Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Regesten der Landgrafen von Hessen

1419 August 1

Notariatsinstrument über die Schlichtung im Streit zwischen den Grafen von Nassau und Katzenelnbogen über Schloß Katzenelnbogen

Regest-Nr. 15571

Überlieferung | Regest | Originaltext | Nachweise | Textgrundlage | Zitierweise
Überlieferung
Ausfertigung: A: Staatsarchiv Marburg, Urk. 1, Nr. 2034 ⟨Altsignatur: Staatsarchiv Marburg, Samtarchiv, Nachtrag 0, Nr. 11⟩.
B: Staatsarchiv Marburg, Urk. 1, Nr. 994 ⟨Altsignatur: Staatsarchiv Marburg, Samtarchiv, Nachtrag 0, Nr. 11⟩.
Rückvermerke: A: instrument, so wie zuschen junghern Johan graven zo Katzenelnbogen und graiffe Adolf von Nassauwe als von Katzenelnboisch des sloß wegen getedingt ist, mittleres 15. Jahrhundert.
B: verschribung, instrument und ander handel zuschen den graven von Katzenelnbogen und den graven von Nassauwe uber Aldenkatzenelnbogen das slos, spätes 15. Jahrhundert.
Regesten: Staatsarchiv Marburg, Ziegenhainer Repertorium XIV, fol. 54; Demandt, Regesten Katzenelnbogen 2, S. 813 Nr. 2914.
Regest
Bacharach. - Der unten genannte Notar bekundet, daß am 1. August 1419 auf dem Kaufhaus zu Bacharach Erzbischof Otto von Trier, Pfalzgraf Ludwig bei Rhein und etliche Räte Erzbischof Johanns von Mainz zu einem Schiedstag in den Streitigkeiten zwischen Graf Adolf von Nassau und Graf Johann von Katzenelnbogen zusammengekommen und die beiden letzteren auch persönlich zugegen waren. Vor diesen und anderen Grafen, Prälaten, Rittern und Knechten führte Ritter Konrad Beyer von Boppard im Namen Graf Johanns von Katzenelnbogen aus, daß sich Graf Adolf von Nassau vermesse, von Graf Johann von Katzenelnbogen das Schloß Katzenelnbogen zu fordern, wogegen dieser das Schloß als rechtes elterliches Erbe erklärt habe, was jedermann wisse. Graf Johann gestehe also dem Grafen Adolf keine Rechte an Katzenelnbogen zu; denn sein + Vater und er selbst hätten es mit allem Zubehör bisher unbestritten besessen, und auch Graf Adolfs Eltern und Vorfahren hätten es ihnen nicht streitig gemacht, nämlich weder Graf Gerlach von Nassau noch Graf Adolf, der spätere Erzbischof von Mainz, und auch nicht Graf Walram, Graf Adolfs von Nassau Vater, die alle drei Brüder waren, und ebensowenig habe es Graf Adolf selber, der nun der vierte Graf zu Nassau sei, getan, bis er dann etwa vor einem Jahr und vier Wochen plötzlich dem Grafen Johann von Katzenelnbogen geschrieben habe, er wolle Katzenelnbogen einlösen (1); später haber er das Einlösungsrecht an der Hälfte des Schlosses gefordert. Die Antworten Graf Johanns seien ihnen (den Schiedsleuten) bekannt. Graf Adolf habe sie jedoch nicht befolgt, sondern die Lösung des halben Schlosses Katzenelnbogen von Graf Johann weiterhin verlangt und zum Beweis, daß ihm eine Hälfte gehöre, zwei Urkunden verlesen lassen, von denen die eine über 90 Jahre alt und von Graf Wilhelm von Katzenelnbogen und Gerlach, Herrn zu Limburg, besiegelt sei (2) und die andere etwa 66 Jahre alt von Graf Wilhelm allein besiegelt sei (3). Er habe ferner ein unbesiegeltes Schreiben auf Papier verlesen lassen, wonach Graf Gerlach von Nassau, Erzbischof zu Mainz, seinen Bruder Graf Adolf (von Nassau) mit Graf Johann (von Katzenelnbogen) dahin verglichen habe, daß die Hälfte des Schlosses Katzenelnbogen nassauisch sei, was auch vor 66 Jahren geschehen sein solle (3).
