Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Offenbach am Main

Stadtteil · 98 m über NN
Gemeinde Offenbach am Main, Stadt Offenbach am Main 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Stadt

Lage und Verkehrslage:

Endbahnhof der Eisenbahnlinie Frankfurt am Main – Offenbach am Main ("Lokalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.4.1848) bis zur Stilllegung der Strecke 1955 und Offenbach am Main – Reinheim ("Rodgaubahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.10.1896) (auch der Bahnhof Offenbach/Ost liegt an dieser Strecke).

Bahnhof der Eisenbahnlinie Bebra – Hanau – Frankfurt am Main ("Bebraer Bahn";"Bebra-Hanauer-Bahn") (Inbetriebnahme der Strecke 15.11.1873).

Ersterwähnung:

977

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (1320)
  • Flecken
  • Erst seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts wird Offenbach auch als Stadt bezeichnet.

Ortsteile:

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3483048, 5552176
UTM: 32 U 482980 5550395
WGS84: 50.105563° N, 8.76199° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

413000000

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 7432, davon 2001 Acker, 1798 Wiesen, 3011 Wald
  • 1961 (Hektar): 4260, davon 1344 Wald (= 31.55 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1961: 116195, davon 59937 evangelisch (= 51.58 %), 41022 katholisch (= 35.30 %)

Diagramme:

Offenbach am Main: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1556: Grafschaft Isenburg-Birstein, Amt Offenbach
  • 1729: Grafschaft Isenburg-Birstein, Oberamt Offenbach
  • 1787: Fürstentum Isenburg-Birstein, Anteil an der oberen Grafschaft Isenburg, Oberamt Offenbach
  • 1816: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Starkenburg, Oberamt Offenbach (zur Standesherrschaft Isenburg gehörig)
  • 1820: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Starkenburg, Oberamt Offenbach (zur Standesherrschaft Isenburg gehörig)
  • 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landkreis Offenbach
  • 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landkreis Offenbach
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landkreis Offenbach
  • 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Landkreis Offenbach
  • 1938: Deutsches Reich, Land Hessen, Stadtkreis Offenbach
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Stadtkreis Offenbach
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Stadtkreis Offenbach
  • 1952: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreisfreie Stadt Offenbach am Main (Umbenennung)

Altkreis:

Offenbach, Stadt

Gericht:

  • Zentgericht Bornheimer Berg
  • 1820: standesherrliches Amt Offenbach
  • 1823: Langericht Offenbach
  • 1879: Amtsgericht Offenbach

Gemeindeentwicklung:

1.4.1908: Eingliederung der Gemeinde Bürgel

1.4.1938: Eingliederung der Gemeinde Bieber

1.11.1938: Ausgliederung aus dem Landkreis Offenbach als selbstständiger Stadtkreis (seit 1952 unter der Bezeichnung "Kreisfreie Stadt")

1.4.1942: Eingliederung der Gemeinde Rumpenheim.

1.4.1955: Umgemeindung des Wohnplatzes Wildhof (15 Einw.) nach Heusenstamm, St., Ldkrs. Offenbach.

Im Zuge der Gebietsreform fanden keine Eingliederungen statt.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 977 bestätigte König Otto II. auf Bitte des Mainzer Erzbischofs Willigis der königlichen Salvatorskapelle zu Frankfurt die Schenkung in Offenbach durch eine Frau Ruotlint.

Zehntverhältnisse:

1266 hat das Petersstift in Mainz die Zehntrechte inne

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1270, vor 1333 Pfarrkirche

Patrozinien:

  • Maria

Pfarrzugehörigkeit:

Zu Mühlheim

Patronat:

1320 Petersstift in Mainz

1556 Grafen zu Isenburg

Diakonische Einrichtung:

Diakonissen in Gemeindestation, Arbeit im Städtischen Krankenhaus; Ev. Verein für Kinder- und Krankenpflege; nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 gibt es in mehreren Gemeinden von Offenbach Schwesternstationen: Friedensgemeinde - eine Schwesternstation mit 1, ein Kindergarten mit 1 Kraft; Johanneskirchengemeinde – Schwesternstation (1), Kindergarten (3); Lukaskirchengemeinde Schwesternstation (1), Kindergarten (1); Lutherkirchengemeinde Schwesternstation (1), Kindergarten (3); Markuskirchengemeinde Schwesternstation (1); Schlosskirchengemeinde Schwesternstation (1), Kindergarten (3); Stadtkirchengemeinde Schwesternstation (1), Kindergarten (3)

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Müllner 1542 bis nach 1546

Reformierter Bekenntniswechsel: 1596 durch Wolfgang Ernst I. zu Isenburg-Birstein, 1635 wieder lutherisch unter hessen-darmstädtischer Herrschaft, 1643 wieder reformiert unter Isenburger Herrschaft

Neben der reformierten Gemeinde bestanden seit 1698 eine französisch-reformierte sowie seit 1734 eine lutherische.

