Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

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Postkarte

Postkarte: "'Durchhalten!'"

↑ Klaus Wiedemann, Der Erste Weltkrieg aus der Sicht eines Kasseler Oberschülers, 1914-1918

Abschnitt 34: Ernährung im Kriege

◀ [66-67] [S. 66]
Ernährung im Kriege.

Da unsere Feinde uns mit den Waffen den nicht besiegen können, so suchen sie uns auf andere Weise unter ihr Joch zu bekommen. Sie haben den täuflischen Plan gefaßt, uns aus zu hungern, darum haben sie uns vom Weltmarkte ausgeschlossen. Wir bezogen in Friedenszeiten viel Getreide und Futtermittel. Dieses mußte aber ersetzt werden. Zuerst setzte der Staat Höchstpreise fest, und verbot, daß kein Brotgetreide dem Vieh verfüttert werden dürfe. Da die Bauern und Viehbesitzer diesem Gesetzt nicht fügen konnten, sah sich der Staat geveranlaßt, alles Getreide zu beschlagnahmen, welches in Kornhäusern aufbewahrt würde. [S. 67] Da unser Weizenbestand sehr knapp war, so wurde es durch Roggenmehl ersetzt, das Roggenmehl wurde durch Kartoffeln, Kartoffelflocken oder Kartoffelmehl ersetzt. Am Anfang des großen Krieges stellte sich heraus, daß wir, wenn unser Mehlverbrauch weiter in dem Maß[e] vor sich ging, nicht mit unseren Mehlverbrauch ausreichen würden. Um dieses zu verhindern griff der Staat zu einer Einteilung[s]maßregel, der Brotkarten. Es wurde festgestellt daß 4 Pfund Brot auf eine Person in der Woche ausreichten. So wurden in ganz Deutschland die Brotkarte eingerichtet da der Bauer kein anderes Futtermittel, als die Kartoffel hatte, so war er gezwungen sie zu verfüttern, und so stellte sich auch hier eine gewisse Knappheit ein. Der Staat wußte keinen anderen Ausweg, als die Kartoffeln zu beschlagnahmen, um sie für die menschliche Nahrung zu behalten. ▶