Wenn aber tatsächlich Nassau an Katzenelnbogen Rechte gehabt hätte, dann hätte jenes dieses Recht nicht so lange auf sich beruhen lassen, zumal beide Schlösser kaum mehr als 1 ½ Meilen voneinander entfernt lägen; außerdem hätten Angehörige beider Häuser an manchen kaiserlichen, königlichen und kurfürstlichen Tagen (hofen und reten) und auch sonst an manchen Turnieren inner- und außerhalb ihrer Lande lange Jahre hindurch gemeinsam teilgenommen und freundschaftlich miteinander verkehrt, ohne daß man je davon gehört habe, daß Graf Adolf oder seine Eltern an Graf Johann oder dessen Vorfahren Ansprüche auf Katzenelnbogen gestellt hätten. Infolgedessen glaube Graf Johann von Katzenelnbogen, daß die erst jüngsthin von Graf Adolf auf Katzenelnbogen erhobenen Ansprüche unzulässig seien und auch die von Graf Adolf verlesenen Urkunden und Zettel an seinem väterlichen Erbe, dem Schloß Katzenelnbogen, von dem er seinen Namen und seine Herrschaft habe, von dem er gebürtig sei und von dem sein Wappen mit Schild und Helm stamme, nicht beeinträchtigen könnten. Graf Johann sei infolgedessen dazu entschlossen, diesen ihm so lange unbestritten eigenen Erbbesitz keiner Schiedsgerichtsbarkeit (verwillkorten rechten) zu unterwerfen, was er auch nicht schuldig sei, sondern willens sein Erbe und seinen Besitz auch weiterhin mit Gottes Hilfe zu behaupten, wie ihm auch seine Herren und Freunde geraten hätten.
Zuletzt bat Konrad Beyer hierüber ein Instrument aufnehmen lassen zu dürfen, um bei weiteren Forderungen und Ansprüchen Graf Adolfs dartun zu können, daß weder seine Vorfahren noch er selbst lange Zeiten hindurch Forderungen auf Katzenelnbogen gegenüber dem Grafen Johann und dessen Vorfahren gemacht hätten und dies erst in jüngster Zeit geschehen sei. - Hierauf fertigte der unten gen. Notar das vorliegende Instrument auf persönliche Bitte Graf Johanns von Katzenelnbogen aus.
Zugegen waren: Erzbischof Otto von Trier, Pfalzgraf Ludwig bei Rhein, Konrad Wildgraf zu Dhaun, Rheingraf zum Stein, Propst zu Frankfurt und Domherr zu Mainz, die Grafen Friedrich von Leiningen, Adolf von Nassau-Diez, dessen Brüder Johann und Engelbrecht von Nassau, Friedrich von Veldenz und die Edlen Gottfried und Eberhard, Herren zu Eppstein, Diether von Isenburg, Herr zu Büdingen, und Sallentin, Jungherr zu Büdingen; ferner: Werner von Oss, Lehrer in geistlichen und weltlichen Rechten, z.Zt. Pfarrer zu Bacharach, Wienand Ort vom Stege und Christian Erpel, Scholaster zu St. Gereon in Köln, beide Lehrer in weltlichen Rechten; Reinhard, Herr zu Westerburg und Schaumburg; die Ritter Hans von Hirschhorn, der schwarze Reinhard von Sickingen, Gottfried von Drachenfels, Johann von Breidenbach, Gilbrecht Waise von Fauerbach, Thammo Knebel, Wiegand von Hatzfeld und die Edelknechte Johann Boos von Waldeck, Marschall Erzbischof Ottos von Trier, Johann von Schöneck, Philipp Flach von Schwarzenberg, Hans Winterbächer, Reinhard von Schwalbach, Eckhard Riedesel, Eberhard Schenk zu Schweinsberg, die Brüder Wilhelm und Diether von Staffel, Gerhard Knebel, Philipp von Rheinberg und andere ehrsame Leute.
Signet und Unterschrift des kaiserlichen Notars Peter Wind von Bacharach.