1848 Vereinigung der deutsch-reformierten und lutherischen Gemeinde.

Kirchliche Mittelbehörden:

St. Peter und Alexander in Aschaffenburg, Landkapitel Rodgau

Juden:

Seit 1917 nutzen Juden aus Fechenheim die Offenbacher Synagoge, obwohl sie nicht offiziell der Gemeinde angehören.

um 1700: 120 Schutzjuden, 1797 über 100 jüdische Familien, 1828: 1081 Juden, 1834: 241 jüdische Familien, 1843: 1/10 der Bevölkerung Juden, darunter 150 Schulkinder, 1861: 1382, 1871: 1232, 1900-1905: ca. 1200, 1910-1913: 2361 Juden, davon 1131 Ausländer (876 Russen, 200 Österreicher), 1924: 1700, 1932: 1500, 1937: noch knapp 1000 Juden

Synagogenbau im 18. Jahrhundert, 1821 Renovierung

1751 Hospitalgebäude, 1770 Gemeindehaus und Mikwe

1913-1916 Synagogenbau in der Goethestraße

Friedhof seit 1725

Kultur

Schulen:

um 1560 besteht eine Schule; Schulmeister: Heinrich Florus 1570-1572; 1691 Umwandlung in eine Lateinschule durch Graf Johann Philipp zu Isenburg-Birstein

1734 Errichtung der lutherischen Schule; 1774 Mathematischer Zeichenunterricht

1816 vier christliche Schulen; 1826 neunzehn Privatschulen

1832 Handwerkerschule

1833 Umwandlung der Konfessions- in Simultanschulen

1834 Realschule, später Umwandlung in Oberrealschule und Gymnasium

1853 Höhere Töchterschule, später Albert-Schweitzer-Schule

1910 Volksschule mit acht Klassen, Schulhäuser von 1830, 1864, 1878, 1883, 1901, 1904

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

1556 Residenzstadt, damit Regierungs- und Verwaltungssitz

1787 gehören das Amt Dreieich, Dreieicher Waldungen und die Deputatorte des Grafen zu Isenburg-Philippseich zum Oberamt Offenbach, das wiederum aus den Orten Neu-Isenburg, Offenbach (Stadt), Okriftel und Gehspitz besteht

Wirtschaft:

15. und 16. Jahrhundert Entstehung von Gewerbe, Pferdehandel,1595 zwei Bierbrauer

1609 Buchdrucker, bedeutende Buchdruckmanufakturen

Förderung des Handwerks durch die Isenburger Grafen - 1732 Isenburger Zunftordnung; 1710 Schneiderzunft, Sammelzunft der Bauhandwerker, Hakenzunft der Schmiede, Schlosser, Wagner

um 1700 Aufnahme von Hugenotten und Entwicklung der Textilindustrie (wollene und seidene Tücher, Plüsch, Felbelhüte)

1733 erster Großbetrieb Tabakfabrik, 1774 Musikalienhandlung und Notendruckerei, Fabrikationsstätten für Bijouterie- und Textilwaren, Fayencen, Wachstuch

1800 erste Steindruckerei Deutschlands

im 19. Jahrhundert Aufbau der bedeutenden Lederwarenindustrie (Taschen, Etuis, Schuhe)

1870 erste deutsche Zelluloidwarenfabrik

Aufbau differenzierter Industriebetriebe: Metallwaren, chemische Produkte, Fahrzeugbau, Elekroindustrie, Holzverarbeitung, Kunststoffverarbeitung

seit 1949 Internationale Lederwarenmesse

Mühlen:

1489 Mühle

Nachweise

Quellen:

Literatur:

Zitierweise
„Offenbach am Main, Stadt Offenbach am Main“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/13036> (Stand: 25.5.2023)