Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Der Rückmarsch des 9. Rheinischen Infanterie-Regiments Nr.160 nach Hessen, 1918

Abschnitt 1: Gefechte und Aktionen am 8.-10. November 1918

[380-381]

Erläuterung:
Das 9. Rheinische Infanterie-Regiment Nr. 160 war zu Friedenszeiten in Bonn, Friedrichsfeld1 und Diez an der Lahn stationiert. Von den drei Standorten aus rückte das in den ersten Augusttagen 1914 mobilisierte Regiment zum Einsatz an der Westfront aus. In den letzten Kriegstagen lag das Regiment in der Gegend von Mangiennes im Département Meuse zwischen Verdun und Longuyon, wo ihm französische und amerikanische Einheiten gegenüberstanden. Die Kampfhandlungen wurden bis zum Schluss geführt und endeten erst kurz nach Beginn des Waffenstillstands am 11. November 1918 um 11.45 Uhr.


[...] Am 8. November, vormittags 9 Uhr, wurde der Regts.-Stab I.-R. 160 durch Regts.-Stab I.-R. 1372 abgelöst. Die Komp. richteten sich, so gut es gehen wollte, in der neuen Stellung ein. Abends kam die Nachhut: Stab I./1603 mit den vier Komp. zurück. Diese hatten mittags noch in den eingebauten Küchen in der Brunnenschlucht gekocht und dann durch Fahrzeuge das Küchengerät zurückgeschafft. Am Nachmittag, 5.30 Uhr, war der Franzose in die K. W. L. bei I.-R. 694 eingebrochen; I./160 hatte jedoch auch jetzt noch seine Stellung gehalten und ging erst um 6 Uhr befehlsgemäß zurück. Lt. Pegels blieb mit zwei Gruppen noch bis zum folgenden Morgen. I.-R. 137 übernahm die Besetzung des Vorfeldes und nahm am 8. November noch zwei Amerikaner gefangen. Der Troß wurde nach Chatillon5 umquartiert.

Am 9. November kam Nachricht, daß der Feind im rechten Nachbarabschnitt Fortschritte mache; nachmittags wurde gemeldet, daß er bis in die Gegend von Chaumont6 vorgedrungen sei. Am Abend des 9. November stand der Gegner in der Linie: Bahnhof Moirey-Sachsenhöhe-Regts.-Gefechtsstand Meriko-Caure's-Rücken-Küchenschlucht. I.-R. 160 war bis jetzt nicht in Mitleidenschaft gezogen. Während der Nacht nur geringe Kampftätigkeit. Im Laufe des 10. 11. schoß sich der Gegner auf die neue Kriemhildstellung7 ein. Die Truppe lag zum größten Teil im Wald von Mangiennes8. M.-G.-Nester wurden erkundet und besetzt; der hochragende Romagne-Rücken gab vorzügliche Stellungen ab. Ein Angriff der Amerikaner wurde im Vorfeld durch I.-R. 137 abgeschlagen. Zum ersten Mal wurde an diesem Tage von Waffenstillstand gesprochen. Es kam Nachricht, daß dieser in kürzester Frist zu erwarten sei. Ein Befehl des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg mahnte zu Ruhe und Ordnung. In Spannung verging die Nacht. Die letzte Gefechtsmeldung am Abend des 10. November besagte, daß die Amerikaner im Besitz der Wettiner Höhe bei Chaumont und im Vordringen nach Osten sei. Das bedeutete für den 11. November für I.-R. 160 Angriff aus der Flanke, vielleicht gar aus dem Rücken. Alarmbereitschaft wurde angeordnet. Auch jetzt noch herrschte Entschlossenheit, den Kampf aufzunehmen und auszuharren. Spät abends traf die Nachricht ein, daß der Abg. Ebert Reichskanzler geworden sei. Vom näheren Zusammenhang der Ereignisse hatte kaum jemand eine Ahnung. Wie ein [S. 381] großes, dunkles Rätsel stand diese Nachricht vor uns. Was war geschehen? Wir in der Front wußten es nicht. Erst sehr viel später ist uns klar geworden, welche Geschehnisse sich in der Heimat abgespielt hatten, während wir mit Anspannung aller Kräfte dem äußeren Feinde wehrten. Daß etwas Besonderes in der Luft liegen müsse, zeigte ein Divisionsbefehl an, der abermals zur Ruhe mahnte und betonte, daß der Waffenstillstand bald zu erwarten sei.


  1. heute Stadt Voerde (Niederrhein).
  2. Das in Hagenau stationierte 2. Unter-Elsässische Infanterie-Regiment Nr. 137.
  3. Die militärische Abkürzung wie I./160 o.ä. bedeutet: 1. Bataillon des Regiments Nr. 160.
  4. Das 7. Rheinische Infanterie-Regiment Nr. 69.
  5. Chatillon l'Abbaye, Département Meuse, nordöstlich Pillon.
  6. Chaumont-devant-Damvillers, Département Meuse.
  7. Deutsche Verteidigungsstellung.
  8. Ort im Département Meuse an der D 66

Personen: Pegels, Leutnant · Hindenburg, Paul von · Ebert, Friedrich
Orte: Bonn · Friedrichsfeld · Diez · Mangiennes · Verdun · Longuyon · Moirey · Chaumont-devant Damvillers · Voerde · Hagenau · Chatillon l’Abbaye · Pillon
Sachbegriffe: 9. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 160 · Infanterie-Regiment Nr. 160 · Mobilmachung · Franzosen · Amerikaner · Waffenstillstand · 2. Unter-Elsässisches Infanterie-Regiment Nr. 137 · Infanterie-Regiment Nr. 137 · Kompanien · Feldküchen · Küchengerät · 7. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 69 · Infanterie-Regiment Nr. 69 · Kriemhildstellung · Maschinengewehre · Novemberrevolution
Empfohlene Zitierweise: „Der Rückmarsch des 9. Rheinischen Infanterie-Regiments Nr.160 nach Hessen, 1918, Abschnitt 3: Gefechte und Aktionen am 8.-10. November 1918“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/114-1> (aufgerufen am 25.04.2024)