Weitere Informationen

1) Brief Graf Adolfs von Nassau an Graf Johann von Katzenelnbogen von 1418 Juni 11, siehe Demandt, Reg. Katzenelnbogen Nr. 2868.
2) Entscheid im Streit zwischen Graf Wilhelm von Katzenelnbogen und Graf Gerlach von Nassau über Katzenelnbogen von 1329 Dezember 5.
3) Unbekannt.

Kommentar

1326 Oktober 18 verkaufen Raugraf Heinrich der Ale und seine Ehefrau Katharina, geb. Gräfin von Katzenelnbogen, ihren Anteil an Katzenelnbogen an Graf Johann von Nassau.
1347 Juli 31 verschreibt Graf Adolf von Nassau mit Zustimmung seines Neffen Graf Wilhelm von Katzenelnbogen seiner Frau Margarete seinen Teil von Burg und Stadt Katzenelnbogen.
1350 Mai 29 verkaufen Graf Adolf von Nassau und seine Frau Margarete ihren Anteil an Katzenelnbogen wiederlöslich an Graf Wilhelm von Katzenelnbogen.

Nachweise

Ausstellungsort

Bacharach (Gem. Rhein-Nahe/Lkr. Mainz-Bingen/Rheinland-Pfalz)

Aussteller

Wind, Peter, kaiserlicher Notar

Empfänger

Katzenelnbogen, Grafen, Johann IV. · Nassau-Wiesbaden-Idstein, Grafen, Adolf II.

Siegler

Wind, Peter, kaiserlicher Notar

Zeugen

Trier, Erzbischöfe, Otto von Ziegenhain · Pfalz, Kurfürsten, Ludwig III. · Mainz, Erzbischöfe, Konrad III. von Dhaun · Leiningen-Dagsburg, Grafen, Friedrich IX. · Nassau-Dillenburg, Grafen, Adolf · Nassau-Dillenburg, Grafen, Johann II. · Nassau-Dillenburg, Engelbert I. · Veldenz-Geroldseck, Grafen, Friedrich III. · Eppstein-Münzenberg, Herren, Gottfried VII. · Eppstein-Königstein, Herren, Eberhard II. · Isenburg-Büdingen, Grafen, Diether I. · Isenburg-Büdingen, Grafen, Salentin · Oss, Werner von · Ort vom Stege, Wienand · Erpel, Christian · Westerburg, Herren, Reinhard II. · Hirschhorn, Hans [I.] von · Sickingen, Reinhrd [I.] von · Drachenfels, Gottfried von · Breidenbach gen. Breidenstein, Johann [I.] von · Waise von Fauerbach, Gilbrecht [II.] · Knebel, Thammo · Hatzfeld, Wiegand [II.] · Boos von Waldeck, Johann · Schöneck, Johann von · Flach von Schwarzenberg, Philipp [I.] · Winterbächer, Hans · Schwalbach, Reinhard [II.] von · Ridesel, Eckhard [II.] · Schenk zu Schweinsberg, Eberhard [IV.] · Staffel, Wilhelm [I.] von · Staffel, Dietrich [II.] von · Knebel, Gerhard · Rheinberg, Philipp von

Weitere Personen

Nassau-Wiesbaden-Idstein, Grafen, Gerlach · Mainz, Erzbischöfe, Adolf I. von Nassau · Nassau-Wiesbaden-Idstein, Grafen Walram IV. · Mainz, Erzbischöfe, Johann II. von Nassau · Beyer von Boppard, Konrad · Katzenelnbogen, Grafen, Diether VIII. · Katzenelnbogen, Grafen, Wilhelm II. · Limburg, Gerlach [II.] von · Nassau-Wiesbaden-Idstein, Grafen, Adolf I. · Nassau-Wiesbaden-Idstein, Grafen, Margarete, Frau Adolfs I.

Weitere Orte

Bacharach (Gem. Rhein-Nahe/Lkr. Mainz-Bingen/Rheinland-Pfalz), Kaufhaus · Bacharach (Gem. Rhein-Nahe/Lkr. Mainz-Bingen/Rheinland-Pfalz), Pfarrer · Trier, Erzbischöfe · Pfalz, Kurfürsten · Nassau, Grafen · Katzenelnbogen (Rhein-Lahn-Kreis/Rheinland-Pfalz), Burg · Mainz, Erzbischöfe · Limburg a.d. Lahn, Herren · Frankfurt a.M., Pröpste · Mainz (Rheinland-Pfalz), Domherren · Köln (Nordrhein-Westfalen), St. Gereon · Westerburg (Westerwaldkreis/Rheinland-Pfalz), Herren · Schaumburg (Gem. Rinteln/Lkr. Schaumburg/Niedersachsen), Herren

Sachbegriffe

Streitigkeiten, Vermitteln in · Besitzstreitigkeiten · Urkunden, als Beweismittel · Söhne · Erzbischöfe · Kurfürsten · Grafen · Notare · Scholaster · Pfarrer · Wappen · Turniere · Notariatsinstrumente · Prälate · Ritter · Knechte · Erbe, Streit um · Marschälle

Textgrundlage

Stückangaben, Regest

Demandt, Reg. Katzenelnbogen 2

Zitierweise
Landgrafen-Regesten online Nr. 15571 <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/lgr/id/15571> (Stand: 29.03.2024)