he yme sine gu;elde und sinen phacht nicht yngebe, und soll[in die] gulde den burgeren also lange handelangin bi[z] daz helfin geschee.
Ouch sal alle raitk[ou]f erber sin in disin dry;en stedin und sollin den miteinandir seczin also daz unse amptman darbye sye und der sal der gebod und gesetze mit den scheffin mechtig sin von unsir wein.Wer ouch daz yman uze disin tzwen stedin der aldin und der nuwin uf der fry;eheid biz an diese czid gefarin were, der sal alle sin gu;ot uf der fry;eheid verschozin ane waz he von husunge odir von phenniggulde in aldinstad odir yn der nuwinstad hette, [d]az sal he yn den stedin verschozin.
Ume ouch yman hinnen vordir uf der fry;eheid uze disin tzwen stedin der aldin und der nu;owin, waz der bizher an erbettichem gude in disin tzwen stedin verschozit hait, daz sal he ouch vorwert da ynne verschozin. Ersturbe ouch hinnen vordir k[oufgu]t uze disin tzwen stedin uffe die fry;eheid odir wie daz an sie queme, daz [gu]t sal man vortmer in disin stedin versten und verschozin als bizher. Dy;ese selben recht sollin ouch die fry;eheidir vordir hain.
Wers ouch daz yman bie den bu;orgeren wonte, den wir g[efri;egit] hettin odir darvon nach fri;egittin, von dem soldin die bu;orgere kein geschoz heischin, es enwer dan daz he kofsazt plege, so solde he von dem daz he koufte und verkoufte schozin als ein andir.
Ouch ynsal nyman wi;en ufdu;on odir schenkin in disin dryn stedin, unse amptman und die scheffin in der stad da die win geit ynhabin yn gesazt. Und wanne der win gestozit ist, so sal man yn ufdun und sal yn schenkin und w[er] der [wirt ?] ist, die ynsal nicht darbie sin wan man yn stozit und sollin unse amptman und die scheffin den win besigeln mit erin insigeln. Wer ouch den win schenkit, der sal sin maz vol gebin. Entede he des nicht, also dicke [al]s he darane bru;echig wirt, so sal he iz verbu;ezin mit vunf schillingen heischir phenningin, die uns halp gefallin sollin und halp der stad da die win ynne geit. Und wanne der win besigelt wirt, wer dan andirs dar cz[u] tede als vorgeschribin sted, den sal man vor einen felscher haldin.
Und daz alle diese vorgeschribin stucke und artikele stede und faste gehaldin werden ewiclichin so gebin wir unsin vorgenantin burgeren des disin brif mit unsin beidin insigeln die herane gehangin sin vestlichin besigelt nach Gots geburt dru;otzinhundirt jar in dem virundvunftzigisten jare uf den nestin dinstag nach dem Heilgin Palmentage.

Sprache des Originaltextes

lateinisch

Nachweise

Aussteller

Hessen, Landgrafen, Heinrich II. · Hessen, Landgrafen, Otto der Schütz

Empfänger

Kassel, Bürger

Siegler

Hessen, Landgrafen, Heinrich II. · Hessen, Landgrafen, Otto der Schütz

Weitere Orte

Kassel (Stadt Kassel), Altstadt · Kassel (Stadt Kassel), Neustadt · Kassel (Stadt Kassel), Freiheit

Sachbegriffe

Bürger · Zölle · Steuern, Ungeld · Steuern, Brückengeld · Steuerprivilegien · Mönche · Klöster · Seelstiftungen · Privilegien, Bestätigung der · Steuern, Schoß · Bauvorschriften · Stadtordnungen · Amtmänner · Schöffen · Schanklizenzen · Strafen

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Eckhardt, Stadtrechtsquellen Kassel

Original

Eckhardt, Stadtrechtsquellen Kassel

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 16611 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/16611> (Stand: 25.04.2024)