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Grube Messel wird Weltnaturerbe der UNESCO, 8. Dezember 1995

Auf Empfehlung der IUCN (International Union for Conservation of Nature) wird in Berlin die Fossilienfundstätte Grube Messel bei Messel (etwa neun Kilometer nordöstlich von Darmstadt) als erstes Naturdenkmal in Deutschland in die Welterbeliste der UNESCO als Weltnaturerbe eingetragen.

Der stillgelegte Tagebau ist eine Ölschieferlagerstätte, die hervorragend erhaltene Fossilien der prähistorischen Fauna und Flora des Eozän (vor 55,8 bis etwa 33,9 Millionen Jahren) aufweist. Weltweit ist von keiner anderen Fossilienfundstätte eine derart vielfältige und fantastisch erhaltene Säugetierfauna bekannt. Besonders berühmt geworden ist die Grube Messel als Fundort von „Urpferdchen“ der Gattungen „Propalaeotherium“ und Eurohippus.

Anlässlich der Eintragung lobt das Welterbekomitee (engl.: World Heritage Committee) die deutsche Regierung für die Unterstützung der hohe Standards erfüllenden paläontologischen Forschung vor Ort. Mit der Entscheidung, der Grube Messel Welterbestatus zu verleihen bestätigt das Komitee die Rechtfertigung im Nominierungsdokument der Regierung:

„… Die Grube Messel Fossilienlagerstätte demonstriert eine vitale und explosive Evolution von Säugetieren die hauptsächlich im Eozän stattfand. Nur einige wenige, qualitativ hochwertige Stätten sind bekannt, welche die Gelegenheit bieten, diese Prozesse zu studieren und an keiner dieser Stätten sind die Fossilien in so herausragender Weise erhalten oder ihre Lebensräume so umfassend rekonstruierbar in einer hohen Vielfalt von Biotopen. Die Exemplare liefern Informationen, welche die Geschichte eines großen Unterstamms der Wirbeltiere entschlüsseln. Diese Funde umfassen ein weites Spektrum diverser eozäner Lebensformen praktisch unvergleichlich oder unerreicht, an irgendeiner anderen Stätte in der Welt…

Die Ölschiefergrube, die einen Durchmesser von rund 800 Metern und eine Tiefe von etwa 65 Meter besitzt, ist international die insgesamt dritte Fossilienlagerstätte, die in die Liste der UNESCO-Welterbestätten Aufnahme findet.

Im Bürgerhaus der Ortschaft Messel nehmen am Freitag, den 14. Juni 1996 der amtierende Hessische Ministerpräsident Hans Eichel (geb. 1941) und die Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Christine Hohmann-Dennhardt (geb. 1950; beide SPD) die Urkunde über die Aufnahme der Fossilienfundstätte in die „World Heritage List“ aus den Händen des Vorsitzenden des Unesco-Welterbekomitees, Horst Winkelmann (geb. 1940), entgegen.
(KU)

Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Grube Messel wird Weltnaturerbe der UNESCO, 8. Dezember 1995“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/1620> (Stand: 8.12.2022)
Ereignisse im November 1995 | Dezember 1995 | Januar 1996
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