Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

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↑ Kriegsgedichte in der Oberhessischen Zeitung (Marburg), Juli - September 1914

Abschnitt 18: Theodor Birt, Englands Kriegserklärung (Gedicht)

◀ Englands Kriegserklärung.

Rußland? Schon gut.
Auch Frankreich? Das kostet Blut, viel Blut.
Nun hat sich auch noch England ermannt:
Der englische Botschafter, Göschen genannt,
Fordert seine Pässe in Berlin.
So laßt ihn ziehn!
Ruhig Blut! In drei Kriegen
Zu Land und zu Wasser sollen wir siegen.

Die Volksmasse staut sich schnell
Vor dem Botschafterhotel.
Nichts weiter! Man möcht' nur eben doch sehn,
Wie diese Gentlemen von dannen gehn
Und in ihre Automobile steigen."
Unschuldigste Neugier. In eisigem Schweigen
Harrt man lautlos und rührt sich nicht.

Da stell'n sich zwei Herren mit dreistem Gesicht
Ins Fenster. Was? Herren? Nein, englische Laffen,
Die frech in die Menge starren und gaffen,
Fixieren nennt man das. Unverschämt!
Kaum, daß das Volk seine Wut bezähmt.
Ein Murren, ein Grolln wird laut. Da reißen
Die Herren das Fenster auf und schmeißen
(Die Sache ist sicher festgestellt)
In die Masse Nickel- und Kupfergeld,
Wie man Spatzen füttert, als sprächen sie:
"Du ruppiges Deutschland, poor Germany,
Da hast du, wenn dir der Hunger droht,
Noch einen Pfennig in der Not."

Das schlug den Boden aus dem Faß.
Nun ist er da, der Engländerhaß.
Es war gelind,
Daß ihnen die Fenster zertrümmert sind.
Sonst wurde Rache nicht genommen;
Sie sind heil aus Berlin entkommen.
Mit andrer Münze woll'n wir's euch zahlen,
Ihr Inselratten, ihr fatalen,
Und eure Neue kommt zu spät.
Sturm soll ernten, wer Wind gesät!

14. 8. 1914. Th. Birt.

[Veröffentlicht in der Oberhessischen Zeitung vom 25. August 1914]
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