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Besuch Papst Johannes Pauls II. in Fulda, 17.-18. November 1980

Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, Papst Johannes Paul II. (1920–2005; bürgerlich: Karol Józef Wojtyła) besucht die osthessische Bischofsstadt Fulda. Am Nachmittag des 17. November landet der aus Polen stammende und am 16. Oktober 1978 zum Nachfolger des am 28. September 1978 verstorbenen Johannes Paul I. gewählte 60-Jährige von Mainz kommend mit einem Helikopter auf dem Gelände des Bundesgrenzschutzstandortes in der Leipziger Straße. Nach der Begrüßung durch den Fuldaer Bischof Eduard Schick (1906–2000) fährt der Papst im Sichtwagen zum Fuldaer Dom, wo er gemeinsam mit Priestern, Seminaristen, und Diakonen die Heilige Messe feiert. Dort besucht er in der Krypta auch das Grab des heiligen Bonifatius (etwa 672/673–754/755).

Nach dem Bonifatiusjubiläum und Katholikentag von 1954 ist der Besuch des Papstes das bislang größte kirchliche Ereignis in Fulda. Die Aufnahme Fuldas in das Besuchsprogramm des Papstes war durch den Pontifex selbst angeregt worden, nachdem er bereits (noch als Kardinal) bei einem Zusammentreffen des polnischen Episkopats mit der Deutschen Bischofskonferenz vor zwei Jahren die geschichtsträchtige hessische Bischofsstadt kennengelernt hatte.

Um den reibungslosen Ablauf des Besuchsprogramms und die Sicherheit des Papstes zu gewährleisten arbeiten der in Fulda ansässige Bundesgrenzschutz, die Stadt und das Bistum eng zusammen. Als besonders verdienstvoll wird im Nachhinein die Arbeit des amtierenden Oberbürgermeisters Wolfgang Hamberger (geb. 1930; CDU) und des Diözesanbeauftragten für den Papstbesuch, Domkapitular Josef Mönninger genannt.

Besondere Akzente setzt das Kirchenoberhaupt mit einer Mahnung, die er am Abend des 17. November an die Priester, Diakonen und Seminaristen richtet, „alles zu tun, dass der Empfang des Bußsakramentes in der persönlichen Beichte wieder selbstverständlich wird für alle Getauften“. In der am selben Abend vor der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz gehaltenen Ansprache warnt der Papst davor, sich allein auf das persönliche Gewissen zurückzuziehen. Sein Aufruf lautet: „Setzt gegen ein Anspruchsdenken und eine Konsumhaltung die Alternative eines Lebens aus dem Geiste Christi.“

Am 18. November wird Johannes Paul II. von schätzungsweise 100.000 Gläubigen in der Innenstadt und bei einem Gottesdienst unter freiem Himmel auf dem Domplatz begeistert empfangen. Zuvor appellierte er am Morgen an die Laien im kirchlichen Dienst, die Sache der Kirche zur ihrer eigenen zu machen, denn nur so könne die Kirche lebendig und glaubwürdig bleiben. Bei der sich unmittelbar anschließenden Begegnung mit dem Zentralkomitee der Deutschen Katholiken appelliert er an die katholischen Räte und Verbände: „In Glaubensvermittlung und Weltdienst habt auch Ihr heute Eure vornehmste Aufgabe als Laien.“

Im Anschluss an den unter freiem Himmel gehaltenen Gottesdienst ruft Johannes Paul II. die Gläubigen dazu auf, Mitverantwortung für die Zukunft der Kirche zu tragen. Zehntausende jubeln ihm anschließend zu, als er über die Kastanienallee (heute: Johannes-Dyba-Allee), die Pauluspromenade, den Bonifatiusplatz und den Schlossgarten zum Bischofshaus fährt. Am Nachmittag verlässt der Papst wiederum vom Gelände des Bundesgrenzschutzes aus mit dem Hubschrauber die Stadt und ab und steuert den Wallfahrtsort Altötting in Oberbayern an.
(KU)

Belege
Empfohlene Zitierweise
„Besuch Papst Johannes Pauls II. in Fulda, 17.-18. November 1980“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/1437> (Stand: 7.12.2022)
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